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Hallo ihr Lieben.
Ich leide schon länger unter Depressionen und Angst - und Panikattacken. Bin zurzeit auch in Psychotherapie deswegen. Habe die Panikattacken unter Kontrolle und enorm reduzieren können (Angst vor Alleinsein, davor dass etwas passiert, etc., Angst vor der Angst) und die Depressionen sind schon seit knapp zwei Jahren verschwunden. Das Einzige was mich noch enorm einschränkt, ist, dass ich arbeitsunfähig bin. Hatte vor kurzem ein Job-Projekt, wo man testen konnte, ob man körperlich und psychisch schon für einen richtigen Job geeignet ist. Ganz ohne Druck und schwierige Aufgaben. Ein tolles Team. Es gibt also nichts, wovor ich hätte Angst haben müsstn. Ich habe mich sogar darauf gefreut. Aber schon am zweiten Tag konnte ich nicht mehr hingehen, da die Angst wieder hochkam. Ich habe keine Angst VOR dem Job ansich, aber irgendwie erdrückt mich die Tatsache, länger daran gebunden zu sein (obwohl es nur für ein halbes Jahr wäre und Teilzeit d.h. drei Stunden täglich). Oder habe ich Angst vor Veränderungen? Auch in meinem letzten Job habe ich nur noch auf die Uhr gestarrt und gewartet, dass die Zeit rumgeht. Ich fand das unerträglich, obwohl mir auch hier der Job an sich Spaß gemacht hat. Woher kann das kommen? Früher konnte ich z.B. nicht lange irgendwo warten, an der Bushaltestelle oder ähnlichem. Das ist heute aber kein Problem mehr. Daher finde ich das mit dem Job jetzt so komisch. Das ärgert mich ungemein und ist super frustrierend. Kennt das jemand auch oder hat etwas ähnliches erlebt? Kommt mir vor, als wäre ich die Einzige mit dem Problem.

23.02.2015 01:16 • 04.03.2015 #1


11 Antworten ↓


Gar niemand?

A


Angst vor längerfristiger Bindung an Job

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Hallo,

ich kenne das leider auch mit dem Job: Ich hatte nach meiner Ausbildung große Probleme, mich an eine feste Arbeitsstelle zu binden. Auch das Gefühl, es erdrückt mich. Und dann die Vorstellung - ich soll von nun an 8 Stunden jeden Tag hierhin gehen, und das bis zur Rente!? Oder zumindest erst einmal ein paar Jahre!? Hilfe. Ich habe mir statt dessen immer nur Zeitverträge gesucht, und ich war meist erleichtert, wenn es vorbei war. Es waren oft Stellen, die mir nicht sonderlich gefallen haben, aber auch Jobs, wo ich mich eigentlich wohl gefühlt habe und die gut dotiert waren - von daher, ja es ist unlogisch, dass man dort nicht länger bleiben kann. Ich wusste, dass da irgendwas mit mir nicht stimmt, aber ich wusste nicht, was es war, geschweige denn konnte ich mich diesem Ganzen erwehren. Hinzu kommt auch, dass Zeitverträge, auch keine große Verantwortung mit sich bringen i. d. R. und das war auch sehr wichtig für mich. Verantwortung konnte ich zumindest früher nie übernehmen, ich habe immer eine gewisse Distanz zum Job gehabt und mich nie voll darauf eingelassen. Fazit heute: Schlechte berufliche Vita, wenig Geld, fast finanziell ruiniert.

Viele Grüße, Maja

Hallo angsthase79,

bestimmt bist Du nicht die einzige mit so einem Problem.

Es ist schön, wenn Du Deine Ängste in einigen Bereichen abschwächen konntest.
Allerdings solltest Du aufpassen, das die Ängste nicht woanders wieder hochkommen.

Bei Ängsten ist es oft so, das die Angst immer da heraus drückt, wo man gerade
nichts findet, um etwas dagegen zu sagen.
Das kannst Du Dir vielleicht so vorstellen, als wenn Du ein Wasserrohr mit der Hand
zuhalten willst. Irgendwo drückt immer Wasser durch. Also muss man das Wasser abstellen.

Zitat:
Habe die Panikattacken unter Kontrolle und enorm reduzieren können


Das ist doch sehr gut. Wie machst Du das, das Dich diese starken Ängste nicht mehr so belasten können?
Das Du Angst vor längerfristiger Bindung im Job hast, glaube ich überhaupt nicht.
Da wird etwas ganz anderes dahinter stecken.

Zitat:
Das ärgert mich ungemein und ist super frustrierend.


Du solltest Dich nicht ärgern. Wenn du unglücklich darüber bist, dann fang doch mal an,
danach zu suchen, warum es sein könnte, das Du keine Ausdauer und Geduld
zu etwas hast. Vermutlich ist Dein Selbstbewusstsein immer noch nicht stark genug.
Wärst du bereit einiges Neues zu lernen und auch zu versuchen es praktisch umzusetzen,
also einiges Neues auch auszuprobieren?

Viele Grüße

Hotin

Vielen vielen Dank für eure Antworten und Offenheit. Es hilft enorm zu wissen, dass man nicht alleine ist.

Maja, es geht mir ganz genauso. Ich war heute bei meinem Therapeuten und der meinte, er sei sich bei mir nicht sicher, ob es sich um eine soziale Phobie oder eine geringe Frustrationstoleranz handelt. Irgendwie passt aber beides nicht auf mich. Ich habe keine Angst vor den neuen Kollegen und was die Möglichkeit angeht, dass ich eventuell meine, mir bleibt nicht genug Zeit nach dem Job, na ich weiß nicht... Wenn es das ist, warum erst jetzt? Hatte nie Motivationsprobleme während der Schule, Ausbildung und in meinem ersten Job auch nicht. Erst als die Ängste und Depressionen wieder hochkamen, beim 2. und 3. Job, viel mir auf einmal auf, dass ich ständig auf die Uhr schaute und die Stunden zählte, wann ich denn nun endlich nach Hause könne. Die Vorstellung, dort 8 Stunden 'aushalten' zu müssen, machte mich wahnsinnig. Dazu kommt, dass ich generell Probleme hatte, mich lange an einem Ort aufzuhalten. Z.B. zu wissen, dass ich eine Stunde auf den Bus warten sollte, machte mich ebenso wahnsinnig. Letzteres kann ich heute wieder ohne Probleme, ich kann auch stundenlang durch die Stadt bummeln oder Ähnliches. Daher habe ich noch Hoffnung, dass das mit dem Job auch wieder 'normal' wird. Aber den Grund warum jetzt und was es auslöst bzw. ist, den wüsste ich gerne. Denn sonst kann ich nichts dagegen tun.

Zitat:
Es ist schön, wenn Du Deine Ängste in einigen Bereichen abschwächen konntest.
Allerdings solltest Du aufpassen, das die Ängste nicht woanders wieder hochkommen.

Bei Ängsten ist es oft so, das die Angst immer da heraus drückt, wo man gerade
nichts findet, um etwas dagegen zu sagen.
Das kannst Du Dir vielleicht so vorstellen, als wenn Du ein Wasserrohr mit der Hand
zuhalten willst. Irgendwo drückt immer Wasser durch. Also muss man das Wasser abstellen.


DAS würde für mich schon eher Sinn machen. Denn es ist schon komisch, dass das Problem erst mit den Ängsten / Depressionen auftrat.

Zitat:
Das ist doch sehr gut. Wie machst Du das, das Dich diese starken Ängste nicht mehr so belasten können?
Das Du Angst vor längerfristiger Bindung im Job hast, glaube ich überhaupt nicht.
Da wird etwas ganz anderes dahinter stecken.

Ich habe eine Verhaltenstherapie begonnen und auch einen guten Therapeuten gefunden. Ist ja leider immer Glückssache. Bin zuerst an den Falschen geraten. Aber das ist eine andere Geschichte. Naja, falls du schonmal so eine Therapie mitgemacht hast, kennst du ja bestimmt die Abläufe. Man muss viel an sich arbeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen ändern, etc etc... z.B. Selbstbewusstsein stärken, sich selbst lieben, Dinge akzeptieren lernen, sich nicht immer selber fertigmachen, aus der Opferrolle rauskommen, aktiv werden, Techniken wenn PAs auftreten, etc etc. Hat mir viel geholfen.

Hallo angsthase79,
Zitat:
Aber den Grund warum jetzt und was es auslöst bzw. ist, den wüsste ich gerne.

Zitat:
Es gibt also nichts, wovor ich hätte Angst haben müssten. Ich habe mich sogar darauf gefreut. Aber
schon am zweiten Tag konnte ich nicht mehr hingehen, da die Angst wieder hoch kam.


Also gibt es doch etwas, was Du vermutlich ablehnst. Das muss nichts mit dem Arbeiten zu tun haben.

Dann suche es, finde heraus, was Dich daran hindert, nicht zu versuchen,
für Dein Leben zu arbeiten, durchzuhalten und selbst Verantwortung zu übernehmen.
Andere, auch wir können Deine Gedanken nicht lesen. Du aber kennst Dich
und wenn Du ehrlich mit Dir selbst umgehst, findest Du es heraus.

Viele Grüße

Hotin

Ja, so ähnlich hat es mein Therapeut auch formuliert. Wir wollen da bei der nächsten Sitzung nochmal genauer 'nachforschen'. Nur mit seiner Theorie, man will bzw. akzeptiert nicht, dass nach der Arbeit keine Zeit für andere Dinge bleibt, da kann ich nicht viel mit anfangen. Bei 3 Stunden täglich bleibt wohl noch mehr als genug Zeit. Aber ich werde den Grund für die Blockade schon finden. Mit 'Hosen runter lassen' habe ich mittlerweile Erfahrung.

Nochmals vielen Dank fürs Zuhören und die Hilfe, Hotin. Ich hoffe, es geht dir einigermaßen gut.

Hallo angsthase79,

Zitat:
Nur mit seiner Theorie, man will bzw. akzeptiert nicht, dass nach der Arbeit keine Zeit für
andere Dinge bleibt, da kann ich nicht viel mit anfangen.


Wenn es eine Aussage Deines Therapeuten war, verstehe ich alles jetzt viel besser.
Na, dann such mal noch etwas.
Klingt gut, wie locker Du daran gehst.

Bei mit ist alles in Ordnung

Vielen Dank und schöne Grüße

Hotin

Wie genau meinst du das, du verstehst jetzt alles viel besser?

Hallo angsthase79,

wenn das Deine Erklärung gewesen wäre, hätte ich vermutet Du beurteilst irgend etwas falsch.
Diese Aussage war für mich nicht schlüssig.

Gruß
Hotin

Ja, diese Erklärung war für mich ebenso wenig schlüssig.

Hallo Angsthase79,
mir geht es genauso wie dir )): ich arbeite derzeit nur ein paar Stunden die Woche. Das mache ich schon länger und es gefällt mir sehr gut. Jetzt bin ich aber fertig mit dem Studium und brauche ja theoretisch einen Job mit mehr Stunden. Habe morgen auch ein Vorstellungsgespräch und schieb deswegen voll die Panik (hab dazu heute auch ein Thema eröffnet). Hab nicht nur Angst v dem Gespräch, sondern so komisch es klingt, Angst, DASS ich den job bekomme. Denn ich hab mega Angst, dass ich es nicht schaffe. Es ist für mich auch manchmal unvorstellbar ein paar Stunden an einen Platz bzw Job gebunden zu sein. Ein Stadtbummel ist ja was andres, da kann ich ja entscheiden, wann ich heim geh. Im Job nicht. Merke grade, während des Schreibens, dass das in mir sehr schlechte Gefühle auslöst. Ich war auch schon mal in Therapie. Zu der Zeit machte ich ein Praktikum und die ersten Tage waren der Horror. Hab das dann nur geschsfft, weil ich mich einer Kollegin anvertraut hab, die ich schon vor dem Praktikum kannte. Meine Therapeutin meinte zum damaligen Zeitpunkt, dass sie sich auch fragt, wie ich das später im Arbeitsleben mal schaffen will. Ein anderes Praktikum lief besser, aber auch da kannte ich das Team schon vorher und es waren nur zw 20 -25 Stunden die Woche. Ich hatte da auch das Gefühl es is ok, wenn ich mal krank bin o eher gehe. Das gab mir ein Stück Sicherheit und Geborgenheit und war sehr familiär. Vielleicht liegt es daran. Bin auch sehr eng mit meiner Familie, hab aber auch schon eine schlimme Scheidung meiner Eltern erlebt und habe als Kind meine Mutter bemuttert. Mein Papa is selbst chronisch psychisch krank und lebt in einem Wohnheim. Zurzeit is er stabil. Ich war auch schon in einer Tagesklinik. Auch dort war es am Anfang der Horror von früh bis spät dort anwesend sein zu müssen und ich hätte fast meinen Platz verloren.
Ich habe jetzt viel mehr geschrieben als ich wollte, aber es tut irgendwie gut! Wäre schön, wenn sich jemand dazu äußern würde,
LG

A


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Dr. Reinhard Pichler
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