Ich habe schon seit dem Augenblick, wo ich den Führerschein bekam, Angst vor dem Autofahren. In den Fahrstunden war das nicht, weil ich da nicht die Verantwortung hatte. Die Anwesenheit des Fahrlehrers hat mir Sicherheit gegeben und ich wusste, dass er übernehmen kann, wenn ich etwas nicht schaffe.
Nach der Fahrprüfung habe ich mich erst einmal mehrere Woche geweigert, mich ins Auto zu setzen. Dann hat meine Mutter mich quasi gezwungen, immer sonntags morgens ganz früh, wo noch kein Auto weit und breit unterwegs war, entweder mit ihr oder meinem Vater zu üben. Dazu kam, dass ich erst lernen musste, mit Gangschaltung zu fahren, denn ich hatte auf Automatik die Fahrürpfung gemacht und nur die 6 obligatorischen Fahrstunden mit Gangschaltung gemacht.
Es dauerte über ein Jahr, bis ich mich getraut habe, allein los zu fahren und das auch nur im Umkreis von 10 Kilometern. Die nächsten Jahre bin ich nur ganz wenig gefahren, dann einige Jahre gar nicht, weil wir kein Auto mehr hatten.
Als ich mit 30 eine Arbeitsstelle bekam, wo man mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr schlecht hinkam, habe ich mein erstes eigenes Auto gekauft und bin 20 Jahre lang 60 km hin und zurück hauptsächlich Autobahn gefahren, aber sonst nirgends hin. Ich muss dazu sagen, dass bei uns im Vergleich zu Ballungsräumen sehr wenig verkehr herrscht, und trotzdem hatte ich immer Angst. Es hat sich im Laufe der Jahre gebessert, aber ohne Angst war ich nie.
Seit 5 Jahren habe ich ein neue Arbeitsstelle, wo ich ganz bequem mit dem Zug fahren kann und seitdem fahre ich nur noch hier bei uns im Ort zum Einkaufen.
Ich habe nicht nur Angst vor dem Fahren selbst, sondern auch vor allen anderen Dingen, die mit dem Fahren zu tun haben, z.B. dass das Auto unterwegs kaputt geht. Bei jedem ungewöhnlichen Geräusch, das das Auto macht bekomme ich einen Herzkaschper.
Oder Tanken. Meine Mutter hat immer das Auto für mich getankt, aber sie ist ja vor kurzem gestorben, so muss ich das in Zukunft selbst machen. Vor 4 Wochen kam meine Freundin extra zu mir und wir sind zusammen zur Tankstelle, damit sie mir zeigt wie das geht. Ich habe jetzt schon den Horror davor, es beim nächsten alleine machen zu müssen.
Dann habe ich einen Horror davor, in ein Parkhaus oder einen Parkplatz zu fahren, wo man durch eine Schranke muss, weil ich Angst habe, dass ich es nicht hinkriege, sie zum Öffnen zu bringen. Ich habe oft genug gesehen, dass das passieren kann. Ich bin auch noch nie auf so einen Parkplatz gefahren.
Dann habe ich Angst davor, in eine Waschanlage zu fahren. Der größte Horror dabei ist, dass ich es nicht schaffe diese Schiene richtig zu treffen. Ein paarmal habe ich mich dazu durchgerungen, aber ich war jedes klatschnass geschwitzt.
Außerdem habe ich Angst, mich zu verfahren und nicht mehr zurückzufinden. Oder ich habe Angst, keinen Parkplatz (der ohne Schranken, ohne Parkautomat und nicht zum seitlich Einparken ist ) zu finden, wenn ich irgendwo hinmüsste.
Aber mir macht das Problem nichts aus. Ich gehe viel zu Fuß, fahre mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln.
22.03.2016 17:46 •
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