Ich überlege schon eine sehr lange Zeit dies auszuschreiben, und habe mich nun dazu entschlossen, weil ich langsam ein sehr bedrückendes Gefühl zu dem Thema habe.
Ich fange am besten direkt beim Thema an, private Probleme werden zwangsläufig einfließen.
Mit einem guten Gefühl habe ich die Fahrschule begonnen, die Theoriestunden gemacht und die Prüfung mit einem nicht so dramatischen Fehler bestanden. Dann habe ich mir einen Fahrlehrer in der Fahrschule ausgesucht, in der mehre Fahrlehrer sind und habe begonnen. Ich habe jemanden gewählt, der mir sympathisch vorkam, wie auch ein guter Lehrer.
Das erste Gespräch war angenehm. Er fragte mich, ob ich aufgeregt sei und was meine Bedenken seien. Ich sagte direkt, dass ich die Angst habe, zu viel nachzudenken. Das heißt, etwas zu langsam zu handeln. Der Fahrlehrer hat mich direkt beruhigt und die Einführung mit mir gemacht. Ich muss hinzufügen, dass ich ein sehr ruhiger und schweigsamer Mensch bin, ja, sicher auch schüchtern. Es folgte eine Fahrstunde auf einem Parkplatz. Ich habe das erste Mal ein Auto bedient. Und er verlor immer und immer mehr die Geduld, fragte, ob ich mich sportlich betätige oder Fahrrad fahre - ich habe es verneint, tue ich nicht. Da kam direkt ein Kommentar, warum man Leuten wie mir das Fahren dann beibringen sollte. Er fragte weiter, was ich mal machen will. Lehrer ist mein Ziel, wenn ich das mal so sagen darf. Er sagte, wenn ich jungen Leuten das Leben beibringen soll, dann ist die Gesellschaft verloren. Fragte auch, was meine Eltern für einen Arbeitsplatz haben, womit er einen wunden Punkt traf, da meine Mutter zu dem Zeitpunkt knapp ein Jahr vorher verstorben war. Ich bin aber kein extrem sensibler Mensch, und zeige auch keine Gefühle offen und sagte ehrlich was Sache ist. Ich bin auch ehrlich: Bis zu dem Zeitpunkt hat noch nie ein Mensch so mit mir gesprochen. Und das hat meine komplette Weltansicht auch sehr negativ verändert, wie ich es sehr oft merke mittlerweile. In der nächsten Stunde habe ich ihm gesagt, dass ich mich persönlich angegriffen fühlte. Dafür entschuldigte er sich und ich habe weiter gemacht. Und es ging eigentlich dann. Richtiges Angst vor dem Autofahren hatte ich nicht, es ging eigentlich. Klar hat man Fehler gemacht, und er schrie mal schneller, und mal langsamer. Es ist schon etwas her, es ist doch schon recht verschwommen, wenn ich darüber nachdenke. Der endgültige Bruch kam dann bei der ersten Autobahnfahrt. Das erste Mal auf der Autobahn, und er schrie mich an. Sicher ist es verständlich, ich habe nicht schnell genug beschleunigt, aber wie gesagt: Es war etwas ganz anderes für mich. Er schrie mich an, und ich sagte ihm offen, dass er mich dadurch noch mehr verunsichert. Und er sagte, dass die Welt so nicht funktioniert und ich mir dann eben einen neuen Fahrlehrer suche oder mich kontrolliere - die Fehler, die ich tat, tat ich gewiss nicht bewusst. Aber so stellte er mich hin. Ich wollte einen Wechsel, in der gleichen Fahrschule. Er sagte mir, dass er nicht mein Psychologen spielen würde. Was vielleicht auch erwähnenswert ist, ist zwangsläufig die Tatsache, dass ich lange Zeit nach dem Todesfall auch beim Psychologen war.
Es kam ein Fahrlehrer, den ich öfters auf dem Gang traf und der mir sehr sympathisch vorkam. Die erste Fahrstunde war auch toll, er scherzte rum, stellte sich verständnisvoll hinter mich (Kritik ist wichtig, aber man muss darauf achten, wie man sie rüber bringt) und er sagte mir auch, dass er möchte, dass mir das Fahren Spaß macht. Das fand ich super, und langsam ging es immer wieder. Er reflektierte mir oft: Dein Problem: Du bist viel zu nett. Aber ich bin mir sicher, dass du nie in einem Aufbauseminar sitzen wirst. Und er meinte auch oft, dass ich gut gefahren bin.
Aber auch er fing dann irgendwann an laut zu werden, bei kleinen Fehlern. Die Interpretation von kleinen Fehlern ist weitläufig. Ich bin auf jeden Fall nicht perfekt, das mag ich ganz deutlich sagen. Und dann wurde es wechselnd. Also ich kann mich gut mit ihm unterhalten, erzähle auch gerne etwas von mir, und er scherzt immer mal gerne rum. Und wenn ein Fehler passiert, schreit er, sagt danach aber: 'Kann mal passieren' oder 'Ich weiß, dass es nicht leicht ist'. Und wenn es mal schwierige Prüfungswege gab, dann sagte er auch immer verständnisvoll: Ist das nicht fies? oder Wenn Fehler passieren, lachen wir drüber. Wichtig ist es, dies zu sehen. Ich meine, so wie ich ein ruhiger Mensch bin, ist er ein impulsiver, mal mehr, mal weniger. Deswegen habe ich auch bis heute nicht gewechselt und es fällt mir auch schwer.
Es fing jedoch trotzdem an, dass ich einfach die Fahrstunden am liebsten so weit legen wollte, wie es geht. Da ließ ich mir eine Woche Pause, in der zweiten Woche gab es dann nächste Woche erst wieder Termine. Drei Wochen Pause, man kommt aus dem Konzept raus. Und so fahre ich. Zusätzlich dazu stehe ich seitens meines Vaters unter Druck, natürlich verständlicherweise. Die Kosten sind enorm über seiner Vorstellung, und jede Rechnung, die ich ihm vortrage, regt ihn erstmal auf. Heißt also, dass ich nun nicht ganz so viele Fahrstunden nehmen kann und drauf achten muss. Will ich irgendwo auch nicht (dazu unten mehr), könnte ich aber gebrauchen. Ich bin nun bereits einmal durch die Prüfung gefallen, verständlicherweise, andererseits war der Prüfer aber auch anspruchsvoll und kleinlich, sagte mir mein Lehrer jedenfalls so. Meine Fehler waren mir bewusst, ich war enttäuscht, aber das hatte ich im Gefühl.
Aber seit sehr, sehr langer Zeit belasten mich diese Fahrstunden. Ein Abend vorher denke ich nur noch daran. Ich sitze in der Schule und merke, wie ich daran denke und mein Herz pocht. Ich bin aufgeregt, überlege, wie toll es wäre, wenn ich einen Anruf bekäme diese zu verschieben. Aber: Ich ging bisher (bis auf einmal) hin. Und dennoch habe ich das Gefühl, dass ich immer schlechter fahre. Da ich ein in mich gekehrter Mensch bin, überlege ich natürlich, woran kann es liegen. Er sagte mir auch schon, dass ich die Lockerheit verloren habe. Dass ich zu viel nachdenke. Bei schwierigen Situationen bleiben wir stehen und besprechen dann. Ich bin ehrlich: Ein ruhigerer Fahrlehrer wäre mir lieber. Aber ein Wechsel wäre ihm zwangsläufig nicht gerecht, weil er sympathisch ist. Und ich habe nächste Woche auch wieder einen Prüfungstermin, an meinem Geburtstag. Ich habe ein besseres Gefühl als vor einem Monat. Nicht, weil ich bis jetzt besser gefahren bin, sondern es im Gefühl habe. Aber darauf versichere ich mich nicht. Jedenfalls kehrte ich zu meinen eigenen Überlegungen zurück. Es ist einfach enormer Druck. Der Trauerfall ist, wenn ich das einschätzen kann, verarbeitet. Ich ging auch nicht mehr zur Psychologin, gehe aber direkt nach der Prüfung hin und habe einen Termin, vor allem Dingen aber aus einem privaten Problem von ... verlorener Freundschaft, auf die ich sehr viel wert legte und die einen recht einsam macht. Jedenfalls ein weiter Punkt, der mir Druck macht. Schule läuft zwar irgendwo, ist aber für mich auch keine Nebenbeschäftigung und ein klacks in der Oberstufe. Es gibt viele kleine Dinge und dieses ganze Autofahren belastet mich so derart, weil ich einfach keine Fortschritte sehe. Wie gesagt, das Gefühl, ich fahre immer schlechter. Dieses ständige Überwinden zu einer Fahrstunde zu gehen, und die eigene Selbstkritik und die Hauptfrage: Bin ich dafür geschaffen? Ich bin zwar der Meinung, dass man bei der 30. Fahrstunde + Sonderfahrten bemerkt hätte, wenn man nicht dafür geschaffen ist, aber ja, es kommt der eigene Anspruch, den man nicht erfüllt.
Ich habe nun noch vier Fahrstunden bis zum Dienstag. Heute gab es durch ein vorläufiges Ersatzauto die Möglichkeit: verschieben oder neuer Termin? Natürlich wählte ich das Verschieben. War vielleicht nicht ganz dumm, aber für mich stand im Vordergrund natürlich: Bloß keine Fahrstunde.
Es ist viel Text, ich hoffe, dass sich die Zeit jemand nimmt. Ich musste es mal los werden und hoffe, dass man mich hier nachvollziehen kann. Denn das ist mein Problem: Ich habe das Gefühl, dass das nicht richtig jemand nachvollziehen kann. Eigentlich kann ich es selbst nicht mal.
Es ist nämlich nicht direkt die Angst vor dem Autofahren, sondern Fehler zu machen. Und bei mir war schon früh aufgefallen: Ein Fehler zieht mich derart runter, dass dann immer welche folgen. Wie eine Leine ziehe ich diese dann hinter mir her. Ich bin emotional stabil und kontrolliert, aber in anderen Dingen gar nicht.
Ich hoffe, dass ich einige Antworten kriege.
Vielen Dank schon einmal!
10.02.2015 23:35 • • 11.02.2015 #1