Zitat von Giftzwerg:Hallo Heiko,
Zitat von HeikoEN:Deine Mutter hat das getan, was ihr möglich war!
Ganz genau aber das weiß ich erst seit ein paar Jahren. Was ich aber bis heute nicht verstehe ist das sie ihre Ängste mit Alk. betäubt hat. Sie ständig aus irgendeiner Kneipe zu holen, sie stink besoffen zu sehen, war für mich als Kind die Hölle, denn ich habe mich wahnsinnig für sie geschämt. Vieleicht sollte ich auch mal meine Biographie schreiben.
Willkommen im Club
Selbiges Schicksal teile ich auch.
Zitat von Giftzwerg:Die kognitiver Verhaltenstherapie habe ich schon 4x hinter mir und jetzt wo ich sie mit mir allein ausmachen möchte, funktioniert es nicht. Liegt es an mir oder klappt sie nur in einer Gruppe?
Sie funktioniert so oder so, völlig egal. Es geht ja um die Inhalte. Die Frage ist, warum Du das dort erlernte nicht umsetzen kannst bzw. was Dich hindert.
Ist die Angst so groß?
Welche Angst kommt denn genau auf?
Reine Herzangst?
Oder welche Symptome begleiten Dich?
Zitat von Giftzwerg:Ich sitze immer noch am Fenster und lasse deinen letzten Satz nachklingen. Muß mal eben ein Text kopieren um zu verdeutlichen, was mir immer wieder durch den Kopf saust.
Hier fühlen die Betroffenen plötzlich aufgrund der Hinwendung und Beobachtung ihren Herzschlag, der ansonsten autonom und weitgehend unbeobachtet abläuft. Oft wird von Herzrhythmusstörungen berichtet. Hier sind dann auch tatsächlich einzelne Extrasystolen zu beobachten. Diese meist aufgrund des hohen Erregungszustandes und der Adrenalinausschüttung provozierten Extrasystolen, welche bald nach der Panikattacke wieder verschwinden, werden von den Betroffenen als sehr bedrohlich empfunden und sorgen ihrerseits wieder für neue Angst und dem Wunsch nach weiterer Abklärung beim Herzspezialisten
Ja, das ist ein Selbsterhaltungsmechanismus. Aber genau DAS lernt man ja in der kognitiven Verhaltenstherapie, bereits bei Beginn dieses Kreislaufs, auszusteigen!
Der wichtige Moment ist die Bewertung (!) der eigenen Körpersymtome.
Denn Dein Körper macht ALLES richtig!
Er reagiert wunderbar und fehlerfrei.
Nur Deine Bewertung ist falsch, wenn Du die eigenen Symptome deutest.
Sprich, wenn die Stolperer kommen, erinnere Dich an die Worte des Kardiologen, der sicher gesagt, hat, dass sie ungefährlich sind, sogar fast normal, weil praktisch alle Menschen sie haben. Hänge den Befund oder Arztbrief in Deinen Küchenschrank und lese ihn ggf. immer wieder. Daran ändert sich auch nichts erstmal.
Zitat von Giftzwerg:Mein Kopf hält den Wunsch fest oder ich halte den Wunsch fest oder keine Ahnung... Es vergeht kein Tag an dem ich nicht an EKG und Herzspezialist denke. Ich lasse immer und immer wieder deinen letzten Satz nachklingen *Es ist nur ein Gefühl* und sage mir das ich immer nur bei meiner Symtomatik bin, was auch leider so ist obwohl ich es gar nicht möchte, ich möchte mich auf meine Gefühle konzentrieren aber drifte ständig ab. Liegt es daran das ich mich selbst nicht vertraue oder weil mir die Selbstsicherheit fehlt?
Aufgrund der Alk. der Mutter, wirst Du eine ambivalentes Verhältnis zu Deiner Mutter gehabt haben. D.h., es war nicht stabil, nicht sicher ob sie jetzt besoffen oder nüchtern ist. Du warst damit ständig auf der Hut, immer in Alarmstimmung, da Du natürlich auch Ängste um sie hattest.
Es gibt einen ganz spannenden Tierversuch dazu, der genau DAS ausdrückt, was wir durchgemacht haben.
Eine Taube in ihrem Häuschen bekommt regelmäßig Futter durch einen Automaten. 3x am Tag, immer zur selben Uhrzeit.
Die Taube ist fröhlich und fliegt sehr weit weg von ihrem Taubenschlag. Sie lebt, macht Erfahrungen und erkundet die Umgebung.
Nach ein paar Wochen wurde der Versuchsaufbau verändert. Das Futter kam NICHT mehr regelmäßig, sondern unregelmäßig.
Mit dem Ergebnis, dass die Taube nicht mehr so weit wegflog von ihrem Schlag. Sie wusste ja nicht genau, wann es Futter gab und musste immer neu nachschauen.
Dann änderte man es wiederum und gab NOCH unregelmäßiger Futter. Die Taube traute sich nun fast gar nicht mehr raus und wartete ständig im Schlag auf Futter.
Zuletzt änderte man es so, dass man leichte Stromschläge auf den Futternapf gab. Die Taube blieb dann NUR NOCH in ihrem Schlag, wartete und akzeptierte die Stromschläge bei der Futtergabe.
Heisst also, trotz wiedrigster Umstände, selbst mit Schmerzen verbunden, bleibt das Lebewesen dort, wo es versorgt wird.
Übertragen auf uns Kinder aus suchtbelasteten Familien bedeutet das, dass wir als Kind KEINE andere Chance hatten, als das mitzumachen, was unsere Eltern, unsere Mutter uns zugemutet hat. Verbunden mit unglaublichen emotionalen Schmerzen.
In der heutigen Zeit resultiert das ggf. in einer Bindungsstörung, Vertrauen, Selbstsicherheit, Selbstvertrauen sind große Themen für uns, da diese Sicherheit schlichtweg fehlte!
Es ist also fast selbstverständlich, dass wir Ängste entwickeln, weil schlichtweg Sicherheit in der Kindheit fehlte.
Ein kleines Kind, wo die Mutter NICHT verfügbar ist, erlebt Todesängste!
Warum?
Weil das Kind spürt, dass der Versorger weg ist, nicht da ist und es damit verhungern muss.
Das ist kein Witz, sondern Grundwissen über Traumata.
Mit diesem Hintergrundwissen kann man nun relativ gut an seinem Thema arbeiten. Das Problem ist nur, dass die örtliche Schulmedizin in Deutschland, leider wenig bzw. keine Werkzeuge hat, um WIRKLICH zu helfen, insb. bei Trauma. Es gibt zwar sowas wie EMDR Co., die aber nicht dafür sorgen, dass das, was fehlt, aufgeholt bzw. wiedererlangt werden kann.
Dazu benötigt man andere Therapieformen, die ich hier an anderer Stelle ja schon genannt und beschrieben hatte.
Man könnte also sagen, ALLES läuft eigentlich gut bei Dir. Denn unter den gegebenen Voraussetzungen war/ist es nur eine Frage der Zeit, bis Dir das, was Du in der Kindheit erlebt hast, auf die Füße fällt.
Und das ist GENAU der Grund, warum eine kognitive Verhaltenstherapie bei dem, was wir aus der Kindheit mitschleppen, zwar hilft, auch gut hilft, aber eben nicht komplett angstfrei macht bzw. machen kann. Man hat damit ein gutes Mittel an der Hand, um sich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Aber mein persönliches Ziel war und ist es, dass ich erst gar nicht ins Ungleichgewicht komme und das leistet eben nur eine Therapieform, die ausschließlich über die Gefühle geht und die bietet, die Sicherheit, das Selbstvertrauen, die Selbstwahrnehmung langsam zu erlernen und nachzuholen.