Angst vorm Zugfahren aber nicht vorm Bus fahren
Hallo:)
Ich erzähle hier jetzt mal meine Geschichte. Ich bin 19, Studentin, mir geht es eigentlich psychisch gut, ich habe manchmal vielleicht ein zu geringes Selbstbewusstsein. Ich habe keine Angst vor anderen Menschen, ich arbeite nebenbei in einem Kleidungsgeschäft, hier muss ich viele fremde Menschen beraten, ansprechen, auch mal unfreundliche Leute ertragen etc. ich rede und erzähle eigentlich gerne und viel von mir. Ich habe eine liebevolle Familie und eine schöne Kindheit, habe einen Freund und gute Freunde aus der Schulzeit (obwohl das in der Schulzeit selbst oft nicht so war). Ich mach viel Sport, kümmer mich um meinen Körper und um Ernährung und Gesundheit, bin eigentlich nicht wirklich unzufrieden mit meinem Aussehen, klar findet man sich in manchen Klamotten mal zu dick oder jammert vorm Spiegel.
Eigentlich bin ich ein normaler Mensch, ich war früher viel zurückhaltender und introvertierter als heute. Ich habe schon viel gelernt in Sachen gelassener sein.
Früher hatte ich Zeiten in denen es mir psychisch viel schlechter ging. Ich hatte mit 15 Probleme mit dem Essen, wollte abnehmen mich runtergungern, war in sogenannten pro ana Foren unterwegs. Das ganze ging so ne Zeit lang, war immer mal stärker mal schwächer, bis ich angefangen hatte mich mit Fitness und Ernährung auf ordentliche Weise zu beschäftigen. Seitdem denke ich gesund darüber und mir macht es auch total Spaß mich mit Sport und Ernährung zu beschäftigen und immer wieder neues zu lernen.
So viel dazu. Ich bin eigentlich ein relativ normaler Mensch, ich habe nur ein großes Problem. Ich kann nicht S-Bahn fahren. Das komische ist, eben nur S-Bahn nicht.
Das ganze wurde ausgelöst als ich eines Tages in einem Skigebiet in einer engen kleinen Gondel mit 5 anderen eingequetscht stehen blieb, für Ca 15 min. Seitdem hatte ich furchtbare Angst mit Gondeln zu fahren. Hatte ich in diesem Urlaub aber trotzdem noch gemacht.
Wieder zuhause hatte ich auf einmal in allen Möglichen Situationen Angst, ich muss dazu sagen ich bin schon seit ich Kind war noch nie besonders gerne Aufzug gefahren. Ich hatte Angst im Straßenbahnen, S-Bahnen Ganz zu schweigen, vollen Bussen, Aufzügen, überall wo ich eingesperrt war und keine Kontrolle hatte selbstständig die Situation zu verlassen.
Ich habe mir das Straßenbahn und bus fahren wieder beigebracht ich musste ja damals jeden Tag zur Schule. Ich habe mir gesagt, den Bus- oder Straßenbahn Fahrer kann ich immer ansprechen wenn ich raus will. Und auch volle Busse waren irgendwann kein problem mehr. Wenn mir etwas passieren könnte kann ich den Fahrer ja ansprechen dass ich raus will
Auto fahren war nie ein Problem, da könnte ich ja auch jederzeit bitten, dass wir anhalten. Ich muss dazu sagen ich habe keine Angst dass mir übel wird dass ich erbreche oder ähnliches, ich habe einfach immer nur Panikattacken und will raus an die frische Luft.
Aufzüge fahre ich inzwischen auch wieder, aber nicht alleine (also mit fremdem ist auch ok) und nur in belebteren Häusern (Kaufhäusern, Hotels). Diese Sache mit dem Aufzug hatte mir in meiner ersten Hochschule auf der ich das letzte Jahr war sehr Probleme bereitet da es dort ein Haus mit 11 Stockwerken gab. Wenn ich dann mit Freunden von einer Vorlesung zur nächsten gelaufen bin und diese in den Fahrstuhl eingestiegen sind musste ich mir entweder eine Ausrede einfallen lassen (ich muss aufs Klo oder sowas), die anderen unauffällig überreden dass wir lieber laufen, oder einfach alleine gehen weswegen ich oft dann was verpasst hatte.
Das letzte Jahr in der Uni erging es mir auch nicht so gut weil meine Noten sehr schlecht waren, eine Kommilitonin sehr gemein zu mir War ohne Grund, ein Professor auch und mich das alles sehr runtergezogen hat. Deswegen habe ich jetzt die Uni und den Studiengang gewechselt und denke dass es besser wird.
Zur Hochschule bin ich jeden Tag mit dem Auto gefahren dass ich mir gekauft hatte. Denn ich konnte immer noch nicht Zug fahren. Ich hatte es probiert, ich hatte jedes Mal Riesen Panik, ABER nicht vorm Zugfahren sondern vor der Situation, wenn der Zug auf der Strecke stehen bleibt, weil er zB warten muss. Wenn der Zug fährt ist das für mich eigentlich kein Problem, weil ich weiß an der nächsten Haltestelle macht er wieder die Türen auf.
Mein Problem: in einer S-Bahn kann man den Fahrer nicht ansprechen weil er hinter einer geschlossenen Tür ist. Und dann laut zu rufen, dass das andere Menschen mitbekommen wäre mir zu unangenehm das würd ich mich nicht trauen. Außerdem kann man mitten auf der Strecke im nirgendwo nicht einfach aussteigen.
Jeden Tag mit Panik Attacken in die Uni zu fahren belastet sehr also hab ich mir das Auto gekauft.
Nun gehe ich auf die Uni in meiner eigenen Stadt. Da kann ich mit der Straßenbahn und mit dem Bus hinfahren was mir keine großen Probleme bereitet (Strassenbahn ist schlimmer als Bus und ich würde Angst bekommen wenn die stehen würde und der Fahrer einfach aussteigt und die Türen gesperrt lässt, einmal war ich in der Situation.)
Ich hatte es sogar eine Zeitlang geübt mit dem sbahn fahren, bin erst eine Haltestelle, dann mehrere gefahren und war ganz stolz auf mich. Bis zu dem einen Tag an dem die Bahn stehen blieb für Ca 15 min und die Türen gesperrt waren. Selbst wenn die Bahn für 2 Minuten etc. stehen geblieben ist ging es für mich noch. Doch das war zu viel, seitdem bin ich nie wieder gefahren.
Ich weiß nicht wie ich das Bahn fahren üben soll, weil ich keine Angst davor habe zu fahren, sondern nur vor dem stehen bleiben wenn man nicht aussteigen kann. Weil ich mich dann eingesperrt fühle. Und das passiert manchmal aber nicht immer und ich kann im Rahmen einer Konfrontationstherapie die Situation auch nicht langsam steigern. Wenn ich 100% sicher wüsste dass die Bahn nicht stehen bleibt außer an den Haltestellen, hätte ich keine Angst davor. In einer Gondel hätte ich auch keine Angst wenn ich wissen würde Dass sie nicht stehen bleibt.
Ich habe auch keine Angst wenn es ein Fenster gibt, das man selbst öffnen kann, in der Bahn oder in der Gondel. Ich bin sogar vor 2 Jahren trotz großer Angst davor geflogen (Studienfahrt Sizilien) auf das war ich auch sehr stolz, oben in der Luft hatte ich dann auch keine Angst mehr, ich glaube hauptsächlich weil das Flugzeug nicht stehen bleiben kann und das beruhigt mich. Ich weiß nicht ob ich mich immer noch trauen würde zu fliegen, ich würde auf jeden Fall mal eine kürzere Strecke (so ne Stunde) ausprobieren.
Ich weiß mein Text ist ziemlich lang aber ich musste das alles erstmal schildern weil ich selbst nicht genau weiss wieso und vor was ich Angst habe. Ich lese hier immer nur, wenn jemand Angst vor etwas hat wie zB dem Auto fahren oder öffentlichen Verkehrsmitteln, dann hat derjenige immer Angst. Und nicht nur wenn die Bahn steht. Ist das dann Angst vor Kontrollverlust oder Angst vorm eingesperrt sein? Ich weiß es nicht ich hoffe nur irgendwer kann mir helfen und kennt das irgendwie.
Wäre auch toll wenn mir jemand einen Tipp geben könnte wie ich langsam die Situation verschlimmern könnte um das zu üben. Immer wenn ich in ne Bahn einsteige kann es ja sein dass sie stehen bleibt, oder nicht, und man weiß nie wann und wie lange und das ist mein Problem.
Hoffe jemand hat sich die Mühe gemacht alles zu lesen:)
Liebe Grüße
Lini