Hallo Sandra,
nach einem langen Tief bin ich jetzt gerade wieder in einer Aufwärtsphase.
Ich denke, es kommt sehr darauf an, wie man mit Situationen umgehen kann.
Ich litt jahrelang unter Depressionen und einer Eßstörung und suchte erst Hilfe als etwas schlimmes geschehen war.
Nach vier Jahren Therapie, einem Klinikaufenthalt, Medikamenten war ich soweit, daß mein Grundgerüst wieder stand und ich alleine weiter kam.
Das letzte Jahr war sehr schlimm für mich. Das allerschlimmste war, daß mein Vater starb.
Es war mir lange nicht bewußt, daß ich mir die Erlaubnis verweigerte weiter zu leben. Aber es war wirklich so.
Ich funktionierte nur noch, wie früher, und es ging mir schlechter und schlechter. Dutzende körperliche Symptome, Schlafstörungen, Erstickungsanfälle, Angst- und Panikattacken....
Seit Februar bin ich wieder bei meiner früheren Therapeutin und so nach und nach kam ich wieder zu mir.
Einen Tag nach dem ersten Todestag meines Vaters bin ich mit meiner Mutter an die Nordsee gefahren (ich hatte übrigens auch sehr große Angst, meinen Heimathafen zu verlassen. Aber das habe ich immer vorher und bin dann immer froh, wenn ich in Urlaub bin).
Kurz vor Urlaubsende fuhren wir mit der Fähre von Ditzum nach Petkum (und zurück). Als wir gerade wieder von Petkum ausliefen, stand ich da, schaute ins Wasser, schaute durch die Gegend, sah den Möwen nach... und merkte plötzlich, ich erlaubte mir wieder zu leben. Ich weiß, daß es ein großes Anliegen meines Vaters war, daß unser Leben gut weiter läuft. Endlich kann ich seinen Wunsch erfüllen.
Seit diesem Tag ging es langsam wieder aufwärts.
Ich habe Dir diesen Roman geschrieben, weil ich Dir damit sagen will, daß es nicht um Schuld geht. Es gibt so viele Auslöser für Panikattacken und ähnlichem, die uns manchmal gar nicht bewußt sind. Und daß wir deshalb immer wieder gut für uns sorgen müssen. Krisen wird es immer wieder geben (Chancen auf dauerhafte umpoolung sind eher utopisch), es geht nur darum, daß man schneller wieder rauskommt. Bevor der Supergau eintritt.
Und ich habe eben festgestellt, daß ich mich, in der Zeit in der es mir so schlecht ging, nicht gut um mich gekümmert habe.
Alles andere war immer viel wichtiger. Seit ich wieder mehr für mich tue, geht es mir besser. Das bedeutet nicht, daß mir andere egal sind, aber ich setze die Prioritäten nach meinem Bauchgefühl. Und damit fahre ich recht gut.
Ich wünsche Dir, daß es Dir mit dem Urlaub genauso geht wie mir.
Viele Grüsse
Petra
21.07.2007 12:33 •
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