Hallo Vana,
psychologisch-psychiatrische Diagnosen sind etwas völlig anderes als Diagnosen aus gesicherteren medizinischen Bereichen. Es ist z.B. ziemlich klar, was man bei einer Lungenentzündung zu erwarten hat und kann die Diagnose durch Messdaten (Temperatur, Laborwerte etc.) und objektive Beobachtung stützen. Das geht bei der Psyche nicht, da ordnet der Diagnostiker i.d.R. das (ins Diagnosesystem) ein, was der Patient ihm erzählt. Das ist in mehrfacher Hinsicht subjektiv (die Erzählung des Patienten und die Wahrnehmung/Gewichtung/Einschätzung des Arztes) und so gut wie gar nicht objektivierbar. Brauchbare Laborwerte gibt es auch keine. Insofern kann man sich nicht sicher sein. Aber darum geht es bei der Diagnostik ja auch gar nicht. Bei der Psycho-Diagnostik werden nur die geschilderten Symptome erfasst und dann - vereinfacht gesagt - die Störung diagnostiziert, zu der die Symptome am besten passen. Das Ganze dient der Kommunikation unter Fachleuten, damit der nächste Arzt, zu dem Du deswegen gehst, nicht wieder bei Adam und Eva anfangen muss. Sinn und Zweck ist nicht, Dich zu etikettieren oder abzuwerten. Und es ist auch nicht die Diagnose, die evtl. eine stationäre Behandlung notwendig macht, sondern die Symptome. Lass Dich also nicht unnötig verrückt machen. Egal mit welcher Diagnose, über die weitere Vorgehensweise entscheidest letzten Endes Du als Betroffene.
Psychosen können übrigens bei vielen psychischen Störungen auftreten, meist sind sie nur ein Symptom, selten die eigentliche Krankheit. Das Kennzeichen einer Psychose ist der Realitätsverlust - meist in Form von Halluzinationen (die z.B. zu schweren Ängsten führen können), aber auch als Manie mit grenzenloser Selbstüberschätzung. Wenn nur der Begriff fiel, aber nicht die Notwendigkeit zur Behandlung der mutmaßlichen Psychose bestand, wird wohl nicht viel dran gewesen sein.
Die Diagnose von Persönlichkeitsstörungen ist sowieso umstritten. Sie bedeutet auch nicht, dass man unrettbar gestört ist, sondern nur, dass einige Überzeugungen und Einstellungen, die einem das Leben schwer machen, sehr fest verankert sind. Das bedeutet, dass man in der Therapie darauf Rücksicht nehmen muss und nicht nur am Symptom arbeiten kann. An der Arbeit an den Angstsymptomen ändert das aber nichts.
Auch die Diagnose einer Essstörung ist an bestimmte Kriterien gebunden, die Du erfüllen kannst oder auch nicht. Wichtig ist aber bei jeder Diagnose, ob Du unter dem jeweiligen Problem subjektiv leidest oder objektiv (wie bei Magersucht z.B.) gefährdet bist. Bloß weil jemand Dein Verhalten nicht normal findet, kann Dir niemand eine Diagnose überbraten.
Wenn Dir zur stationären Behandlung geraten wird, solltest Du m.E. die Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen. Und auch daran denken, dass stationäre Behandlungen ja nicht in der Psychiatrie stattfinden müssen, sondern (sogar meist besser) in psychosomatischen Kliniken erfolgen können. In allen Fällen entscheidest Du darüber, was Du mitmachst und was nicht, ob und welche Medikamente Du nimmst oder ob Du die Maßnahme abbrichst. Angst brauchst Du keine zu haben. Aber lass Dir doch vom Psychiater erklären, warum er eine stationäre Therapie für Dich gerade jetzt besonders sinnvoll findet (wenn er sie sinnvoll findet). Und frag ihn ruhig nach den Diagnosen, wie die bisherigen Behandler darauf gekommen sind und welche Bedeutung sie für Deine weitere Behandlung haben.
Liebe Grüße
Christina