Hallo Michael!
Bei mir fing der Zwang vor gut zwei Jahren genau so an. Ich erlitt aufgrund einiger Vorkommnisse, die mir einen enormen Stress bescherten, einen starken Derealisations- und Depersonalisations-Ausbruch, der allerdings im Gegensatz zu früheren Schüben deutlich hartnäckiger in Bezug auf die Dauer und die Schwere der Symptome war. Aus diesem Grund entstand die Sorge, dass dem dieses Mal eine andere, schwerwiegendere Ursache zugrundeliegen könnte und so begann eine nicht enden wollende Phase des „Googlens“, in deren Verlauf ich relativ schnell auf die Krankheit Schizophrenie stieß. Dies führte zu einer vertieften Auseinandersetzung mit diesem Krankheitsbild, während der ich gefühlt das ganze Internet durchforstete, sodass ich mir letztendlich ein umfangreiches Wissen über die Krankheit aneignete. Daraufhin folgte eine intensive Phase der Selbstbeobachtung und der „Evaluation“ meines Denkens, Handelns und Fühlens (sowohl auf die Gegenwart, als auch auf die Vergangenheit bezogen). Immer wieder fragte ich mich, ob bestimmte Verhaltensweisen als Frühsymptome (Prodromalphase) gedeutet werden könnten. Beispielsweise meine starke Introvertiertheit und Ängstlichkeit als Kind und teils noch als Teenager… „Könnte das womöglich ein Frühsymptom sein?“… Ich könnte noch hunderte weitere Beispiele nennen.
Nachdem ich von den formalen Denkstörungen las, entstand ein „mentaler Zwang“, mein Denken diesbezüglich unter die Lupe zu nehmen. Und, siehe da: Plötzlich tauchten die sogenannten Gedankeninterferenzen tatsächlich auf, die ich mir angelesen hatte. Das Ganze nahm die Dimension einer Zwangsstörung an, da ich von dem Zeitpunkt an immer wieder testete, ob mein Gedankenfluss wirklich durch zusammenhanglose Wörter oder Satzfetzen gestört wird. Je mehr ich an mögliche zusammenhanglose Wörter oder Wortneuschöpfungen dachte, umso mehr bzw. häufiger traten sie auch auf! Eigentlich ein relativ logischer, wenn auch qualvoller Prozess bei einer vorliegenden Zwangsstörung.
Auch die von dir beschriebenen pseudo-schizophrenen Gedanken drängen sich mir immer wieder auf, seit ich mir dieses ganze Wissen über die Krankheit angelesen habe.
„Das ist vergiftet!“
„Mein Handy wird abgehört!“
„Alle können meine Gedanken lesen!“
„Ich werde verfolgt!“
Eine kleine Auswahl aus einer Vielzahl von Gedanken, die sich mir bereits aufdrängten. Wohlgemerkt, nachdem ich davon las. Niemals zuvor hatte ich jemals Gedanken dieser Art. Das passierte erst, nachdem ich mich mit dieser Krankheit beschäftigte und daraufhin eine extreme Angst vor ihr entwickelte.
17.02.2024 11:46 •
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