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Hallo liebe Mitleidende,

habe mein Posting wohl im falschen Forum abgesetzt, hier der Link dazu,
würde mich überzahlreiche Kommentare und Anregungen freuen!

angst-vor-krankheiten-f65/angst-vor-ungewohnten-situationen-versagensangst-t66112.html

Viele Grüße,
Robert

25.06.2015 10:40 • 06.07.2015 #1


7 Antworten ↓


Hier der Text vom original posting:

Zitat:
Hallo liebe Mitleidende,

Ich habe mir nun überlegt hier das erste Mal etwas zu posten und euch meine Geschichte zu erzählen. Vielleicht findet sich ja der eine oder andere in meiner Geschichte wieder oder jemand weiß irgendwelche hilfreichen Tipps.

Bin 30 Jahre alt, männlich und habe berufsbegleitend studiert.

Ich möchte kurz mit meiner Lebensgeschichte beginnen.
In gewissen Situationen, vor allem wenn ich allein war, war ich schon als Kind ängstlich. zB alleine schlafen gehen. Ansonsten stand ich aber immer mit beiden Füßen im Leben. Als Jugendlicher belasteten mich hin und wieder Darmbeschwerden, vor allem vor irgendwelchen Reisen. Dies war jedoch einiger Maßen erträglich, jedoch ich war fast immer wieder froh nach Hause zurückzukehren. Egal wo ich war, obwohl ich aber auch immer gerne verreiste. Dieses Verhalten war zumindest damals noch kein Grund zur Besorgnis.

Mit 23 Jahren beschloss ich, neben einem Vollzeitjob berufsbegleitend studieren. Es war natürlich hart und stressig aber ich machte es gerne, jedoch merkte ich öfters dass sich meine Brust zusammenschnürt und auch das eine oder andere Mal so eine Art Herzstolpern. Dies wühlte mich innerlich irgendwie auf und machte mich ängstlich, jedoch konnte ich bis auf weiteres damit umgehen. Ging dann irgendwann zum Internisten, welcher mir sagte alles bestens, bis super gesund. Dann war das für mich wieder relativ ok! Kurz vor meinem 28. Geburtstag erfuhr ich, dass eine Bekannte einen Herzinfarkt hatte mit 30 Jahren. Eine Woche später musste ich zu einer Aufnahmeprüfung gehen für ein weiteres Studium und eine Dienstreise stand bevor. Meine erste eigene Dienstreise mit 6 Stunden anfahrt und 4 Stunden Präsentation. Vor beiden Terminen war ich natürlich nervös, aber ich dachte mir nichts dabei, denn bis jetzt habe ich eh immer alles irgendwie meistern können. Ich rechnete jedoch nicht damit, dass ich bei der Aufnahmeprüfung bereits subjetives Herzstolpern empfand und Panik bekam. Bei der Dienstreise konnte ich nicht schlafen, fuhr dann 7 Stunden im Auto ohne vorher geschlafen zu haben und musste 4 Stunden Vortrag halten. In dieser Zeit war mein Körper in voller Panik und ich verspürte auch Herzstolpern. Seit dem hat sich mein Leben verändert.

In jeder ungewohnten Situation bekam ich Herzstolpern und Panikattacken. War danach 2 x stationär im Krankenhaus und machte auch eine Psychotherapie, sowie viel Sport und Yoga. Damit wurde mir selbst bewusst, dass ich nicht Herzprobleme hatte, sondern an Panikattacken litt. Nach dieser Erkenntnis konnte ich mich ganz gut mit den Attacken arrangieren und sie traten auch immer weniger auf. Es gab noch hin und wieder Situationen, wo sie auftraten, aber ich sah mich irgendwie drüber. In der Zwischenzeit fuhr ich sogar wieder einmal auf eine Dienstreise und es war kein angenehmes Gefühl, aber es lief ganz gut und es gefiel mir auch.

So und jetzt kam dann der große Rückschlag. Ich sollte wieder zur selben Dienstreise antreten wie vor 2 Jahren, mit der 7 Stündigen Autofahrt und der Präsentation. Zuerst dachte ich mir, cool das schaffe ich jetzt auch noch und dann bin ich einfach gut und habe alles geschafft. Leider fing mein Körper an zu rebellieren mehrere Tage im Voraus, sodass ich 3 Tage vorher schon nicht mehr schlafen konnte und ich so geschwächt war, dass ich kurzfristig die Reise abbrechen musste. Dann war natürlich erstmal Erleichterung im Körper, jedoch fühle ich mich jetzt richtig schlecht und habe die Befürchtung dass sich meine gesamtes Wohlbefinden verschlechtern könnte und sich die Versagensängste weiter ausbreiten könnten. Außerdem bin ich auch etwas ratlos, was und wie ich tun sollte um mich hier weiter zu entwicklen, bzw. die Abwärtsspirale aufzuhalten. Mich würde auch interessieren, was hier realistisch betrachtet möglich ist zu therapieren, bzw. zu machen. Die Herzphobie ist nicht mehr mein Problem, es ist anscheined irgendetwas in meinem Körper, was mich blockiert und mir Angst bereitet vor ungewohnten Umgebungen und Situationen, wo ich Leistung bringen sollte. Auf gut Deutsch knicke ich immer ein, wenns um was geht, zumindest in einigen Fällen. Irgendwie auch ein Problem mit dem Selbstvertrauen, aber irgendwie kann ich das nicht wirklich steuern mit zureden oder positiven Denken oder dergleichen. Sehr oft ist bei mir das Hauptproblem, dass ich dann nicht schlafen kann und der nächste Tag dann der Horror ist. Bei richtig fordernden Situationen sind es meist 2-3 schlaflose Nächte. Danach bin ich quasi nicht mehr arbeitsfähig und in wahrlich schlechter Verfassung. Gut ausgeschlafen gelingt mir sonst eigentlich fast alles! Interessant ist auch, dass es in mir vor vielen Situationen so ein Druck aufbaut wird, welcher dann manchmal einfach nicht auszuhalten ist und ich dann nachgebe und abbreche, was dann aber leider die Ängste weiter verfestigt.
Ich bin mittlerweile soweit, dass ich sage, ich will versuchen wieder meinen Fokus auf mich zu legen und mein oberstes Ziel ist erstmal mein Wohlbefinden. In der Vergangenheit waren es leistungsbezogene Ziele, welche ich verfolgte, jedoch komme ich immer mehr davon ab und möchte versuchen erstmals meinen Körper zu stabilisieren wieder zu 100% zu mir und zu meinem Körper finden, dass wir uns wieder vertrauen und verstehen und dann erst weitere Karriereziele oder dergleichen planen. Ich möchte in weiterer Folge auch einmal Kinder haben und ein schönes Familienleben geniesen. Dafür möchte ich auf jeden Fall mental so fit als möglich sein.
Suche auch gerade einen geeigneten Therapeuten, im Dschungel der Psychotherapeuten muss man sich ja erstmal zurechtfinden.

Ich würde mich sehr über jegliche Art von Kommentare und Anregungen freuen.

A


Angst vor ungewohnten Situationen-Versagensangst

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Hallo!

Mir ging es genauso wie dir und es kommt mir fast vor ich lese meine geschichte. Ich sollte wieder beruflich zu einer anderen dienststelle die ca 1 stunde von mir entfernt ist. Ich war vor ca einem jahr bereits 2 wochen dort und obwohl ich doch immer wieder panikattacken hatte, hab ich das gemeistert und doch war ich sehr froh wie alles vorbei war.
Jetzt vor 2 wochen sollte ich wieder nach burgenland... und was war? Ich konnte wie du 2 tage vorher nicht mehr schlafen, war völlig am ende hab alles abgesagt mich krank gemeldet... bin verzweifelt zum arzt - medikamente - nebenwirkung ohne ende und jetzt sitz ich hier und häng voll wieder in der spirale.

Und ich ärge mich so über mich selbst... hab so eine wut ..

Aber ist es wirklich so schlimm mal zu versagen? NEIN zu sagen.. weil es mir nicht gut tut?

Hallo Robert 1108,

in Deinen jungen Jahren hast Du offensichtlich schon sehr viel geleistet.
Dies verdient große Anerkennung.
Zitat:
In der Vergangenheit waren es leistungsbezogene Ziele, welche ich verfolgte, jedoch komme ich immer mehr
davon ab und möchte versuchen erstmals meinen Körper zu stabilisieren wieder zu 100% zu mir und zu
meinem Körper finden, dass wir uns wieder vertrauen


Möglicherweise hast Du etwas zu wenig auf Signale Deines Körpers gehört,
wenn er Erholungspausen gefordert hat.
Zitat:
Bei richtig fordernden Situationen sind es meist 2-3 schlaflose Nächte. Danach bin ich quasi nicht mehr arbeitsfähig


Ohne Schlaf geht oft nichts mehr. Siehst Du denn Möglichkeiten, allgemein im Beruf etwas kürzer zu treten?
Wichtig kann auch sein, das Du vor dem schlafen gehen täglich kurz mal
überlegst, was so alles gelaufen ist und was Du alles geschafft hast.
Ich habe mir in besonders stressigen Situationen vor dem einschlafen immer
wieder gesagt, das ich völlig entspannt und ruhig schlafen möchte.
Und das alle Problemgedanken bis morgens ruhen sollen.
Dies hat fast immer bei mir funktioniert.
Vermutlich ist diese Selbstberuhigung erforderlich, da das Gehirn nicht schläft.
Daher kann es helfen ihm einen Befehl zu geben sich zu beruhigen, runter zu fahren und über Probleme
während der Schlafzeit nicht nachzudenken.

Zitat:
es ist anscheinend irgendetwas in meinem Körper, was mich blockiert und mir Angst bereitet vor
ungewohnten Umgebungen und Situationen, wo ich Leistung bringen sollte.


Dies siehst Du vermutlich falsch. Was Du beschreibst, geschieht meiner Meinung nach immer dann, wenn Du
mit Deinen Gefühlen und inneren Gedanken und Wünschen nicht im Einklang bist.
Eine Therapie ist da bestimmt sehr hilfreich. Nur heraus finden und ändern musst Du das für Dich selbst.

Viele Grüße

Hotin

Hallo Robert1108,

auch ich kann mich gut in deinem Text wiederfinden. Termine und Urlaubsreisen waren und sind bei mir so eine Sache. Durch meine hohe Neigung zu Panikattacken bekomme ich ganz schnell und anhaltend die allseits bekannte Angst vor der Angst. Dann geht es mir genauso wie dir. Nicht schlafen können, innerer Druck, Darmprobleme und der ganze, andere Mist. Ich kann dich da vollkommen verstehen, dass dich das nervt!
Des Rätsels Lösung habe ich aber leider auch noch nicht. Auf jeden Fall musst du dich irgendwie zwingen zu schlafen. Trink einen schönen Schlaftee oder nimm ein Entspannungsbad mit einem Badeöl von Kneipp. Das mache ich immer, wenn ich mich zwinge zu schlafen, obwohl ich eigentlich viel zu nervös dazu bin. Entspannungsmusik oder progressive Muskelentspannung auf CD ist auch noch mein Tipp. Ich habe mir von YouTube eine Hypnose-Datei runtergeladen, die wirklich gut hilft. Wenn du das hörst, entspannst du dich und kannst danach gut schlafen.
Yoga habe ich persönlich noch nicht ausprobiert, aber das wäre mal ein Versuch wert.

Ich rate dir vielleicht auch, beruflich ein wenig kürzer zu treten und dich erstmal auf dich selbst zu konzentrieren. Ich habe mir auch ein Jahr Auszeit von der Schule genommen, um mich um meine Probleme und Sorgen zu kümmern. Ich nenne es Selbstfindung, damit das nicht wie Schwänzen aussieht.

Ich wünsche dir viel Glück bei deinem Kampf gegen die Angst. : )


Liebe Grüße,
MissAnn

Hey, danke für die vielen Kommentare! Da merkt man einfach, dass ihr die Problematik auch wirklich versteht. Da tun sich viele Nichtbetroffene ja öfters schwer damit, auch in der eigenen Familie und das macht die Sache nicht wirklich leichter, aber was erzähl ich euch....
Ich bin aktuell etwas hin und her gerissen und ein bisschen demotiviert, da mich der letzte Rückschlag wieder etwas zurück geworfen hat und die Ängste wieder verstärkt da sind. Mich zieht halt auch zusätzlich gerade der Sommer und meine Bekannten runter, welche einfach Spass am Reisen und an den verschiedensten Aktivitäten haben. Mir sind aktuell sogar diverse Freizeitaktivitäten wie irgendein Wassersport oder dergleichen zu viel und ich bekomme Erwartungsängste dabei Meiner Erfahung nach legt sich das eh wieder nachdem ich die Niederlage etwas verdaut habe, aber trotzdem keine feine Sache derzeit....
Aktuell weiß ich nicht so recht in welche Richtung ich wirklich gehen soll, um mich wieder aufzupäppeln! Die größten Erfolge erziehlte ich ja wie bereits hier mehrmals erwähnt mit einer Verhaltenstherapie und Konfrontationstherapie (Teils Therapeutisch, teils per Selbsttherapie). War am Schluss wieder sehr relext, bis eben die verpatzte Dienstreise kam! Nun entschied ich mich eben wieder einen Therapeuten aufzusuchen, welcher sich eher auf tiefenpsychologische Methodik konzentriert.
Habe am Donnerstag die 2. Sitzung und ich bin mir nicht sicher ob dies der richtige Weg ist. Ich weiß eben nicht, ob es wirklich sinnvoll ist die ganze Kindheit und Persönlichkeit aufzuarbeiten, ob es nicht besser wäre doch wieder verhaltenstherapeutisch anzusetzen. Vielleicht in Verbindung mit vermehrten Entspannungstechniken. Aber ich lasse derzeit mal alles auf mich zukommen. Wenn wer Erfahungen hat mit diversen Therapiemethoden, wäre ich für alle Feedbacks dankbar!

Viele liebe Grüße,
Robert

Robert, ich kannte das 17 Jahre lang. Man funktioniert in gewisser Weise mit einem Korsett, was den normalen und gewohnten Tagesablauf betrifft.

Aber, Situationen können sich ändern und dann fängt man wieder von vorne an. Hab das alles bis zum Erbrechen durch.

Was mich letztendlich zum Erfolg geführt hat, waren medis und das erkennen meines Ichs.

Und dadurch war es wichtig, meine kindheit anzuschauen. Meistens liegen dort die Wurzeln begraben, dass man eben Dinge tut, oder Dinge bewertet, die einem nicht guttun, aber von uns noch nicht so wahrgenommen werden.

Weißt du, die Ängste wollen einem etwas sagen. Und wir verstehen es nicht.

Z.b. Ich sage dir jetzt, du sollst nicht immer Rennen, denn dann fällst du hin. Für dich ist das Rennen aber normal, und du fällst dauernd hin. Auf die Idee, einfach mal zu gehen, kommst du aber gar nicht. Denn du bist ja immer nur gerannt und das gehen existiert bei dir nicht.

Dieses Beispiel soll dir nur mal klarmachen, warum es gut sein kann, Persönlichkeit und die Entstehung zu erkennen.

Und das Rennen, wird dich auch immer begleiten. Nur jetzt hast du erkannt, dass du dabei hinfallen kannst. Also, ertappst du dich beim Rennen und hinfallen, ist gehen angesagt.

Das sind die Erkenntnisse aus einer Therapie, jetzt eben etwas vereinfacht ausgedrückt.

Was ist daran schmerzlich?

Lasse dich darauf ein, du kannst nur gewinnen, und das wünsch ich dir von ganzem Herzen.

Hallo Robert1108,
Zitat:
Habe am Donnerstag die 2. Sitzung und ich bin mir nicht sicher ob dies der richtige Weg ist. Ich weiß
eben nicht, ob es wirklich sinnvoll ist die ganze Kindheit und Persönlichkeit aufzuarbeiten, ob es nicht besser
wäre doch wieder verhaltenstherapeutisch anzusetzen.


Immer erst hinterher weißt Du, ob Dir der tiefenpsychologische Ansatz geholfen hat.
Nur selten brauchst Du die gesamte Kindheit aufzuarbeiten. Setze Deine eigenen
Schwerpunkte beim suchen.
Probiere es einfach aus. Dann kennst Du schon zwei verschiedene Wege.
Meiner Meinung nach kannst Du kaum einen falschen Therapiezweig wählen.
Jeder gute Therapeut sollte in der Lage sein, Dir dort beim suchen zu helfen, wo Du eine Sperre vermutest.
Wichtig ist nur, Du musst die Führung in Deinen Therapiegesprächen haben.
Und versuche Deine Gefühle und Empfindungen möglichst ehrlich (auch wenn es weh tut) auszusprechen.
Dein Therapeut ist hoffentlich ein aufmerksamer Zuhörer und guter Coach und Begleiter.

Viele Grüße

Hotin





Dr. Reinhard Pichler
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