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Hallo zusammen!

Ich bin neu hier und bin einfach nur wahnsinnig froh dieses Forum gefunden zu haben. Meine Freundin machte mich vor einiger Zeit hierauf aufmerksam.

Nun erstmal zu mir. Ich bin 25 Jahre alt und studiere BWL. Meine Panikattacken, bzw. meine Angst begleiten mich seit ca. 7 Jahren, aber das weiß ich erst seit ca. 1 Monat!!

Als ich 18 war machte ich eine Ausbildung zur Friseurin. Eines Tages war es sehr glatt in unserem Salon und ich rutschte aus und fiel auf den Hinterkopf. Kurze Zeit später begann mein Schwindel. Oft musste ich zweimal auf die Haare meiner Kunden schauen, weil ich alles wie verschwommen sah. Es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Egal wo ich hin ging...ich lief so schnell, als wäre etwas ganz schreckliches hinter mir. Auch zu hause erging es mir nicht anders. Ich hatte ständig das Gefühl um zufallen bzw. ohnmächtig zu werden. Weiterhin kam hinzu dass ich während des Auto fahren mit meinem Kopf wackelte. Zu diesem Zeitpunkt fragten mich alle, warum ich immerzu so schnell laufen würde und warum ich immerzu mit meinem Kopf wackeln würde. Es wurde immer schlimmer. Ich bildete mir ein, dass sich in meinem Kopf, durch den Aufprall beim Sturz, ein Gerinsel gebildet hätte und ich daher die ganzen Symptome hätte. Es war zeitweise so schlimm, dass ich, wenn ich in den Spiegel blickte nicht einmal mehr verstanden habe, warum ich mich selbst sah. Ich dachte über alles nach und ich hatte das Gefühl verrückt zu werden.

Eines Tages begann meine Schwester ihr Psychologiestudium. Ich vertraute ihr meine Sorgen an. Sie sagte mir, dass ich mir schnellstmöglich einen Verhaltenstherapeuten suchen sollte. Doch bevor ich das machen konnte wurden meine Probleme abrupt besser. Vielleicht lag es daran, dass mir meine Schwester eines Tages sagte, ich solle vor ihr solange im Kreis laufen, bis ich umfalle und wenn es der Fall wäre, würde sie sofort den Arzt rufen. Sie wusste ja bereits dass dies nicht der Fall sein würde und so war es auch, ich fiel nicht um. Ab diesem Tag ging es mir jedoch immer besser.

Etwa 4 Jahre später machte ich mein Fachabitur für Gestaltung. Oft musste ich bis spät in die Nacht Bilder zeichnen oder Sachen gestalten. Es war kurz vor den Prüfungen, als ich mit meinen Mitschülern am Lernen war. Ich stand auf und wollte aufs Klo gehen, da war es wieder dieses Gefühl auf einmal ohnmächtig zu werden. Mir war so schwindelig, dass ich mich sofort abholen lassen hab. Dieses Gefühl lies nicht nach und ich empfand mich, als hätte ich eine lebensbedrohliche Krankheit. Ich zitterte, war schweißnass, mein Herz pochte ganz schnell und laut, so dass meine Eltern mich sofort ins Krankenhaus fuhren. Dort wurde ich eingeliefert für 1 Woche. In dieser Woche untersuchten die Ärzte mich von Kopf bis Fuß. Ich war kerngesund. Seltsamerweise ging es mir kurze Zeit nach meinem Krankenhausaufenthalt wieder super gut.

Vor 2 Jahren begann ich dann mein Studium und heute hat es mich wieder eingeholt, schlimmer als je zuvor. Alles begann vor ca. 3 Monaten, als ich sehr viel Stress mit dem Lernen hatte. Oft war ich zu Hause und lag von früh bis abends in meinem Bett mit meinem Laptop und lernte. Öfters lies ich auch Vorlesungen ausfallen, da es mir oft in der FH schwindelig wurde. Jedoch empfand ich dieses Schwindelgefühl eher als Stress. Aber ich bemerkte gar nicht, dass ich mich immer mehr von bestimmten Situationen abkapselte. Ich lies mich ständig von meinem Freund abholen, fuhr fast kaum noch mit der Bahn, ging nicht mehr einkaufen und vieles mehr. Ich wusste jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht, dass mich meine Panikattacken und meine Erwartungsangst schon längst wieder eingeholt hatten. Eines Tages fuhr ich mit meinem Freund für 5 Tage an die Ostsee um mich einfach kurzzeitig von meinem Stress zu erholen. Es waren so viele Situationen, die mich darauf hätten hinweisen können, zum Beispiel dieses Fluchtweg suchen während unseren Staus auf dem Weg zur Ostsee, das ständige Blutdruck messen, weil ich dachte mein Blutdruck wäre viel zu niedrig wegen der ständigen Hitze...

Als wir von unserem Urlaub zurück kamen war alles zu spät. Ich ging fast kaum noch ohne meinen Freund aus dem Haus. Er fuhr mich von Arzt zu Arzt, aber keiner fand etwas. Ich mied sämtliche Situationen, ging kaum noch weg und schob alles auf meinen Stress. Ich vertraute mich endlich meinem Freund und meiner Freundin an und ich bin froh, dass ich ihnen von meiner Angst berichtet habe. Nun bin ich auch wieder an meinem Anfangssatz angelangt. Meine Freundin, die jahrelang unter einer Agoraphobie litt, gab mir den Tipp mich in diesem Forum einmal rumzuhören. Ich bin froh dass ich auf sie gehört habe, denn es gibt ja wirklich eine Menge anderer Leute, denen es genauso geht wie mir.

Nun habe ich jedoch mal eine Frage an euch. Gibt es denn jemanden unter euch, der sich kaum noch getraut herumzulaufen und am liebsten nur noch zu sitzen, bzw. zu liegen? Bei mir ist es schon so schlimm, dass ich, wenn ich mal irgendwie etwas länger gelaufen bin, überall am Körper Muskelkater habe.
Morgen habe ich meinen ersten Termin beim Psychologen. Ich hoffe, dass ich es endlich dadurch schaffe, mal wieder allein Dinge zu erledigen, ohne darüber nachzudenken, dass ich umfallen könnte und meine Beine schwer werden könnten.

Ich hoffe ich hab euch mit meinem Text nicht zu sehr überschüttet und würde mich freuen wenn man sich vielleicht gegenseitig Tipps geben könnte, wie man sein Leben wieder genießen kann...

Ganz liebe Grüße..Sunray

10.08.2008 20:13 • 26.01.2020 x 1 #1


6 Antworten ↓


hallo sunray,

du sprichst mir aus der seele!! ich habe seit ca 5 monaten die gleichen anfälle, und habe bis vor kurzem auch nicht gewußt, daß es sich dabei um panikattacken handelt. bei mir treten sie hauptsächlich beim einkaufen auf, sobald ich an der kasse anstehen muß. mir wird heiß und kalt gleichzeitig, die hände schwitzen und mein herz rast. dazu kommt das gefühl, daß ich jeden moment umfallen werde.
es ist schon so, daß ich darauf achte nur an die kasse zu gehen, wenn keiner ansteht, was so gut wie nie der fall ist.
desweiteren treten die attacken auch in der kantine auf. manchmal wenn ich anstehe und manchmal wenn ich an einem der vielen überfüllten tische sitze. auch hier vermeide ich meißtens dort essen zu gehen.
seit ich allerdings verstärkt darauf achte und versuche die anzeichen zu erkennen, ist es gleichzeitig ein teufelskreis, weil ich manchmal das gefühl habe, ich rufe sie selbst hervor bzw steigere mich da rein.
es ist schon so weit, daß ich angst habe in meetings zu gehen.
mein peinlichestes erlebnis hatte ich allerdings, als ich ein date hatte, mit jemandem, den ich gerade erst kennengelernt hatte. das erste date sozusagen: ich war so aufgeregt und wir gingen in ein restaurant oder eher eine bar, wo weit und breit kein fenster zu sehen war. ich hatte das gefühl, ich sitze in einem keller ohne fluchtweg. zudem war ich aufgeregt ohne ende. ich hatte das gefühl ich muß sofort raus hier sonst fall ich um. gleichzeitig der druck: oh gott was soll der jetzt denken. reiß dich zusammen! ich stocherte nervös in meinem essen rum und flüchtete 2x aufs klo. mir war nicht wirklich übel, nur ein gefühl, als würde ich gleich in ohmacht fallen. ich konnte mein essen nicht weiter essen und erzählte mir sei übel und ob wir vielleicht bald mal an die frische luft gehen können. anschließend sind wir gegangen weil ich es dort nicht länger ausgehalten habe und wir kommen an seinem auto an und ich muß mich plötzlich auf der stelle unkontrolliert vor ihm übergeben. kannst du dir vostellen wie peinlich mir das war?
seitdem habe ich angst in restaurants zu gehen. natürlich habe ich es seit dem immer wieder probiert, aber mit freunden bzw familie (wobei die alle nicht bescheid wußten über meine attacken).
es war zum glück nie wieder so schlimm wie bei diesem date, aber dennoch mußte ich letztens an einem abend 6x den tisch verlassen und vor die tür gehen um zu atmen. mir geht es dann schlagartig besser. wohl nur weil mein kopf dann denkt: so jetzt ist alles gut. du bist draußen und alles ist gut.
seit einigen tagen lese ich viel über ängste, attacken usw und will jetzt versuchen den attacken den kampf anzusagen, denn so kann das ja nicht weitergehen. früher hatte ich die ja auch nicht....
es würde mich brennend interessieren, wie dein termin beim psychologen verlaufen ist!?
liebe grüße
sunny29

A


Angst vor Bewegung und Ohnmacht

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Hey Sunny29!

Es ist schön zu hören, dass man mit seinen Problemen nicht allein ist, auch wenn es sicher trotzdem keinen Grund zur Freude gibt.
Wie hat denn das ganze überhaupt bei dir angefangen? Also kannst du dich denn noch an den Moment, bzw. an die Situation erinnern, wo alles anfing?

Wenn ich so lese, was du schreibst, sehe ich mich sofort wieder. So hat bei mir auch alles begonnen. Egal wo ich in der Stadt war, ich habe immer überlegt wie ich am schnellsten wieder aus dem Laden kommen kann. Und auch ich habe mir beim Einkaufen leere Kassen gesucht. Bei uns in der Mensa der FH ging es mir genauso. Wenn ich sah, dass eine Schlange wartete erzählte ich meinen Kommilitonen immer, dass ich keinen Hunger hätte und bin gegeangen. Und so wurde es irgendwie immer schlimmer...unbewußt vermeidet man so viele Situationen, bis man am Ende über alles nachdenkt, wie man am schnellsten die Situationen verlassen kann.

Wenn ich fragen darf was arbeitest du denn?

Das mit deinem Date tut mir natürlich total leid und ich kann mir auch gut vorstellen wie peinlich dir die Situation war, aber auch das kenne ich. Leider ist es bei mir auch so schlimm, dass ich oft vorher nachfrage, wo meine Freunde am Abend hingehen möchten und ich mir dann genau überlege, ob es dort genugend Möglichkeiten gibt von dort weg zu kommen. Aber ich möchte dir auch einmal von einem Erlebnis erzählen, was ich erst vor 1 Woche hatte.

Ich war abends mit meinem Freund und einem anderen Päärchen in einem Biergarten. Vorher beruhigte mich mein Freund immer, dass ich einfach nicht darüber nachdenken sollte, wie es dort werden würde. Siehe da, ich kam mit einem richitg gutem Gefühl dort an. Alles ging 2 Stunden lang gut, ich hatte nicht einmal den Drang über etwas nachzudenken. Bis ich das Gefühl hatte, ich müßte einmal auf die Toilette. Ich betrachtete den langen Weg, da ich wußte wo die Toilette war und überlegte die ganze Zeit, was passieren würde, wenn ich auf dem Weg zu dieser plötzlich umfallen würde. Und ab diesem Moment ging es los...genau wie bei dir. Mir wurde kalt und heiß, mein Herz raste und ich kam mir wieder vor wie benommen. Ich wünschte mir die ganze Zeit über, dass mein Freund die Rechnung verlangte. Das ging eine halbe Stunde so. Ich konnte den anderen bei ihren Gesprächen kaum zuhören..ich fühlte mich mal wieder so, als wäre ich garnicht anwesend. Als wir eine halbe Stunde später aufstanden und gehen wollten, wollte ich einfach nur ganz schnell ins Auto. Ich merkte meine Beine kaum noch, alles war wie versteinert. Mir ging es so schlecht. Als wir zu Hause ankamen mußte ich nur noch weinen. Mein Freund versuchte mich zu beruhigen, bis ich dann einschlief.
Es war wirklich ein schreckliches Ereigniss..und umso mehr ich solche Momente habe, umso mehr denke ich vorher nach, wie alles werden wird.

Aber genau diese Situationen, sie spiegeln unsere Erwartungsangst wieder. Dies hat mir der Psychiater versucht begreiflich zu machen. Als ich bei ihm ankam, mußte ich ihm vorerst einige Fragen beantworten. Schon nach ca ner viertel Stunde sagte er, dass ich eindeutig an einer Agoraphobie mit Panikattacken leide und sich diese durch die sogenannte Angst vor der Angst(also der Erwartungsangst) immer mehr festige. Er sagte, ich müsse eine Verhaltenstherapie beginnen. Dies sollte die schnellst helfende Therapie dafür sein. Bis ich aber einen Termin bekomme, könnte es mehrere Monate dauern, deshalb verschrieb er mir noch ein Medikament. Ich werde es jedoch nicht nehmen, denn ich denke, dass ich dadurch nicht die Ursache bekämpfe, sondern ich meine Ängste einfach nur unterdrücke. Er gab mir auch noch Informationsbedarf mit. Also eigentlich hat mich der besuch vbeim Psychaiter nur bestätigt, was ich eh schon vermutet habe.
Aber wenn ich dir den Tipp geben kann und du das Gefühl hast, dass du es nicht alleine schaffen kannst, hol dir einfach mal einen Termin, denn glaub mir, umso länger du wartest umso mehr lenkt dich dein Gefühl in die falsche Richtung und unbewußt wirst du immer mehr Situationen meiden. Lass es nicht soweit kommen und ich denke bei dir würde es sogar ziemlich schnell geheilt werden können, da du es ja erst seit 5 Monaten hast. In dieser Zeit hat dich dein Verstand noch nicht vollkommen in die falsche Richtung gelenkt. Denn es gibt so viele von uns, die den ganzen Tag einfach nur zu Hause bleiben, weil sie sich Jahre lang den Kopf darüber zerbrochen haben, wie gefährlich doch all die angstauslösenden Situationen sind.

Hast du dir denn diese Videos schon einmal angesehen??

https://www.psychic.de/agoraphobie-video.php

Ich denke, bevor du einen Termin bekommst, kannst du dir die ja alle schonmal anschauen. Mir haben sie auf alle Fälle die Augen geöffnet und sie haben mich auch gestärkt.
Ich würde mich auch freuen, wenn du mir eventuell mal Links schicken könntest, wenn du auf interessante Informationen gestoßen bist.

Also dann..ganz liebe Grüße..wir schaffen das..
Sunray

Hallo , ich habe das auch ganz arg , ich liege fast nur noch im Bett , bewege mich wenig obwohl ich das liebe .. ich habe eine Tochter noch dazu , spiele mitt ihr zwar und bring sie ins Bett aber laufen ist der Horror .. ich habe eine Therapie in der Tagesklinik angefangen .. mache Fortschritte aber besser ist es nicht irgendwie ..

Ich will nur wieder richtig laufen und alles können

Hallo ihr Lieben, auch ich leide unter agoraphobie mit panikstörung. Als alles mit 17/18 bei mir anfing steigerte es sich auch so weit, dass ich das Haus nicht mehr verlassen wollte und gefühlt auch nicht konnte. Der Aufenthalt in einer Klinik für Psychosomatik mit einer Menge Therapie war dann meine Rettung! Ich habe ganz viel über die Ängste gelernt und auch, wie ich sie loswerde. Wie es mir geht verläuft relativ schwankend, ich hatte zwischendurch auch mal ca.2 Jahre mit fast keinen Symptomen mehr, aktuell ist es aber durch Infekte wieder schlimmer geworden und ich traue mich auch kaum unter Menschen. Das macht mich so traurig, da ich sogar bis vor den Infekten direkt. Ach der Arbeit einkaufen war. Sonst habe ich das nur abends spät gemacht, wenn am besten auch nur noch 2 andere Leute im Laden sind.

Der Schwindel ist auch mein Hauptproblem, mal ist es weniger mal mehr. Nach Erkältungen und Infekten habe ich oft auch mehr Probleme, und wenn die Infekte heftiger waren, wie jetzt aktuell vor 2 Wochen habe ich immer den Eindruck ich müsste wieder von vorne anfangen. Ich habe die Vermutung, da sich ja auch normale Menschen nach einer Grippe noch schwach fühlen, merken wir das viel stärken und bewerten das als gefährlich und denken jetzt kann ich mir z.b. das Einkaufen nicht zumuten, das schaffe ich ja im gesunden Zustand nur schwer. Im Moment sage ich mir das kenne ich schon, ist früher nichts passiert dann wird jetzt auch nichts passieren, wenn ich wieder ganz fit bin wird auch der Schwindel wieder weniger. Irgendwie haben wir mehr Antennen nach innen und fühlen das Krankheitssymptome wie Abgeschlagenheit und Schweißausbrüche, Schwindel viel stärker.

Toni

Ich weiß nicht wieso es so bei mir ist aber jedes mal, wenn ich Krank bin, geht es mir Psychisch viel viel besser... Der Schwindel ist Plausibel und das beruhigt mich irgendwie... wenn ich nicht mehr Krank bin geht es mir eine Zeit lang sogar sehr gut und irgendwann erinnere ich mich wieder an bestimme Ereignisse oder Empfindungen und BAM wieder in dem Kreislauf... momentan bin ich auch drin und ich weiß nie wie ich dort rauskommen soll, da ich auch echte Angst habe, dass es vll doch etwas körperliches ist... und dann noch der Gedanke, dass wenn man sich wenig bewegt, dass die Chance sich erhöht, dass etwas passieren kann :/





Dr. Hans Morschitzky
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