Hallo Azra!
Ich kenne das sehr gut was Du beschreibst. Allerdings habe ich nicht Angst vor dem Älter werden, sondern vor dem Tod (Thanatophobie). Es fing damals an als ich 23 Jahre alt war. Ich hatte total die Geldsorgen, hatte alles mögliche versucht mein Studium zu halten und gleichzeitig trauerte ich meinem Wunschberuf nach, der mir nur wegen der Finanzierung verwehrt blieb. Ich hatte in der Zeit auch nicht reiten können, auch aus finanziellem Grund. Für mich bedeutet reiten immer eine Entspannung der Seele und ich kann dabei so richtig abschalten.
So lag ich abends im Bett und habe gelesen und ganz ohne Vorwarnung habe ich heftige Panikattacke vor dem Tod bekommen. Da hatte ich dann immer nur Gedanken an den Tod, wie ist es zu sterben, geht es danach weiter oder nicht? Und wenn es mich dann nicht mehr gibt und es danach nicht weitergeht, dann wäre das sehr schlimm, weil ich nicht einfach aufhören möchte da zu sein. So wie ich es jetzt schreibe, bekomme ich gleich die nächste PA.
Ich konnte ab diesem Zeitpunkt nichts mehr machen. Alleine rausgehen und den Schnee genießen (es war um Weihnachten rum) konnte ich nicht mehr, alleine im Zimmer sein, unmöglich. Immer so ein Beklemmungsgefühl im Bauch als Vorstufe für die Angst vor dem Tod. Ich konnte meine Lieblingssendungen nicht mehr sehen und dachte nur an die Zeichentrickfiguren wie gut die das haben, die werden nie sterben.
Wenn ich daran denke, daß ich meine Familie nie wieder sehe, dann wird mir ganz anders.
Ich habe vom Hausarzt auch erst Opipramol bekommen. Es wirkt nicht erst nach zwei Wochen. Die beruhigende Wirkung tritt schon sehr schnell ein, bei mir nach 30 Minuten. Weil es so schnell hilft, wird es als Anxiolytikum genommen, also als Angstlöser. Lediglich die stimmungssteigernde Wirkung tritt erst nach 2 Wochen auf .
Ich hatte dann endlich einen Termin bei einem Psychologen und der hat mir ein Antidepressivum verschrieben. Ich habe in der Zeit dann viel geschlafen, war total am Ende und konnte die Uni nicht mehr besuchen. Ich habe wegen der Geldsache mein Studium letztlich doch verloren, aber ich hätte während meiner schlimmen Phase auch nichts machen können.
Es ging mir dann mit dem Medikament langsam besser und ich habe mir beigebracht alleine im Zimmer zu sein, alleine rauszugehen usw usw. Ich war dann viele Jahre symptomfrei und es ging mir gut. Übrigens: Ich hatte beides, Depressionen mit Angsterkrankung.
Eine Therapie hat mir gar nichts gebracht.
Ich bin letztlich auf Hartz 4 gelandet, was die Geldsorgen natürlich nicht besser macht. Und ich hadere immer mit mir, warum ich diese Angst vor dem Tod haben muß. Eine Ausbildung bekomme ich wegen meinem Alter auch nicht mehr. Und die Ängste werden nicht besser. Als ich dann das Antidepressivum absetzen mußte, weil ich es körperlich nicht vertragen habe, kamen die PA vor dem Tod wieder. Auch immer diese ständigen Gedanken an Tod und wie schnell die Zeit vergeht. Schon als Kind, mit gerade mal 10 Jahren, ist mir meine Endlichkeit bewußt geworden und da traten die PA das erste Mal auf. Aber nur zu Silvester, wieder ein Jahr vorbei. Und kurz nach Silvester habe ich Geburtstag.
Lange Rede, bei mir wird gesagt, ich habe starke Existenzängste und eben die finanziellen Sorgen und keinen Beruf, über den ich mich definiere. Also fühle ich mich in meiner Existenz als sehr bedroht. Und da ich auf vieles verzichten muß, was ich gerne machen möchte, kommt diese Angst vor dem Tod natürlich noch schlimmer. Immerhin läuft mir die Zeit weg!
Ich werde nun 35 Jahre alt und das geht hart auf die 40 zu! Ich fühle mich deswegen schlecht. Wenn ich 20 wäre, dann wäre ich noch jung, aber so bin ich schon fast zu alt für alles. Zu alt für eine Lehrstelle, ich will nächstes Jahr Medizin studieren, frage mich aber, ob das wegen meinem hohen Alter noch lohnt. Immerhin dauert das Studium sehr lange und wie soll ich an das Geld kommen? Das Studium ist aber meine letzte Hoffnung noch was abgeschlossenes zu bekommen. Und nebenbei arbeiten kann ich nicht, weil ich lange aus dem Lernen raus bin, außerdem nehme ich Medikamente, die mich sehr müde machen.
Ich bin nur am Zweifeln und immer wieder die Gedanken an den Tod...
Ich wünsche Dir alles Gute und wenn Du Fragen hast, dann meld Dich gerne.
Alles Liebe wünscht Dir Jess