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Hallo,
ich habe mich gerade erst hier angemeldet. Ich weiß zur Zeit wirklich nicht mehr weiter und hoffe hier auf hilfreiche Antworten.
Der Text könnte etwas länger werden, dafür schonmal sorry.
Ich bin schon seit ca 2 Jahren wegen eines Traumas in Therapie. Aber im Moment weiß auch meine Therapeutin nicht mehr so wirklich weiter.
Alles fing vor ca einem halben Jahr an.
Seit dem habe ich ständig Panik, sobald ich einen Raum betrete und die Tür zu ist. Auch wenn ich genau weiß, das die Tür nicht abgeschlossen ist und ich jederzeit raus könnte. Mir wird schlecht, so das ich ständig nur Angst habe, mich übergeben zu müssen, mir wird schwindelig und ich würde am liebsten nur noch raus.
Es ist einfach überall so, ich kann nicht mehr einkaufen gehen, weil allein der Gedanke an der Kasse zu stehen, Panik auslöst (Was soll ich machen, wenn mir da schlecht wird und ich nur am zittern bin). Heute musste ich mit meinem Tier zum Arzt, ich habe den kleinen reingebracht und gesagt, das ich nicht drin bleiben kann und draußen warte.
Selbst meine Freunde / Familie kann ich nicht mehr besuchen, weil mir einfach immer und überall schlecht wird, sobald ich nicht mehr draußen bin.
Zu Hause ist es nicht so (zumindest nicht, wenn ich allein bin). Sobald noch jemand da ist, geht es auch nicht mehr.
Gut geht es mir nur, wenn ich allein bin, oder mit Tieren zusammen, aber sobald Menschen da sind, geht gar nichts mehr, egal ob fremde oder auch welche, denen ich vertraue.
Am liebsten würde ich einfach gar nicht mehr aus dem Haus gehen. Freitag muss ich aber wieder zu meiner Therapeutin, selbst der Gedanke daran löst schon so ein komisches Gefühl aus, weil ich da wieder in einen Raum muss...

Sorry für den langen Text, aber ich bin echt am Ende und es tat auch irgendwie gut, alles mal zu schreiben, auch wenn ich denke, das mir nicht zu helfen ist, wenn schon meine Therapeutin keine Lösung weiß...

03.01.2017 22:58 • 04.01.2017 x 1 #1


8 Antworten ↓


Hallo Jana, erst einmal Herzlich Willkommen hier im Forum...und Dein Text ist doch nicht lang, Du musst dich nicht entschuldigen. Schreib Dir alles von der Seele...und wenns zwei Seiten werden. Wer es lesen will, der liest es, wer nicht, der lässt es

Mit Deinem Problem bist Du nicht allein. Ich kenne, oder sagen wir mal, kannte das zur Genüge.

Hier mal ein paar Beispiele, was ich so hinter mir habe:

-Ich konnte nicht (wie Du) im Supermarkt einkaufen (an der Kasse in der Schlange...eine Katastrophe). Ich bekam dort dermaßen Panikattacken, dass ich schon einen vollen Einkaufswagen stehen ließ und mein damaliger Ehemann in den Laden musste, um alles zu bezahlen.

- Auf Beerdigungen konnte ich nie in die Leichenhalle mich mitten unter die Leute setzen, wenn der Pfarrer seine Rede hielt oder auch nicht in Kirchen. Mir brach dort regelmäßig der Schweiß aus und meinen Herzschlag konnte man von außen sehen.

- Friseurbesuch. Unmöglich. Das Gefühl, nicht wegrennen zu können, weil die Haare nass sind etc....entsetzlich.

- Fahren auf der Autobahn. Ging eine zeitlang überhaupt nicht. Das Gefühl, warten zu müssen, bis die nächste Ausfahrt kommt...das war ganz entsetzlich. Ich saß dann am Steuer und dachte, dass ich jeden Moment einen Herzinfarkt erleide. Eigentlich war das unverantwortlich.

Ich könnte Dir noch viele viele Beispiele bringen. Das würde aber den Rahmen hier sprengen.

Liebe Jana, ich kann Dir ehrlich gesagt, jetzt kein Geheimrezept geben, wie Du diese schlimmen Gefühle von jetzt auf gleich los wirst. Es ist wohl erst einmal sehr gut, dass Du in therapeutischer Behandlung bist.

Ich persönlich bin das Ganze ganz ohne diese losgeworden. Ich weiß nicht wie. Das ist nicht anzuraten...aber ich habe es wohl einfach irgendwie ausgesessen. Ich habe, bis auf ein halbes Jahr Antidepressiva, noch keine Psychopharmaka genommen, noch wurde ich psychotherapeutisch behandelt.

Irgendwann wurde es einfach besser. Ich habe mich meinen Ängsten irgendwann einfach gestellt. Ich habe irgendwann die angstauslösenden Situationen nicht mehr gemieden, weil ich wusste: Egal wie schlimm sich die Attacken anfühlen...ich sterbe nicht davon.

Ob mir dies letztendlich Besserung gebracht hat oder ob einfach nur die Zeit für mich gespielt hat....keine Ahnung. Hier und da in gewissen Situationen verspüre ich noch leichte Anflüge von Panik. Die sind aber gegenüber früher wirklich harmlos.

Wirklich helfen konnte ich Dir mit meinem Statement vielleicht nicht, aber evtl. die Hoffnung, dass es irgendwann besser wird.

Alles Gute für Dich

A


Angst in geschlossenen Räumen

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[quote=Jana90]Hallo,

Selbst meine Freunde / Familie kann ich nicht mehr besuchen, weil mir einfach immer und überall schlecht wird, sobald ich nicht mehr draußen bin.
Zu Hause ist es nicht so (zumindest nicht, wenn ich allein bin). Sobald noch jemand da ist, geht es auch nicht mehr.
Gut geht es mir nur, wenn ich allein bin, oder mit Tieren zusammen, aber sobald Menschen da sind, geht gar nichts mehr, egal ob fremde oder auch welche, denen ich vertraue.
Am liebsten würde ich einfach gar nicht mehr aus dem Haus gehen. Freitag muss ich aber wieder zu meiner Therapeutin, selbst der Gedanke daran löst schon so ein komisches Gefühl aus, weil ich da wieder in einen Raum muss...

Dazu wollte ich noch kurz was sagen:

Auch das kenne ich sehr sehr gut. Das ging mir lange auch so. Andere meinten immer, wenn jemand bei mir wäre, bekäme ich nicht so leicht Panikattacken. Weit gefehlt: Gerade dann bekam ich sie.

Meine persönliche Einschätzung dazu: Ich glaube, dass das eine Art Kontrollverlustangst vor Anderen ist.

Danke für deine Antwort!
Ich habe auch kein Wundermittel oder so erwartet (wäre zu schön, wenn es das gäbe).
Aber in jedem Fall hast du mir Hoffnung gemacht, jetzt weiß ich zunindest, das ich nicht allein damit bin und das es irgendwann, irgendwie wieder besser werden kann.
Vielen Dank!

Zitat von Jana90:
Danke für deine Antwort!
Ich habe auch kein Wundermittel oder so erwartet (wäre zu schön, wenn es das gäbe).
Aber in jedem Fall hast du mir Hoffnung gemacht, jetzt weiß ich zunindest, das ich nicht allein damit bin und das es irgendwann, irgendwie wieder besser werden kann.
Vielen Dank!



Jana, es freut mich, dass ich Dir zumindest ein wenig den Druck nehmen konnte. Kleine Schritte zählen hier. Es gibt im Grunde auch nie ein Wundermittel.

Ich habe im Laufe meines Lebens gelernt, dass man seinem Körper und auch seinem Geist einfach mehr Vertrauen entgegen bringen muss/sollte. Beide können mehr, als man denkt

In diesem Sinne. Nimm das Leben nicht so schwer. Ich weiß...Du bist noch jung, da sieht man manches noch ernster. Das ist auch ok und wahrscheinlich auch richtig. Aber irgendwann weißt Du...es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

In diesem Sinne.

Alles Liebe von mir....und schreib einfach, wenn es Dir schlecht geht.

Das Gefühl auf der Autobahn kenne ich auch. Irgendwie überkam mir damals eine Angst als die Autobahn über eine große Fläche entlang lief, also links und rechts war flaches Land. Es sah irgendwie surreal aus irgendwie nicht echt und ich bekam Panik und seitdem habe ich immer etwas Angst, wenn solch eine große Fläche kommt. Irgendwie komisch

Ich hatte mal gelesen, dass ein Therapeut mit dem Patient zu den Orten geht wo die Panik ausgelöst wird und der Therapeut den Patient erstmal alleine lässt und ihn ggf. beobachtet und daran dann ansetzen kann. Ich weiß nicht wie weit sowas möglich ist.

Solche Situationen kenne ich auch..... einkaufen ist immer noch schwierig , Bahn fahren geht nicht , geschlossene Räume nur wenn ich weiß , dass ich jederzeit raus kann. Irgendwelche Unternehmungen , wenn überhaupt , dann nur mit meinem Auto. Da kann ich schnell weg , sollte Panik aufkommen.

Zitat von bastian85:
Das Gefühl auf der Autobahn kenne ich auch. Irgendwie überkam mir damals eine Angst als die Autobahn über eine große Fläche entlang lief, also links und rechts war flaches Land. Es sah irgendwie surreal aus irgendwie nicht echt und ich bekam Panik und seitdem habe ich immer etwas Angst, wenn solch eine große Fläche kommt. Irgendwie komisch

Ich hatte mal gelesen, dass ein Therapeut mit dem Patient zu den Orten geht wo die Panik ausgelöst wird und der Therapeut den Patient erstmal alleine lässt und ihn ggf. beobachtet und daran dann ansetzen kann. Ich weiß nicht wie weit sowas möglich ist.


Bastian, es gibt ja im Gegensatz zur Klaustrophobie (Angst vor engen, geschlossenen Räumen) die Agoraphobie (Angst vor großen, weiten Plätzen). Hast du Letzteres bei dir, außer der Erfahrung mit der Autobahn) schon mal festgestellt?

Ne ist nur beim Autofahren und dann wirklich nur, wenn ich mich vor Ort befinde und daran denke. Außerhalb, wenn ich mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs bin verspüre ich eine solche Angst auf großen Plätzen nicht. Sonst habe ich noch eine leichte Höhenangst, die sich dann bemerkbar macht, wenn ich geografisch nicht innerhalb von paar Minuten wieder auf ca normal Null kann. Die sächsische Schweiz war kein Problem, ab und zu hab es einen Wald, der das Gefühl gab, dass man sich gar nicht so hoch bewegt.





Dr. Christina Wiesemann
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