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Hallo zusammen,

ich habe morgen einen Termin bei einer Therapeutin, die neben dem verhaltenstherapeutischen Ansatz auch psychoanalytisch arbeitet.

Wie sind eure Erfahrungen damit?

Ich habe etwas Bedenken, dass ich in 4 Wochen nur noch um Themen kreise, die eigentlich längst kein Thema mehr sind und besser vergessen werden sollten.....

Andererseits merke ich, dass meine Beschwerden auch mit Störungen in der Persönlichkeit zusammen hängen, die definitiv ihren Ursprung in der Kindheit haben.

Bei Angsterkrankungen soll dieser Ansatz ja häufig ganz gut funktionieren (stand im stern).....

25.11.2013 13:24 • 25.11.2013 #1


19 Antworten ↓


Huhu Holgerson

Ich habe bisher nur verhaltensbezogene Therapie kennengelernt.

Hat aber natürlich alles nichts gebracht, denn egal wie man sich
äusserlich verhält, innerlich kann man seiner Vergangenheit da-
bei nicht wirklich entrinnen.

Daher denke ich, es liegt an den Ursachen, wenn sie klar erkannt
sind (z.B. benennbares Trauma), dann genügt eine Verhaltens-
therapie. Aber wenn sie unklar sind (z.B. Kindheit), dann hilft nur
Analyse und Aufarbeitung.

A


Analytische Psychotherapie - Sinnvoll oder schlecht?

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Auch in der Verhaltenstherapie wird nach meiner Erfahrung über Kindheitserlebnisse
gesprochen.
Außerdem: so wirklich weg sind die Kindheitserlebnisse auch nicht, wenn man mit Analyse
arbeitet. Defizite bleiben Defizite, egal wie lang man darüber redet.

Ich hatte beides, Psychoanalyse und Verhaltenstherapie.
Ich fand beides gut und hilfreich, eigentlich finde ich das Vertrauensverhältnis zum Therapeuten
fast noch wichtiger, denn nur wenn ich mich wohl fühle, lasse ich mich auf die Therapie ein.

Normalerweise sagt man bei Ängsten ist die Verhaltenstherapie das erfolgversprechendste.
Ausprobieren und schauen, was einem gut tut.

Mich hat in noch keiner Therapie jemand nach meiner
Kindheit gefragt.

Und wenn ich selber damit angefangen habe, dann
kam sofort der Satz:

Später,
heute wollen wir doch im Hier und jetzt bleiben

Aber wie soll man gesund werden, wenn man sich im
Hier und jetzt krank fühlt, und einem gesagt wird,
dass man in diesem Hier und jetzt bleiben soll ?

Hallo,

kann vielleicht schon mal gut tun, wenn man über die Vergangenheit redet und diese analysiert. Dann weiß man evtl. wenigstens, warum man so krank geworden ist. Aber ich glaube nicht, dass es an deinem aktuellen Zustand was ändert, zumindest hat es mir keinen Erfolg gebracht. Ich glaub die ersten 4 Jahre in unserem Leben sind entscheidend und wenn da was schief gelaufen ist, kann dies einfach nicht mehr korrigiert werden, leider.

Zitat von Beobachter:
Mich hat in noch keiner Therapie jemand nach meiner
Kindheit gefragt.

Und wenn ich selber damit angefangen habe, dann
kam sofort der Satz:

Später,
heute wollen wir doch im Hier und jetzt bleiben

Aber wie soll man gesund werden, wenn man sich im
Hier und jetzt krank fühlt, und einem gesagt wird,
dass man in diesem Hier und jetzt bleiben soll ?





Aber jetzt gehts Dir ja schlecht, und Du kannst nur
das JETZT ändern, die VERGANGENHEIT kannst du NICHT MEHR
ändern.
Es schadet nicht, zu wissen, was in der Vergangenheit war.
Aber allzu viel nützt es eben auch nicht... leider.

Zitat von Holgerson:
Ich habe etwas Bedenken, dass ich in 4 Wochen nur noch um Themen kreise, die eigentlich längst kein Thema mehr sind und besser vergessen werden sollten.....

Andererseits merke ich, dass meine Beschwerden auch mit Störungen in der Persönlichkeit zusammen hängen, die definitiv ihren Ursprung in der Kindheit haben.


Ich bin keine Expertin und habe selber keine Erfahrung mit der Methode, aber was du beschreibst, klingt für mich schon danach, dass dich ein psychoanalytischer Ansatz weiterbringen könnte! Ich würde also sagen: sinnvoll. Probier es einfach aus, einen Versuch ist es wert, zumal du mit der Verhaltenstherapie anstehst und sowieso was Neues brauchst. Frag deine Therapeutin gleich bei der ersten Sitzung aus - wie der Ablauf sein wird, was die Ziele (vermutlich vager als bei Verhaltenstherapie) sind usw., dann kannst du dich schon mal groß orientieren. Viel Glück!

Zitat von Beobachter:
Mich hat in noch keiner Therapie jemand nach meiner
Kindheit gefragt.

Und wenn ich selber damit angefangen habe, dann
kam sofort der Satz:

Später,
heute wollen wir doch im Hier und jetzt bleiben


Finde ich auch nicht richtig, dass das Frühere so vehement ausgeklammert wird. Das, was früher war, prägt dich als Mensch ja genauso, wenn nicht mehr, als der Moment. Wie lang bist du schon bei diesem Therapeuten? Schon mal an einen Therapeutenwechsel gedacht?

Huhu liebe Kalina

Das ist natürlich auch wahr, weil :

Man kann ein brennendes Haus nicht dadurch retten, indem
man herausfindet warum es brennt (oder wer es angezündet
hat), sondern nur, wenn man im Hier und jetzt zu einem Ei-
mer Wasser greift, und anfängt das Feuer aktiv zu löschen.

Wenn es aber danach immer wieder neu anfängt zu brennen,
dann sollte man nach den Ursachen (oder dem Brandstifter)
suchen.

@ juwi :

Ich habe das ganze Thema Therapie (nach Krankenhaus und
vielen Psychiatern/Threapeuten) heute für mich beendet.

Zitat von Beobachter:

Ich habe das ganze Thema Therapie (nach Krankenhaus und
vielen Psychiatern/Threapeuten) heute für mich beendet.


Versteh ich gut... ich bin auch kurz davor, um ehrlich zu sein. Aber 1 Versuch will ich noch starten (anderer Therapeut, andere Methode). Gar nichts zu machen wäre mir zu gefährlich - ich selbst kann mir ja auch nicht helfen und mich darauf verlassen, dass alles von selbst wieder gut wird, will ich auch nicht. Wie viele Therapeuten hast du denn insgesamt schon durch? Ich erst 2 (wenn man den in der Klinik mitzählt)

Zitat von day_by_day:
Dann weiß man evtl. wenigstens, warum man so krank geworden ist. Aber ich glaube nicht, dass es an deinem aktuellen Zustand was ändert


Die Therapie soll nicht beim Feststellen der Ursache der Probleme stehenbleiben, sondern dadurch entstandene Blockaden auflösen. Wenn das passiert, hilft sie schon.

Das Problem ist, dass man z.B. erlernte Unsicherheiten aus der Kindheit nur negieren kann, wenn man im Hier und Jetzt erfährt, dass man Stärken hat und die Eltern einfach ne Macke hatten.

Doch trotz dieser Erfahrungen bleibt eine Prägung, die ich gerne ablegen würde....

Die frühe Prägung entspricht in etwa dem Bios und
den ersten Sequenzen des Bootsektors eines PC's.

Sie sind nicht ablegbar (auslöschbar) ohne das
ganze System ausser Betrieb zu setzen.

Allerdings lassen sich durchaus im Hier und Jetzt
zusätzliche Bug-Fix Programme installieren, die die
Fehler dieser Prägungssequenzen etwas ausgleichen
und beheben können.

Vielleicht kann man ja auch ein ganz neues System aufspielen !

Ich werd mal sehen - wenn die Frau nur ruminterpretiert, bin ich da eh sehr schnell weg....

Und immer gut aufpassen, weil,

viele Therapeuten interpretieren gerne ihre eigenen
Erfahrungen, Prägungen und Ansichten in den Pat-
ienten hinein.

Die Therapie findet dann zwar im Hier und Jetzt
statt, geht dafür aber am Ich und Sein des Pat-
ienten vorbei.

Zitat von Holgerson:
Vielleicht kann man ja auch ein ganz neues System aufspielen !

Ich werd mal sehen - wenn die Frau nur ruminterpretiert, bin ich da eh sehr schnell weg....


Genau. Die Frau beendet jetzt deine Sinnsuche, spielt dir ein neues System auf und lässt deine Probleme komplett
verschwinden. Das Ganze möglichst schnell, sonst..... siehe oben.

Was machst du eigentlich? Ich glaube du kannst dir den Besuch da sparen.

Zitat von Holgerson:
Vielleicht kann man ja auch ein ganz neues System aufspielen !


Wir Tiere und Menschen bekommen leider keine
Wiederherstellungs CD mit in die Wiege gelegt,
die uns ein System-Administrator (Therapeut)
einfach wieder neu installieren kann.

Da hiflt also nur eine System-Optimierung mit
den Bordmitteln (also dem Ich, dem Selbst).
Sponsor-Mitgliedschaft

Vielleicht kann man aber z.B. neue Denkmuster beginnen, wenn man versteht, dass alte schlechte Denkmuster gar nicht der Realität entsprechen, sondern lediglich von Eltern übernommen sind, die selber ihre Probleme hatten.....

In Fällen, wo übernommene Denkmuster Fehler verursacht
haben, ist das wohl der richtige und machbare Weg.

Aber welches elterliche Denken kann ein Kind in seinen
ersten Lebensmonaten von seinen Eltern übernommen
haben, welches ohne sie und ganz alleine in einem Brut-
kasten gelegen hat ?

Zu diesen Kindern gehöre ich nicht. Bei mir wars eher so, dass mein Vater wenig Interesse an Nachwuchs hatte und dafür mehr an einem politisch linkem Leben, bei dem ich schon früh lernte, dass erstmal alles schlecht ist, was nicht von Karl Marx gesegnet wurde .-)!

Heute verstehe ich mich gut mit ihm und mit vielem hatte er durchaus Recht. Trotzdem vermisse ich häufig Unbeschwertheit, die man mit derartig kontroversen Einstellungen niemals erreichen kann.

Ich suche z.B. einen guten Mittelweg, auf dem ich das Auge für die Realität behalte, sie aber friedvoller betrachten kann als ich das manchmal tue.

Ich möchte auch mal eine Beziehung führen, die über das Sammeln von Liebschaften hinausgeht. Ohne Angst, wieder abgelehnt zu werden, wie ich es als Kind wurde....

A


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Dr. Reinhard Pichler
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