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Hallo ihr Lieben,
Ich habe mich gerade eben hier registriert.
Seit gut 12 Jahren leide ich unter der Angst vor der Angst, es war mal sehr sehr schlimm (gerade kurz vor die Haustür und fertig),ich habe mich in all den letzten Jahren zurück geholt so weit es ging alleine,3 Therapien hatte ich schon.

Wo ich einfach nicht wirklich vorankomme, auch nicht mit Therapie, kommt jetzt.
Ich lebe in einer Kleinstadt,10 000 Einwohner. Hier kann ich mich frei bewegen,alles soweit normal wie vor der Erkrankung. Ringsum mit 2 bis 3 km Entfernung sind immer kleine Dörfer. Ins eine Nachbardorf komme ich schon mit dem Fahrrad,aaaaaber ich habe tierische Angst und Panik mich von meinem Wohnsitz zu entfernen,ich hoffe, das kennt jemand von euch?

Die nächste größere Stadt ist Bad Kissingen 22 km entfernt, dann Schweinfurt 38 km und Würzburg mit 50 km. Es ist über 10 Jahre her,dass ich in einer dieser Städte war,geschweige denn überhaupt iwo, außer im Nachbardorf. Meine Wohnung und mein Wohnort sind meine absolute Sicherheitszone,alles was darüber hinausgeht ist horror. Wenn ich mir vorstelle, in Schweinfurt zu sein jetzt gerade und ich heim möchte,muss aber noch 40 min fahren,dann bekomme ich jetzt schon so Panik. Ich habe Angst, komplett die Kontrolle im auto (ich fahre nicht selbst) zu verlieren oder in der Stadt durchzudrehen,wegzulaufen vor Angst,das schlimmste einfach.

Ich möchte es endlich soooo gerne schaffen und überwinden, ich weiß nicht WIE. Therapien haben mir immer geholfen, aber nie dieses Problem zu lösen,zig Bücher gelesen, im Netz dazu recherchiert, nichts bringt mich hier aus meinen Wohnort raus.
Vllt könnt ihr mir ja weiterhelfen.

Liebe Grüße

02.08.2024 18:16 • 04.08.2024 x 1 #1


7 Antworten ↓


Hey, ich kenne das auch, das ist ein schlimmes Gefühl. Allerdings habe ich es nicht so stark. Zeitweise war es bei mir schlimmer, mittlerweile geht es einigermaßen. Wobei ich mich weiter als 100 Km vom Wohnort auch sehr unwohl fühle und Angst bekomme. Sobald es wieder Richtung Heimat geht, ist die Angst seltsamerweise dann weg. Evtl. helfen dir ja Medikamente oder zu versuchen, immer ein Stückchen weiter weg vom Wohnort dich aufzuhalten, so dass du dich langsam daran gewöhnst. Sport (Radfahren oder generell Kräftigungsübungen) sollen auch bei Angststörungen helfen.

A


Angst vor großer Entfernung von zu Hause

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Hallo Franzmann,

Zitat von Franzmann:
Seit gut 12 Jahren leide ich unter der Angst vor der Angst,


kam diese Angst vor der Angst aus dem Nichts oder weißt Du etwas darüber, warum Dich Deine
Ängste plagen?

Zitat von Franzmann:
3 Therapien hatte ich schon

Zitat von Franzmann:
Therapien haben mir immer geholfen, aber nie dieses Problem zu lösen

Auf welche Weise haben Dir Deine Therapien denn geholfen? Kannst Du das beschreiben?
Der Umgang mit persönlichen Ängsten unterscheidet sich meistens grundsätzlich nicht so sehr.

Viele Grüße
Bernhard

Hallo, vielen Dank für deine Fragen..

Aus dem Nichts kam die Angst nicht, es hat sich typischerweise wie bei fast jedem durch Vermeidung immer mehr verschlimmert..Es fing an,als die Mutter meines damaligen Partners plötzlich und sehr jung verstorben ist..Wir waren da 17..Dann fing es schleichend an,2012 bis 2014 war es dann richtig schlimm..Das habe ich alles soweit aufgearbeitet..

Naja,ich meinte ja,dass ich mich soweit zurück gekämpft habe,dass ich bisher in meiner Stadt wieder normal leben und alles machen kann,bloß außerhalb meines Wohnortes null...Ich habe mich Schritt für Schritt selbst konfrontiert, gefühlt tausendmal in die gleichen Geschäfte, essen gegangen, Schwimmbad, lange Spaziergänge, Fahrrad gefahren, auf den Marktplatz gesetzt usw usw..
Dabei haben mir die Therapeuten sehr geholfen..Auf mein spezielles Problem,die Entfernung von meiner Sicherheitszone konnte mir bisher aber niemand helfen..

Ich habe dann keine Sicherheit mehr bei mir/in mir,weder im Auto, noch zu Fuß..Hier bin ich eben meiner Meinung nach sicher,wenn iwas sein sollte,wäre ich in paar min zu hause..Das lässt mich bisher hier keine angst mehr haben..Wenn ich jetzt aber 10 oder 20km weiter weg wäre, fehlt mit das vollkommen..Es hilft mir nicht, wie vielleicht anderen, Ja,in 30 min bin ich ja wieder zu Hause,alles gut nein,nicht alles gut,ich will jetzt sofort zu hause sein...

Ich hatte gehofft,jemand kennt es oder hatte das genauso und kann mir Tipps geben wie er das überwunden hat..

Ich hab's so ähnlich.
Ich kann nicht reisen.
100km Tagesreise kein Problem, solange ich abends wieder in meinem Bett liege, aber alles andere geht gar nicht:( also sobald eine Nacht dazukommt. Eine Lösung habe ich leider nicht hatte es früher auch noch schlimmer, auch bei Tagesfahrten,aber das hat sich irgendwann gelegt

Zitat von Franzmann:
Ich habe mich Schritt für Schritt selbst konfrontiert, gefühlt tausendmal in die gleichen Geschäfte, essen gegangen, Schwimmbad, lange Spaziergänge, Fahrrad gefahren, auf den Marktplatz gesetzt usw usw..

Das finde ich sehr gut, wenn Du das gemacht hast. Und Du hast ja gesehen, häufige
Konfrontation mit angstauslösenden Situationen können da eine Menge verbessern.

Zitat von Franzmann:
Dabei haben mir die Therapeuten sehr geholfen..Auf mein spezielles Problem,die Entfernung von meiner Sicherheitszone konnte mir bisher aber niemand helfen..

Ich kann mir gut vorstellen, dass Dein spezielles Problem anders angegangen werden sollte.
Mit Konfrontation kannst Du da sicher wenig erreichen.

Zitat von Franzmann:
Ich habe dann keine Sicherheit mehr bei mir/in mir,weder im Auto, noch zu Fuß.

Das kenne ich und verstehe ich natürlich.
Stimmst Du mir zu, dass eine persönliche Sicherheit nicht von einem bestimmten Ort oder
von einer Wohnung abhängen darf?

Falls ja, musst Du Dir diese Sicherheit logischerweise möglichst an jedem Ort selbst geben oder
geben können.

Zitat von Franzmann:
Hier bin ich eben meiner Meinung nach sicher,wenn iwas sein sollte,wäre ich in paar min zu hause..Das lässt mich bisher hier keine angst mehr haben.

Aus irgendeinem Grund hast Du Dir da etwas ausgedacht, was Dich scheinbar diese Sicherheit
fühlen lässt. Obwohl Du 30 Km entfernt kaum weniger sicher bist,

Wenn Du mit Deinen Ängsten besser klar kommen möchtest, solltest Du verstehen lernen,
wie unser Denken abläuft, also wie es funktioniert. Nur wenn Du ungefähr weißt, wie es funktioniert,
kannst Du es zu Deinem Vorteil benutzen. Und Dir damit selbst ausreichende Sicherheit geben.
Wir denken mit zwei Bereichen in unserem Kopf. Von den Größen- und Geschwindigkeitsverhältnissen
funktioniert das etwa so, wie wenn Du in einer großen Turnhalle stehst. Und diese Turnhalle hat
rundherum an den Wänden nur Bücherregale.
Die Bücherregale sind das, was wir unser Unterbewusstsein nennen. Bewusst schreiben wir ständig
alles, was wie sehen, hören, riechen, fühlen, erleben, unsere Erfolge, unsere Misserfolge und, und, und
alles selbst in diese Bücher hinein. In unserem Unterbewusstsein steht somit komplett alles, was wir erlebt
haben drin.
Wenn wir denken, dann denken wir fast nichts frisch. Etwa 80 bis 95 von 100 unserer Gedanken holen
wir beim Denken mit Lichtgeschwindigkeit aus unseren selbstgeschriebenen Büchern heraus.
Nur wenig, was ich Dir hier schreibe, denke ich frisch. Es sind Informationen, welche ich mir in meinen Büchern über Jahre hinweg aufgeschrieben habe.
Drei Dinge machen unser Denken unflexibel.
1. Was wir da aufgeschrieben haben muss heute nicht mehr unbedingt noch richtig und gültig sein.
Wir glauben es aber erst einmal und denken, reden und handeln danach.
Folglich sollte ich es nochmal auf Richtigkeit überprüfen, bevor ich es Dir schreibe

2. Das was wir dort aufgeschrieben haben ist so etwas wie unsere heutige unumstößliche Überzeugung.
Was dort drin steht hast Du ja erlebt.

Und 3. Aufgrund unserer eigenen Aufzeichungen bilden sich in unserem Unterbewusstsein
die Gefühle u
nd auch unsere Ängste. Die Angst ist eins unserer wichtigsten Gefühle.

Der Chef in unserem Kopf ist das, was wir unser Bewusstsein nennen.
Mit dem bewussten Denken hast Du einen großen Teil von Kontrolle über Deine selbstgeschriebenen
Bücher und auch Deine Ängste. Aber das Bewusstsein ist leider viel zu langsam und zu
schwach, um alle unterbewussten Informationen vor dem Versenden nochmal zu überprüfen.
Warum auch. Ich werde schon alles richtig gemacht haben.

Ich habe dies hier mal aufgeschrieben, weiß aber nicht, ob das in etwa verständlich ist.

Weiter sende ich Dir mal einen Link zu einem Beitrag von mir.

agoraphobie-panikattacken-f4/gedankenkarussell-stoppen-tipps-wie-man-es-schafft-t123286.html#p3090546

Falls Du damit etwas anfangen kannst, freue ich mich.

Gern hätte ich eine Antwort von Dir, ob Dir diese Informationen irgendwie zumindest ein wenig
weiterhelfen können.

Viele Grüße
Bernhard

@aldia249

Hallo aldia,
schön mal wieder von Dir zu lesen. Ich hoffe, es geht Dir gut.

Viele Grüße
Bernhard

@Franzmann Ich kann Dich gut verstehen, mein Problem ist ähnlich gelagert und vielleicht kann ich Dir ein oder zwei Denkanstöße liefern.

Zitat von Franzmann:
3 Therapien hatte ich schon.

Welche Therapieformene waren das? Eine Verhaltenstherapie wird Dir bei Deinem Problem nicht viel nutzen.

Zitat von Franzmann:
Ich habe mich Schritt für Schritt selbst konfrontiert, gefühlt tausendmal in die gleichen Geschäfte, essen gegangen, Schwimmbad, lange Spaziergänge, Fahrrad gefahren, auf den Marktplatz gesetzt usw usw..
Dabei haben mir die Therapeuten sehr geholfen..Auf mein spezielles Problem,die Entfernung von meiner Sicherheitszone konnte mir bisher aber niemand helfen..

Konfrontation wird Dich im ersten Schritt bei Deinem Problem nicht weiterbringen, es wird partiell etwas besser werden, aber es wird auch immer wieder kippen.

Zitat von Franzmann:
Ich habe dann keine Sicherheit mehr bei mir/in mir,

Genau hier liegt Dein Grundproblem. Ist bei mir das gleiche.

Dir fehlt Selbstvertrauen, sprich, das Grundvertrauen in Dich selbst. Du vertraust Dir nicht und fühlst Dich nicht in Dir zu Hause. Dem werden Muster zugrunde liegen, die schon in der Kindheit ausgeprägt wurden und die Du Dir nie bewusst angeschaut hast.

Bei mir ist das eine ungünstige Kombination aus dem Glaubenssatz Du bist nicht gut genug, den mein Vater in mir ausgeprägt hat, plus die Tatsache, dass ich als Kind mit Liebesentzug bestraft wurde. Das führte dazu, dass ich aus Angst, allein gelassen zu werden, nie meine Meinung und Gedanken geäußert habe und mir auch nie erlaubt habe, Wut und Ärger zu äußern. In der Folge verlernte ich, Grenzen zu setzen und mich und meinen Raum zu schützen. Mein innerer Antreiber wurde immer stärker, weil ich irgendwann mal gut genug sein wollte, was aber logischerweise nie gelang. Ich fühlte mich nur sicher, wenn ich die Kontrolle hatte. Das Leben ist aber nun mal nicht kontrollierbar. Und wenn wir keine Kontrolle mehr haben, kommt die Angst.

In dieser Konstellation kannst Du Dich konfrontieren bis der Arzt kommt, es wird Dir nichts nützen. Erst wenn diese tieferliegenden Ursachen gefunden, angeschaut und bearbeitet sind, ist es möglich, diese Ängste anzugehen. Bei mir gelang das mit Hilfe einer Körperpsychotherapie, also einem körperorientierten Ansatz. Ich habe es geschafft, mit Hilfe von Atem-, Wahrnehmungs- und Achtsamkeitsübungen wieder Vertrauen zu mir und meinem Körper aufzubrauen. Ich arbeite an Selbstakzeptanz und Selbstliebe. Und so nach und nach verflüchtigen sich die Ängst einfach - ohne Konfrontation. Sie lösen sich einfach auf. Ich bekomme im Moment zum ersten mal nach Jahrzehnten wieder eine Ahnung, wie es sich anfühlt, inneren Frieden zu spüren und mit sich selbst im Kontakt und in Sicherheit zu sein. Ein unglaublich gutes Gefühl.

Vielleicht solltest Du auch einmal in diese Richtung schauen.




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Dr. Christina Wiesemann
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