Hallo @cia und willkommen im Forum erst mal
Obwohl hier mit Sicherheit viele Mitglieder Situationen wie die Deine kennen und entsprechend Deine Gefühlslage und Ängste nachvollziehen können, ist doch jeder Mensch ein eigener kleiner (oder großer... ) Mikro- bzw. Makrokosmos. D. h. keiner kennt
Dich so gut wie
Du selber. Und das ist einerseits sozusagen Teil des Problems, weil man sich mitunter schwer vollumfänglich mitteilen kann, andererseits gilt gerade auch deshalb: man selber
kann sein bester Therapeut sein/werden.
Mit psychischen Erkrankungen gehen viele Menschen um wie mit körperlichen (stofflichen) Krankheiten: man geht zum Arzt bzw. Facharzt. Doch auch im physischen Bereich gibt es in der Praxis unterschiedliche Diagnosen und Behandlungswege. Um wieviel mehr trifft das auf psychische oder psychosomatische Erkrankungen zu! Und wie Du treffend anmerkst:
Zitat von cia: Es ist so schwer gute Therapeuten zu finden oder Psychiater ohne dass einem direkt Medikamente verschrieben werden.
Das ist wahr. Und wer als Patient etwas auf sich hält,
sollte deshalb auch Therapeuten wechseln oder generell außen vor lassen, mit denen es einfach nicht funktioniert. Allerdings habe ich festgestellt, dass man bei seiner persönlichen Einschätzung durchaus vorsichtig sein sollte und hin und wieder einen gewissen Vertrauensvorschuss zu wagen.
Zitat von cia: Mein Hausarzt hatte mir bereits angeboten mit Schlaftabletten zu arbeiten, aber davor habe ich großen Respekt und möchte sie eigentlich nur ungern nehmen, genauso wie auch sonst irgendwelche Medikamente.
Schlaftabletten vom Hausarzt fände ich persönlich auch keine gute Idee. Medikamente per so abzulehnen ist mir persönlich ziemlich sympathisch aber ich würde diese doch ziemlich rigide Haltung zumindest mal hinterfragen. Vor allem dann, wenn über längere Zeit überhaupt keine Aussicht auf einen alternativen wirksamen Ansatz besteht.
Es gibt massig Fälle, bei denen eine Gesprächstherapie erst gegriffen hat, weil sie im Vorfeld mit einem
passenden, verträglichen Medikament in die mentale Lage versetzt wurden. Ein normaler Hausarzt ist für die individuelle Medikation m. E. jedoch der falsche Ansprechpartner. Mit einem erfahrenen Psychiater/Psychotherapeuten ist man hier eindeutig besser beraten und auch dies Forum hier kann bei der Mittelsuche etwas Orientierung geben.
Zu vergessen sind aber auch nicht alternative (natürliche) Heilmittel in Form von Nahrungsergänzungen, Mass., TCM, Vitalstoffe etc.
Zitat von cia: Ich habe eine Therapie hinter mir und mir ging es deutlich besser. Nun habe ich zwar keine Panikattacken mehr tagsüber doch jetzt habe ich die permanente sorge wahnsinnig zu werden. Ich denke ständig darüber nach ob ich wahnsinnig werde, oder es schon bin und es nicht merke.
Wie lief denn seinerzeit die Therapie ab (Art, Dauer)? Was war Deiner Ansicht nach
der entscheidende Punkt, weshalb es Dir besser ging?
Keine Panikattacken mehr zu haben ist m. E.
psychosomatisch schon mal ein wesentlicher Fortschritt! Zudem würde ein Wahnsinniger (im medizinischen Sinne) mit Sicherheit keine solchen Beiträge wie Du hier verfassen können. Diesbezüglich werden Dich fast alle halbwegs therapieerfahrenen Leute hier beruhigen können.
Bedenke: wenn man alle Probleme mit sich allein ausmachen muss (oder glaubt, zu müssen), kann sich das schon mal a bisserl plem-plem anfühlen. Das ist ganz normal. Wenn der Geist nicht mehr wie gewohnt funktioniert kriegt man es mit der Angst zu tun und neigt dann auch irgendwann zu kreisenden Gedanken. Daraus entwickelt sich - je nach Charakter - auch schnell mal eine Angst-Gedanken-Symptom-Spirale.
Die Derealisationen gehören m. E. dazu. Ich hatte sie auch über viele Jahre lang immer wieder in
dauer-stressigen Lebenslagen. Auch heute noch ab und an. Sie können furchtbar sein, ja. Sie verstören, sie entmutigen, sie entfremden einen von sich selbst. Aber letztlich muss man ihre Schutzfunktion akzeptieren und auch entsprechend einordnen. Dann kann man vielleicht sogar einen gewissen Frieden mit ihnen schließen. Es kann auch helfen, sich klarzumachen, dass im Endeffekt
jegliche Wahrnehmung nicht wirklich real ist, denn auch unsere Alltagswahrnehmung in Form von Ich und Welt ist lediglich eingespielt, gewohnt und entsprechend Halt-gebend. Die Derealisation stellt quasi einen kurzen (oder längeren) Reset dar,
gerade weil wir offenbar mit unserer Alltags(für-)wahrnehmung überlastet sind.
Darum sollten wir
eben daran arbeiten: an unserer Alltagswahrnehmung.
Zitat von cia: Generell fällt mir Konzentration sehr schwer, da es in meinem kopf sozusagen immer Gespräche gibt im Sinne von ich hab nie mal Ruhe. Seit ich klein bin ist das so, ständig denke ich über alles Mögliche nach und sorge mich. Nie kann ich einfach mal Frieden in mir finden, obwohl doch seit Jahren eigentlich alles gut ist. es macht mich so fertig, ich will das nicht mehr.
Wenn ich das richtig lese, gibt es hier schon lange einen sehr konkreten Wunsch:
Ruhe!Du erlebst also
ursächlich einen
ständigen Konflikt zwischen dem Wunsch nach Ruhe und der erlebten Realität (Alltagswahrnehmung). Deine Antwort auf diesen Konflikt lautet derzeit:
Grübelei und Sorgen.
Warum ist das so? Du schreibst, dass seit Jahren alles gut ist. Ist es das
wirklich? Oder redest Du Dir das vielleicht nur ein, weil Du eventuell keine Möglichkeit siehst, das nicht-so-Gute aus der Welt zu schaffen?
Wir können etwas (einen Menschen, eine Gesamtsituation, etc.) als gut oder verträglich oder schlecht empfinden (wahrnehmen). Die Grundlage für eine derartige Bewertung ist
immer, bei jedem Menschen, der
persönliche Bezugsrahmen. Eine Bewertung kann nur
im Abgleich mit ihm entstehen. Es ist wichtig, dies zu wissen und zu verstehen!
Wenn nun
über Jahre hinweg eben etwas als schlecht, gefährlich, verwirrend etc. erlebt wird, das die meisten anderen Menschen als normal oder sogar interessant oder angenehm erleben, dann sollte man seinen o. g. persönlichen Bezugsrahmen untersuchen: welche Glaubenssätze, Wertvorstellungen, Überzeugungen habe ich und warum? Woher kommen sie? Haben sie ggfs. traumatische Ursprünge? etc.
Das erfordert Mut und Geduld. Ein gutes Maß aufrichtiges Interesse kann die Sache sogar hochinteressant machen, wie viele hier bestätigen können!
Zitat von cia: Meine Therapeutin hat damals PTBS bei mir diagnostiziert, nach ca. einem Jahr hat sie mich als geheilt gehen lassen und mir lediglich aufgetragen mehrmals die Woche eine Hypnose zu machen.
Warum braucht ein Geheilter (weiterhin) mehrmals die Woche Hypnose? PTBS hat viele Seiten und entsprechend gibt es viele verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Ein m. E. sehr hilfreicher Blog befindet sich z. B. hier:
tagebuecher-f97/mein-leben-mit-einer-kptbs-meiner-patchworktherapie-t103295.htmlZudem gibt es nicht nur
psychisch-bedingte körperliche Probleme sondern auch
körperlich-bedingte psychische Probleme. Hierfür dient m. E. ebenfalls ein gut recherchierter Blog:
erfolgserlebnisse-f59/la2la2-s-medizinschrank-diverse-themen-t93207.htmlUnd auch eines meiner Themen hat sich recht interessant entwickelt und könnte eine Hilfe sein:
therapie-klinik-reha-f122/heilung-allein-durch-psychopharmaka-t114657.htmlMit diesen Links möchte ich sagen: verlass Dich nicht ausschließlich auf die Psyche als Dreh- und Angelpunkt in Sachen Ursachen, sondern beziehe den Körper und die äußeren Umstände unbedingt mit ein! Das führt einerseits generell zu weniger Kopflastigkeit und bietet andererseits einfach ein deutlich breiteres Herangehensspektrum. Werde kreativ bei Deiner Suche - dann ermächtigst Du Dich ein Stück weit selbst, Dir zu helfen.
Und ganz wichtig: Eine Ursache ist nur solange eine Ursache, wie sie
aktiv aufrecht erhalten wird. Sie ist niemals ein unverrückbarer, determinierender Fakt!