Das mit der Akzeptanz ist so eine Sache oder anders formuliert; etwas nicht ändern zu können heißt nicht unbedingt, diesen Zustand zu akzeptieren. Zu meiner eigenen Situation folgendes:
Ich habe extreme Angst vor Knallgeräuschen aller Art, seit der Kindheit; ein Problem, das mich mittlerweile seit rund 36 Jahren begleitet, mich in meinen beruflichen, vor allem aber privaten Möglichkeiten extrem eingeschränkt hat (von einer ansatzweise normalen Entwicklung kann man nicht wirklich sprechen, trotz erfolgreicher Schul- und Hochschulabschlüsse). Ungeachtet einer etwa dreijährigen Therapie haben sich keine wesentlichen Verbesserungen eingestellt. Kommen noch so einige andere Sachen dazu (u.a Sauerstoffmangel bei der Geburt, dadurch motorische Ungeschicktheiten und Koordinationsdefizite).
Insbesondere jetzt im Sommer ist das wieder vermehrt ein Problem. Ich bin u.a. in der Erwachsenenbildung tätig, wenn ein Gewitter aufzieht versuche ich Aufgaben zu verteilen oder seile mich aus irgendwelchen Gründen aus dem Unterricht vorübergehend ab (in Einzelfällen sage ich auch ab, was natürlich nicht zu häufig geht, aber manchmal muss es sein). Es ist fürchterlich, hier die Fassade halten zu müssen, das kostet unendlich viel Kraft. Ich bin dann auch schon den ganzen Tag dabei, Tage vorher sogar schon, alle verfügbaren Wetterberichte zu verfolgen. Heilung ausgeschlossen, die Reaktionen sind nicht steuerbar, es ist einfach nur entsetzlich. Anschließend große Traurigkeit. Die Angstproblematik hat letztlich mein gesamtes Leben bestimmt. Was mich ebenfalls traurig macht: Wenn ich eine Situation einmal ansatzweise ausgehalten habe (z.B. Unterricht trotz eines etwas weiter vorüberziehenden, aber dennoch deutlich hörbaren Gewitters), gehe ich daraus nicht gestärkt hervor und empfinde Stolz, sondern bin einfach nur furchtbar erschöpft und erleichtert, dass es vorbei ist. Ich will das verdammt nochmal einfach nicht aushalten müssen! Mit Rationalverhalten hat das alles natürlich nichts zu tun. Und obwohl ich recht kopflastiges Zeugs studiert habe (Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Ökonometrie und Statistik), bleibt die Angelegenheit voll auf der Gefühlsebene.
Bisweilen liest man im Netz übrigens verschiedene Artikel, die vielfach den Tenor Angst und Panik sind stets gut behandelbar aufweisen. Ich muss aus eigener leidvoller Erfahrung leider konstatieren, dass dem nicht so ist, jedenfalls nicht bei starker Chronifizierung und Verzahnung mit der Persönlichkeit und dem Hineinwirken in wesentliche Lebensentscheidungen. Aber gut, ich mache weiter, so gut es eben geht; aufgeben ist für mich jedenfalls derzeit noch keine Option.
14.06.2021 23:33 •
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