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Guten Tag zusammen,
ich lese hier schon länger mit und weiß, dass viele von euch schon jahrelang diese Ängste/Panik haben.
Wie schafft ihr es, das alles nicht mehr als Leid zu sehen und einen vernünftigen Umgang damit zu finden?
Gerade die morgendliche Unruhe ist bei mir so ausgeprägt, dass ich seit Jahren mit einem ordentlichen Angstschub geweckt werde, also noch bevor ich wach bin und mein Denken einsetzen kann.

Ich meine jetzt auch keine "Techniken", mit denen man Symptome mildern kann, sondern wirklich die Annahme und Akzeptanz.

03.06.2021 10:29 • 05.11.2023 x 3 #1


663 Antworten ↓


Du meinst das emotionale Annehmen?

Zitat von Delfina:
sondern wirklich die Annahme und Akzeptanz.

Wenn man etwas annehmen will geht das eigentlich nur über das gezielte, koginitive einwirken auf sich selbst. Und das ist dann auch nur eine Technik.

Von alleine kommt man da nur selten hin.

A


Angst und Panik annehmen - wie macht ihr das?

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Ja, genau das meine ich. Und ich würde gern wissen, wer dies schon geschafft hat und wie. Eine Therapie hatte ich schon, aber das habe ich dort nicht gelernt.

Und aus Büchern lernt man zwar die Theorie, aber wie geht das nun konkret?

@cube_melon ich lese mal mit. Klingt interessant.

Zitat von Delfina:
Und aus Büchern lernt man zwar die Theorie, aber wie geht das nun konkret?

Das in kurzen Worten so zu schildern das man das in der Tiefe versteht, wie ich das selbst handhabe, ist kaum möglich.
Mit aus diesem Grund gibt es den Beruf des Peers/Ex-In/Genesungsbegleiter. Das sind Menschen die eine solche Krise überwunden haben und ein Bindeglied darstellen zwischen Patienten und Therapie.

Mein Denken ist ressourcenorientiert, bewusst, imaginär und achtsam. Und ich sehe das als potenziell sehr wirksam an, weil es auch bei anderen Menschen viel bewirkt hat.

Wenn ich dies manch einem erzähle, dann ist das wie als wenn ich einer Autobahn von einer Blumenwiese erzählen will.

Das Thema hat multible Ebenen. Die Ebenen bestimmen wie wir für uns die Welt ums herum wahrnehmen. Es gibt einen inneren Bereich und einen äusseren.
Der innere hat einen höheren Stellenwert. Und man kann lernen diesen inneren Bereich abzugrenzen und zu beschützen.
Alles ist aus meiner vielzahl kleiner und kleinster Handlungen und Gedanken zusammengesetzt, welche uns entweder zuträglich sind oder eben negativ.

Wie wir mit uns selbst umgehen, versorgen, bewahren, belohnen, wie wir auf uns selbst Gedanklich einwirken (Gedankenhygiene) bzw. bewerten bestimmt unser innere Welt.

Wie wir die die Welt im aussen bewerten bestimmt unsere Sicht auf die äussere Welt. Wir bilden uns unsere eigene Wahrnehmung der Realität.

Long story short - bilde ich eine positive und hoffnungsvolle Welt in mir und um mich herum, habe ich bessere Chancen etwas belastendes anzunehmen.
Eine Gruppe von Sportlern die sich gegenseitig pushen habe auch bessere Chancen als eine welche sich gegenseitig runterziehen.

Dann ist da noch das Thema Zugang zu einer Therapieform. Es gibt sehr viele Ansätze mit etwas umzugehen, nur kann nicht jeder mit jedem etwas anfangen.
Ich selbst habe keinen Zugang zu der Therapieform Somatic Experiance gefunden, andere schwören darauf.
Mein Zugang zu PITT (psychodynamische imaginative Traumatherapie) ist hingegen immens. Daher ist es mein Mittel zur Wahl. Manch einer kann damit halt nichts anfangen.

Jede Biografie, jeder Charakter, jede Lebensbedingung ist so unterschiedlich wie ein Fingerabdruck. Daher hat man einfach auszuprobieren, mit was man etwas anfangen kann.

Das dritte ist der Therapierende. Hier ist es elementar wichtig das Vertrauen besteht und zudem das ihr der Person einen Zugang zu euch gewährt. Ihr kennt das sicher aus dem sozialen Miteinander, das es unterschiede gibt, von wem man sich was sagen lässt und von wem eben nicht.
Hier ist auch ein Punkt mit bestimmend - in wie weit der Therapierende es schafft euch das glaubhaft zu machen. Die Hoffnung in euch aufrecht zu erhalten und euch immer wieder auf das neue mitzunehmen, damit ihr selbst eine Motivation aufbauen könnt.

Summe Summarum - eine Akzeptanz oder wie auch in der Psycholgie genannt radikale Akzeptanz kann man quasi über die Hintertüre ereichen.

Akzeptanz ist auch die Abgabe der selbst geglaubten Kontrolle über eine Sache. Damit verbunden können eben Ängste sein, das dies dann noch sich verstärkt.

Besser eine schlechte PR als keine. So ähnlich geht das auch mit den Symptomen. Dadurch das man den Fokus darauf legt, es dramatisiert, stellt man eine Sache auf einen Sockel der Macht. Von dem herunter euch dann die Symptome allmächtig euren Alltag aufzwingen.

Wer genauer wissen will was ich meine, der kann sich meinen Patchwork Therapieblog durchlesen. Inhaltsverzeichnis findet ihr in meinem Gästebuch unten in meinem Profil.

Das musste ich jetzt zweimal lesen. Aber danke für die so ausführliche Antwort. Mit radikaler Akzeptanz habe ich mich auch schon befasst und genau da fehlt es mir an der Umsetzung. Das heißt, wenn die Angst/Panik mit ihren Symptomen kommt, sage ich so oft, ich lasse es da sein. Aber es dauert dann mitunter den ganzen Tag, bis es sich zum Abend manchmal legt oder auch zwischendurch mal, wenn ich Glück habe. Natürlich nehme ich die Symptome auch überall mit hin, denn zu Hause auf der Couch sind sie auch da. Beim Spazierengehen oder bei guter Beschäftigung sind sie auch immer schwächer.

Aber dieses Da-sein-Lassen ist doch irgendwie nicht ganz ehrlich, denn in Wirklichkeit will ich es ja doch loswerden. Es heißt, es muss einem egal werden, wie man sich fühlt und trotzdem alles machen. Das habe ich bisher nicht hinbekommen.

Das ist ein sich selbst erhaltendes System.

Angst - danach Angst vor der Angst - in folge eine hohe Präsenz der Symptomatik in den Gedanken - Selbsterfüllung der Angst vor der Angst - machtlosigkeit - dramatisierung - Angst.

Zitat von Delfina:
Aber dieses Da-sein-Lassen ist doch irgendwie nicht ganz ehrlich, denn in Wirklichkeit will ich es ja doch loswerden.


Der Punkt ist der, das man sich auf das konzentriert was funktional ist. Weil das andere benötigt keine besondere Aufmerksamkeit. Denn das bekommt man von alleine mit.

Eben durch den Fokus auf das was nicht funkioniert, wird diese präsenter und mächtiger.

Ja, das ist verständlich und völlig logisch. Energie folgt der Aufmerksamkeit. Aber wie kriege ich es nun hin? Also doch alles da sein lassen, obwohl es mich innerlich fast zerreißt. Nach außen merkt man es ja nicht, außer der eigene Partner und engste Familie.

Wenn die Angst weg ist, bin ich sofort wieder in meinem Element, so wie ich "wirklich" bin. Kann man das jahrelang aushalten oder wird das irgendwann besser?

Heute Nacht zum Beispiel null Schlaf. Das kommt ab und zu mal vor, meist nach einem guten Tag. Ca. um 3:00 die absolute Panik, heute früh stand ich völlig neben mir. Habe trotzdem alles gemacht, war einkaufen in 2 Supermärkten, Haushalt gemacht, aber alles mit der Gedankenangst, dem Bauchflattern und dem Durchdrehgefühl.
Jetzt sitze ich hier auf unserem Waldgrundstück unter Bäumen nicht ne mir geht es langsam besser.
Ich habe zu meiner Therapeutin immer gesagt, wenn ich keine Angst mehr vor dem Gedanken an die Angst habe, habe ich es geschafft. Ja, und dann kommt das sich selbst aufrecht erhaltende System zum Tragen. Also - wie bricht man da aus?

Hallo Delfina,

die Lösung liegt (zumindest beinahe) in Deiner Frage: Alles da sein lassen, obwohl es einen innerlich fast zerreißt? Die Antwort darauf wäre: Im Endeffekt ja. Das mag jetzt erstmal paradox klingen, liegt aber im Wesen der radikalen Akzeptanz. Ich habe eine ganze Zeit gebraut, das wirklich zu begreifen und zu verinnerlichen, aber seitdem hilft mir das Konzept sehr.

Radikale Akzeptanz läuft über 3 Schritte (die ich gleich noch erläutere): Kapitulation-Betrauern-neuer Weg.

Kapitulation klingt erstmal sehr negativ, meint hier aber: einen sinnlosen Kampf beenden.
Heißt: Deine Angst zu bekämpfen wie einen Feind wird Dich nicht weiterbringen. Im Sinne der radikalen Akzeptanz: Hör' auf, sie als Feind zu betrachten, den Du loswerden/besiegen möchtest. Sie ist nunmal leider da, und diesen Fakt als solchen zu akzeptieren wäre der erste Schritt. Sieh' sie stattdessen wie einen (zwar ungebetenen) Gast, der da ist und den Du (zumindest erstmal) nicht loswerden kannst. Warum sie da ist, ob sie Dir vielleicht sogar helfen und Dich nicht ärgern möchte, wirst Du später bestimmt besser verstehen, ist im Moment aber auch noch gar nicht wichtig. Wichtig ist erstmal: Sie ist da, sie wird erstmal nicht weggehen, und Du musst lernen, damit einen Umgang zu finden. Krankheitsakzeptanz ist ein wichtiger erster Schritt. Die Krankheit ist jetzt da, sie wird eine zeitlang Teil Deines Lebens sein, vielleicht auch immer, und daran wird sich erstmal nichts ändern. Gegen diesen Fakt anzukämpfen bringt nichts, die Angst ist trotzdem da. Ein Tinnitus zum Beispiel geht auch nicht davon weg, dass man ihn bekämpft und sich immer über ihn aufregt, im Gegenteil.

Ein zweiter Schritt (der tatsächlich auch wichtig ist, ich habe diesen immer übersprungen und konnte so früher keine nachhaltigen Fortschritte machen): Du darfst (und sollst sogar) betrauern, dass es so ist. Heißt: Du darfst (und sollst) Dich darüber ärgern, wütend und traurig sein, dass Dich eine echt blöde Krankheit erwischt hat, darüber darf man traurig sein. Es ist fies und gemein und, und, und... Es ist blöd, dass Du jetzt Dein Leben darauf abstimmen musst, eine Erkrankung zu haben, es wäre doch so viel schöner, wenn man diese Erkrankung nicht hätte... all diese Gefühle sind erlaubt und nötig. Du brauchst die Trauerphase, um wirklich loslassen zu können und Dich wirklich ehrlich auf einen neuen Weg einzulassen, ohne Hintertürchen, ohne was wenn aber.......

Im dritten Schritt der radikalen Akzeptanz richtest Du Deinen Fokus dann auf den neuen Weg aus, in diesem Fall: Wie kann ich mein Leben mit der Erkrankung leben, nicht gegen meine Erkrankung? Sprich: Wie kann ich mit der Angst in meinem Leben trotzdem zurechtkommen?

Und da liest es sich bei Dir gar nicht so schlecht, finde ich. Auch an Tagen mit schlimmeren Symptomen bist Du noch in der Lage, Dinge zu erledigen, das ist funktional und gut ! Das klingt erstmal nicht so toll, weil es sich ja nicht gut angefühlt hat, aber es ist gut! Du lässt Dich von Deiner Angst nicht unterkriegen, und das ist eine gute Sache. Klar fühlt es sich nicht gut an, aber das zu erwarten wäre im Moment noch zu viel verlangt. Es wird mit der Zeit besser. Zu erwarten, dass sich das sich für Dich schwierige Dinge gut anfühlen, würde bedeuten, dass Du die Maßstäbe gesunder Menschen (also in diesem Fall Menschen ohne Angsterkrankung) an Dich anlegst, und das wäre eine Überforderung. Für Dich gelten jetzt etwas andere Maßstäbe. Und trotz Angst Dinge erledigt zu bekommen ist für einen Angsterkrankten eine tolle Sache! Für einen gesunden Menschen sind das vielleicht Selbstverständlichkeiten, aber nicht für einen Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Sich das bewusst zu machen, wird Dich auf Dauer stärken und Dir wieder Selbstvertrauen bringen, und ein neues Selbstverständnis wird sich bilden. Auf mich wirkt es so, als würdest Du noch an Deinem Anspruch Dir selber gegenüber scheitern. Sei' geduldiger und nachsichtiger mit Dir, irgendwann kommen auch die positiven Gefühle zurück bzw. werden wieder mehr. Du schreibst ja auch, dass die schlechten Gefühle manchmal weniger intensiv sind, darauf solltest Du Dich konzentrieren und diese Momente ganz bewusst als gute Momente abspeichern. Das sind für Dich wichtige Erfolgserlebnisse, Momente, in denen Du spürst, dass ein Leben mit der Krankheit möglich ist. Oftmals fällt es uns leichter, diese Einsichten bei körperlichen Erkrankungen zu haben, aber bei psychischen Erkrankungen ist es nichts anderes. Krankheitsakzeptanz ist der Schlüssel.

Und dann passiert genau das, was @cube_melon auch geschrieben hat: Du ent-machtest die Erkrankung, und dadurch wird es Dir auf Dauer besser gehen.
Dadurch, dass Du nicht gegen die Erkrankung ankämpfst sondern mit ihr gemeinsam einen Weg findest, wird sie im Endeffekt vielleicht sogar schneller wieder gehen (um im Bild des ungewollten Gasts zu bleiben).

Ich hoffe, das hat jetzt halbwegs Sinn gemacht, aber so habe ich es geschafft, einen anderen Umgang mit meinen psychischen Erkrankungen zu finden (um auf Deine Eingangs-Frage zurückzukommen).

LG und ganz viel Kraft
Silver

Danke, das liest sich toll und einleuchtend! Und du hast mich absolut erwischt. Stimmt, mein Anspruch ist der Vergleich mit den "Gesunden", ich möchte so funktionieren wie sie, da ich ja mein Leben lang aktiv und leistungsfähig war. Und ich will auch nicht "die Kranke" in der Familie sein, sie sich ausklammert. Das lege ich als Schwäche aus und ich rede auch kaum darüber, da es ja nach den vielen Jahren auch mal nervt.
Da es mir abends oft besser oder sogar gut geht, kann ich sogar feiern - am nächsten Morgen sieht mich ja keiner.
"Lebe dein Leben so, wie du es auch ohne Angst tun würdest und vermeide nichts." So lautet ja ein Grundsatz von Claire Weekes, deren Lehre ich sehr schätze.
Ich muss mir wohl noch etwas klarer werden über meinen Symptomstress. Also das schlimme Erwachen morgens, die Bauchangst (Schmetterlinge), Angst in den Gedanken, also die vorwegnehmende Angst, all diese Symptome und was sie mit mir machen. Gedankenspiralen unterbrechen, negative Glaubenssätze usw.

Aus deinen Zeilen lese ich, dass es durchaus machbar ist, diese Dinge zu akzeptieren und damit zu leben. Es stimmt ja, da ist es sowieso schon! Dass ich den Kampf aufgeben muss, habe ich schon lange verstanden. Und ich sollte auch umbewerten und solche Wörter wie "schlimm", "grausam" usw. ändern.
Ich danke dir sehr, das hilft mir schon weiter.

Zitat von silverleaf:
Ich hoffe, das hat jetzt halbwegs Sinn gemacht, aber so habe ich es geschafft, einen anderen Umgang mit meinen psychischen Erkrankungen zu finden (um auf Deine Eingangs-Frage zurückzukommen).

Vielen Dank für diesen fundierten Text.

In dem Moment, wo man als Betroffener da drin steckt hat man den Frosch im Eimer Blick. Durch diesen, durch die Angst geprägten Tunnelblick, ist es gerne eine besondere Herausforderung, etwas zum einem logisch zu und später auch emotional zu verstehen. Der Übergang von Wissen zu Weisheit.

Ich selbst kam mir vor wie eine Autobahn, der man erklären wollte was eine Blumenwiese ist, als ich mit dem Thema radikale Aktzeptanz konfrontiert wurde.
Akzeptant physikalischer, greifbarer Dinge bekommt man eher hin, als innere, psychische Gegebenheiten.

Erst wenn man etwas aktzeptiert hat, ist eine Veränderung möglich. vielleicht kennt ja noch wer die Weisheiten der Dakota Indianer. Wenn Du merkst das Du ein totes Pferd reitest, steig ab
Der Mensch neigt manchmal Tatsachen komplett zu ingorieren und beraubt sich damit der Chance auf angepasstes Handeln.
Das wird in den Weisheiten beschrieben.

Wenn man sich beispielsweise ein Bein bricht und auf Krücken zu laufen hat, bzw. sich damit arrangiert, weiß man was Akzeptanz bedeutet.

@Delfina ich glaube unsere Leidenswege sind identisch. Tagsüber unruhig, kalte nasse Hände, manchmal Luftnot und negative Gedankenspirale. Abends meist besser aber nachts und früh ist eben schlimm. Ich versuche im Alltag nichts weiter raus zu lassen, damit die Kinder und der Mann nichts merken. Der Mann eben auch mal wieder lachen kann ohne sich Gedanken zu machen. Ich hab bald einen Termin bei einer Psychologin, der wurde schon 2 mal verschoben ich weiß nicht ob es was bringt.

Hallo Blume21, ich wünsche dir, dass deine Therapie dir was bringt. Meine war lediglich für gute Gespräche brauchbar, aber einen Weg aus der Angst hat sie mir nicht gewiesen. Ich sollte immer erzählen, was ich so mache und sie hat dann nur zugestimmt und gemeint, dass das toll ist und ich so weitermachen soll.

Was ich alles probiert habe, hat mich Tausende von Euro gekostet, immer in der Hoffnung, es ist ja für meine Gesundheit. Ich habe unter anderem Synergetik (Innenweltsurfen), EFT/ MET, Heilströmen, flowering-tree und hnc probiert. Alles für sich tolle Dinge, aber da war ich immer noch auf der Suche nach Dingen im Außen, die mich gesund machen sollen. Ich habe bestimmt 40 Bücher gelesen, die auch fast alle gut waren. Irgendwann wusste ich, dass die Heilung von mir kommen muss, wusste aber nicht wie. Gute Ratschläge habe ich auf der Seite "anxietynomore" und in dem Artikel "Nothing works" gefunden und von da an versucht, nichts mehr "dagegen" zu unternehmen.

Letztes Jahr im Frühjahr saß ich noch viel auf meiner Couch und hatte wirklich vor fast allem Angst. Bis ich merkte, dass es so nicht weiterging. Dann habe ich angefangen spazieren zu gehen, anfangs noch zittrig. Seitdem gehe ich täglich 5-6 km, mache Nordic Walking, habe im Winter viel Mandalas gemalt und gehäkelt. Jeder Augenblick ohne Angst hat für mich gezählt. Aber es ist ja nur Ablenkung und keine wirkliche Heilung.

Ja, der Morgen hat es immer in sich und ich merke immer, wenn das Cortisol im Körper ansteigt bzw. hochschießt.

Ich drücke dir für deine Therapie die Daumen. 2017 hatte ich eine tolle Reha und war bei Entlassung fast symptomfrei. Leider war auch das nicht dauerhaft.

Zitat von Delfina:
Seitdem gehe ich täglich 5-6 km, mache Nordic Walking

Das mache ich auch täglich. Das ist ganz ok.

Mensch da hast du echt viel getan. Ich habe nur gelesen- aber wenig verstanden. Mir wurde immer gesag: lebe hier und jetzt, nicht morgen. Oder nächste Woche. Das probiere ich immer. Gehst du denn viel arbeiten?

Was war das für eine Kur. Meine Ärztin möchte oder schlug mir vor, auch eine zu machen. Ehrlich gesagt, traue ich mich nicht. Beide Kinder sind noch recht klein( Grundschulzeit) und ich hab bedenken dass es mir dann schlechter geht.

Das war eine Reha (zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit). Es war bei Berlin und wir waren von Anfang an eine tolle Truppe, haben viel gemeinsam unternommen, waren baden, Eis essen, wandern. Die Therapien waren gut und die Psychologen auch. Es gab sogar Lach-Yoga .

Es fühlte sich danach vieles wieder gut an. Dann habe ich versucht, meine Medikamente auszuschleichen und glaube, dass ein großer Teil des Problems auch hier zu suchen ist.

Arbeiten muss ich nicht mehr, aber ich hatte bis Corona einen tollen Nebenjob. Nun ja, das Zuhausesitzen fördert natürlich das In-sich-Hineinhorchen.

Toll, dass du auch so viel unterwegs bist. Ich habe einen Park quasi vor der Tür und kann besonders im Frühjahr beobachten, wie er sich von Woche zu Woche verändert. Da mache ich dann auch oft Fotos.

Zitat von Delfina:
Arbeiten muss ich nicht mehr

Das ist super, aber eben auch oft ein Problem. Auch für "Nicht- Angst" Patienten. Die neuerworben Zeit muss man erstmal gut und sinnvoll füllen. Ich bin noch jung, muss noch 30 Jahre arbeiten. Das heißt, es muss und das wird es , wieder funktionieren.
Toll dass die Reha so super lief, evtl hab ich auch Glück. Mal sehen.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Delfina:
Dann habe ich versucht, meine Medikamente auszuschleichen

Hat es denn nicht geklappt? Was nimmst du aktuell?

Zurzeit noch Venlafaxin und Pregabalin, beides unterhalb der Mindestdosis. Bin wohl in einen protrahierten Entzug gerutscht, was die Ängste als Absetzsymptom noch -zig Mal verstärkt. Aber ich will wenigstens die "zweite" Angst überwinden.

@Delfina Pregabalin gegen die Angst? Oder wegen Kribbeln?

Ich hatte eine zeitlang amitryptilin, sehr gering in der Dosis. Und das über 4 Wochen ausgeschlichen das ist 5 Wochen her. Manchmal denke ich, dass da auch noch Restsymptome sind.

A


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Dr. Christina Wiesemann
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