Gast
Es ist komisch, dass ich noch nicht früher versucht hab, per Internet Leute zu finden, die auch unter Angst leiden. Ehrlich gesagt hab ich auch garnicht gewusst, dass es sowas wie Angstforen gibt.
Was ich eigentlich schreiben wollte: dein Beitrag ist ja nun schon etwas älter, ich hoffe, es geht dir inzwischen besser.
Ich kenn das so gut, dieses "stell dich nicht so an" und "so schlimm wird es schon nicht sein" von Leuten, die Angst nur als "Erschrecken" oder akute, auf ein bestimmtes Ereignis bezogene Angst kennen. Ich bin auch 23 Jahre alt und bei mir wurden die diffusen Angstzustände durch Stress ausgelöst. Und wenn man das sagt, heißt es gleich: "Wie kann denn jemand, der so jung ist wie du, schon unter Stress leiden? Du hast doch noch nicht mal gearbeitet!" Ich hab nach dem Abi direkt angefangen zu studieren, was heißt raus von zu Hause, die alten Freunde zurücklassen, die ja auch alle was anderes gemacht haben und weggezogen sind (ich komm vom Dorf) und it dem Leben allein klarkommen. Ich hab mich in die Arbeit gestürzt (also ins Lernen) und mich um neue Freunde gekümmert. Als beim Lernen dann erste Misserfolge kamen (was ich nicht kannte) und diese neuen Freunde mich überlasteten (weil ich mir immer wieder Menschen mit anorektischen oder bulimischen und depressiven Zügen suche und versuche, ihnen zu helfen...Helfersyndrom und so) überkam mich mit der Zeit ein immer größeres Gefühl der Hilflosigkeit und Wertlosigkeit. Und irgendwann endete das dann in Herzrasen, Hypertonie und der tatsächlichen Angst zu sterben. Meine damalige Hausärztin meinte, ich solle es mit Sport und Autogenem Training versuchen, eine Indikation für eine Therapie läge nicht vor. Und sie verschreib mir Oxazepam für "Notfälle, damit sich das Herz beruhigt". Das hab ich nie genommen, weil ich mir sicher war, kein Medikament zu benötigen (ich hab was gegen Ärzte, die sofort medikamentös behandeln). Das mit dem autogenen Training und dem Sport half etwas, aber diese Anfälle, wenn ich alleine war, kamen weiterhin. Inzwischen hat sich das verschoben, wenn ich Angst hab, hat das inzwischen hypochondrische Züge. Aber es wird besser, vor allem auch, weil mein Umfeld inzwischen akzeptiert hat, dass eine 23jährige sehr wohl sich vom Leben überfordert fühlen kann und dass das keine Mädchenspinnereien sind. Und ich habe eine wirklich gute Ärztin gefunden, die mich an einen sehr fähigen Therapeuten verwiesen hat. Ich mache eine Gesprächstherapie und fange an, wieder mit mir selbst klar zu kommen und mich nicht mehr ständig selbst zu entwerten. Und hey, inzwischen kann ich auch wieder mehrere Tage ganz alleine sein, ohne durchzudrehen oder wieder zu meinen, todkrank zu sein.
Ich hoffe, du kriegst deine Angst in den Griff! So wie du schreibst willst du das und ich wünsche dir alles Gute dabei!
Liebe Grüße
27.01.2004 15:05 • #21