toll, dass es so ein Forum gibt, das tröstet und gibt Hoffnung.
Bin 47, Programmiererin und......seit Donnerstag aus der stationären Therapie zurück.
Leider hat das nicht genug gebracht. Aber der Reihe nach. Angefangen hat sicher alles damit, dass ich mir über die Jahre mit Mehr-als-Fulltime-Job, Haus, Garten und vielen Haustieren einen saftigen Burn-out eingehandelt habe. Ohne es richtig wahrzunehmen. Dass ich schon geheult habe, wenn mir beim Duschen die Seife runtergefallen ist, habe ich so hingenommen. Wie lange kann man Tatsachen eigentlich ignorieren??
Vor einem Jahr waren nachts plötzlich laute Geräusche in meinem Haus. Kamen vom Dachboden, aber der ist leer und es war nie etwas zu sehen. Wochenlang habe ich nachts kaum geschlafen, lag steif und kalt vor Angst im Bett. Bekannte haben mich für überspannt bis verrückt erklärt, denn wenn die tagsüber mal kamen, war nichts zu hören. Sogenannte Experten schlossen Tierbefalll aus, da kein Kot zu finden war. Ich habe irgendwann dann selbst angefangen, an meinem Verstand zu zweifeln, und das war noch schlimmer als der Schlafmangel und die Angst.
Ich habe dann in meiner Not eine Lebendfalle aufgestellt, 3 Tage später saß eine dicke, fette Ratte drin. Anderen Kammerjäger bestellt, nach 1 Woche war der Spuk vorbei.
Die Angst aber nicht. Bei jedem Geräusch rannte ich los, um zu sehen, wo es herkommt. Spätestens da hätte ich mir Hilfe holen müssen.
Im Juli kam es dann knüppeldicke, 3 Unwetter hintereinander haben meinen alten Keller vollaufen lassen. Es floß aus allen Wänden, das war gespenstisch. Und niemand weit und breit, der geholfen hätte, da bin ich durchgedreht, habe mich von meinem Haus bedroht gefühlt, konnte Zimmer nicht mehr betreten, an Schlaf war nicht mehr zu denken. Kurz bevor ich endgültig abgedreht hätte, hat eine Freundin meinen Zustand erkannt und mich nach Eschweiler in eine Klinik gebracht.
Dort war ich nun insgesamt 8 Wochen, mehr ging nicht, da mir allmählich die Kohle ausgeht und mein Arbeitgeber (japanischer Laden!) die Geduld verliert.
Nun sitze ich hier in dieser Hütte und kann es kaum aushalten. Am Montag gehe ich wieder arbeiten. Arbeitsfähig bin ich eigentlich noch lange nicht, aber krankschreiben lassen wäre ja NOCH schlimmer, dann bin ich ja den ganzen Tag zu Hause. Und im Moment ist das Wetter hier gut, wie ich reagiere, wenn mein Hauptauslöser, der Regen, wiederkommt, daran mag ich im Moment nicht denken.
Im Gästeklo krabbelt schon wieder was auf der Zwischendecke. Ich kann deutlich hören, dass da wer Wintervorräte sammelt. Dank Medikament habe ich keine richtige Panikattacke bekommen, mir war nur schlecht vor Angst. Hat aber auch gereicht.
So richtig kann man Angst und Depris wohl auch nicht trennen, glaube ich. Was ich im Moment empfinde ist nicht richtig Angst. Sondern fürchterliche Beklemmung, wenn ich im Haus bin, oder nur daran denke. An Essen hier im Haus ist überhaupt nicht zu denken, allein beim Gedanken daran wird mir übel. Und dann die Angst vor der Angst, die Angst vor der nächsten Nacht....
Sicher bin ich viel selbst schuld. Ich bin hier auf dem Dorf total vereinsamt. Habe, als ich mir das Haus vor 5 Jahren gekauft habe, alles aufgegeben, wo ich soziale Kontakte hatte, Fitnessstudio, Sprachschule, ehrenamtliche Arbeit im Tierheim, einfach alles. Anfangs habe ich die Einsamkeit genossen, war ein toller Ausgleich zu Job, wo an mir als Managerin von allen Seiten rumgezerrt wird: die Kunden, meine Leute, meine Geschäftsführer usw.
Viel zu spät erst habe ich erkannt, wie alleine ich dastehe, das macht auch meine augenblickliche Situation so unerträglich. Euch zu schreiben, das tut gut.....
Mein Haus ist seit 2 Monaten zum Verkauf angeboten, da ich nicht daran glaube, dass sich das nochmal einrenkt. Aber in der Therapie wurde schon klar, dass ich keine Angst VOR dem Haus habe, sonder dass es für irgendwas anderes steht. Das konnte ich aber noch nicht ermitteln.
2 Tage bevor ich in die Klinik kam, habe ich in einem Verzweiflungsakt alle meine Katzen abgegeben, insgesamt 12. Leider nur 2 in Pflege, 4 waren so krank, die habe ich einschläfern lassen, die restlichen 6 ins Tierheim gebracht, 2 von ihnen sind inzwischen vermittelt. Mit dieser Schuld bin ich auch noch lange nicht fertig, zumal ich dadurch auch noch 2 meiner wenigen Freunde verloren habe, die mir das nie verzeihen werden.
Liebe Grüße,
Ahörnchen
18.10.2008 13:06 • • 26.12.2008 #1