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Zitat von Nora5:
Was wäre das aller wichtigste bei Dir, um ein klein wenig mehr Lebensqualität zu erreichen?

Da gäbe es schon ein paar Dinge. Ist aber (zumindest momentan) alles nicht mehr machbar.

Beispiel: ich vereinsame zunehmend. Ich habe nicht mehr viele Kontakte. Andererseits überfordert mich persönlicher Kontakt derzeit enorm, ich empfinde Gespräche momentan als so anstrengend, daß ich innerhalb kurzer Zeit dabei in Panik gerate, obwohl es ganz normale Unterhaltungen sind. Telefonieren geht momentan auch nur wenige Minuten, dann wird es mir schon zu viel und der Kopf tanzt wieder Tango.

Oder im Garten: da hätte ich noch ein paar Kleinigkeiten zu tun, wirklich nicht viel. Ich liebe meinen Garten und hab mich da immer gern drin betätigt. Aber sobald ich da mit etwas anfange, denke ich an oder sehe ich andere Dinge, die noch erledigt werden wollen. Einerseits erschlägt es mich, was 'alles' zu tun ist (wie gesagt - objektiv gesehen nicht mehr viel!). Andererseits möchte ich gern alles schaffen. Prompt bricht im Kopf ein Tornado los. Das beginnt mit wachsender Unruhe und Unkonzentriertheit und geht bis zur völligen Verwirrung. Ich bin dann so wirr, daß ich mich erstmal hinlegen muss. Danach bin ich völlig erschöpft und depressiv. Die nächsten Stunden sind dann erstmal gelaufen.

Ich würde gern mehr mit dem Rad fahren. Nach ein paar 100 Metern wächst meine Anspannung (und damit meine Angst) aber derart an, daß ich ständig Pause machen muss und dann einfach nur noch nach Hause will. Das 'Aussitzen' der Angst nutzt in solchen Situationen leider nichts, ich komme aus der Anspannung einfach nicht raus.

Nun ist der Sommer im Anmarsch und ich hatte mich auf so viele Dinge gefreut. Aber entweder ich bekomme schon Panik, bevor ich überhaupt das Haus verlasse, oder spätestens am Zielort oder auf dem Weg dahin. Ergebnis: ich starte schon in hoher Anspannung/Erwartungsangst, was das Ganze natürlich nicht erholsam macht.

Zitat von weyoun:
Hatte ich beide schon. Escitalopram wirkungslos, von Sertralin dachte ich, mir platzt der Kopf. Ich hatte Q. zusätzlich zu Paroxetin. Es waren ...

Hast du die beiden Medikamente lang genug ausprobiert und auch in der richtigen Dosis?

Wenn es so schwer ist, würde ich stationär gehen, da ist 24/7 jemand da und man kann tgl. besprechen wegen Medikament.

Es gibt an die 70 Antidepressiva, da kann es dauern bis man das richtige gefunden hat.

A


Angst, Depression, Stress und kein Ende

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Zitat von Rosa_pather:
Ich verstehe das Katastrophendenken dass du beschreibst nicht ganz. Was sollte denn Schlimmes passieren wenn du dieses oder jenes nicht erledigst? ... Was ist so dramatisch daran wenn der Garten kirzfristig verwildert oder das Haus ein Saustall ist? Was stellst du dir denn konkret vor was passieren könnte?

Ich weiss ganz genau, was dann passieren würde: nichts.

Den Druck mache ich mir selber, das habe ich immerhin schon verstanden. Das Problem ist, ich komme nicht dagegen an.

Letzte Woche ging es mir mal so schlecht, daß ich überlegt habe, zur Psychiatrie zu fahren. Gedankengänge: wer kümmert sich um die Katze? Wie sieht es hier aus, wenn ich wochen-/monatelang weg bin? Was ist mit meiner Arbeit? Bekomme ich alles überhaupt noch geschafft, wenn ich zurück bin? Soll ich schon Klamotten mitnehmen und wenn ja, für welche Zeit? Undsoweiter...

Da setzt sich irgendwie eine Kette an Grübeleien in Gang, mit Dominoeffekt. Ich hole gedanklich viel zu weit aus. Und bekomme es nicht gebremst oder sonstwie in den Griff.

Zitat:
Du könntest doch deine berufliche Tätigkeit ganz entspannt ausüben, ...

Wenn da nicht gesetzliche Fristen zu beachten wären, nicht hin und wieder mal Zusatztätigkeiten dazu kommen würden, nicht 1000 Dinge zu beachten, nachzuhalten oder anzupassen wären, oder nicht immer mal wieder ein kapitaler Arbeitsrückstand entstehen würde, weil mir mal wieder alles zu viel ist, dann hättest Du völlig recht.

Zitat von weyoun:
Beispiel: ich vereinsame zunehmend. Ich habe nicht mehr viele Kontakte. Andererseits überfordert mich persönlicher Kontakt derzeit enorm, ich empfinde Gespräche momentan als so anstrengend, daß ich innerhalb kurzer Zeit dabei in Panik gerate, obwohl es ganz normale Unterhaltungen sind. Telefonieren geht momentan auch nur wenige Minuten, dann wird es mir schon zu viel und der Kopf tanzt wieder Tango.

Lieber Weyon,
verstehe. Das sind so typische Schleifen, in die das Denken bei Depressionen oder Angststörungen gerät, oder? Ich kenne solche Schleifen von mir. Kannst Du ein Ziel setzen, was nur einen kleinen Schritt beinhalten würde?
Ich meine, ein Ziel, was sozusagen dem gegenüber, dass dieser Bereich im Moment nicht so zu leben ist wie früher, dass dem erstmal radikale Akzeptanz entgegen gebracht wird. Ohne Wertung. Und überlegt wird, was könnte ein erster gangbarer Schritt sein, der die Situation für Dich minimal verbessert? Was könntest Du eventuell bewältigen, was das Gefühl vermitteln würde, etwas mehr Kontakte zu haben?
Ich meine damit nicht, dass es einfach ist, nur, dass man manchmal irgendwo feststeckt und der Verstand sagt einem, es gibt hier gar keinen Ausweg. Bei mir überwog zum Bsp. früher die Vorstellung, ich müsse bei Treffen mit anderen erzählen, wie es mir geht, wobei dann in der Regel eine Blockade einsetzte, vor der ich Angst hatte, weshalb ich das Treffen an sich verwarf. Heute habe ich nur als ein Beispiel viele Freunde und Bekannte, mit denen ich mich zum Brettspielen treffe, wofür ich im Vorfeld z.B. oft koche, so dass ich bei beidem in für mich hilfreichen Aktivitäten bin, während denen ihc mich auf etwas anderes als meine momentane Stimmung fokussieren kann. Ist der Denkansatz verständlich?
Liebe Grüße,
Nora





Dr. Christina Wiesemann
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