Ich habe hier ja schon einen längeren Beitrag über meine Erfahrungen geschrieben.
Nachdem ich mein Problem jetzt mehr oder weniger stark ausgeprägt seit 8 Jahren habe, muß ich schon so manches hinterfragen, was hier steht.
Hier schreiben manche z.B., daß sie Burn-Out Symptome haben. Und dann gibt es offensichtlich Psychotherapeuten, welche diese Leute von Konfrontation zu Konfrontation jagen - meist mit null Nutzen. Ich kenne das durchaus - bei mir und vielen anderen hat Konfrontation nicht den geringsten Erfolg gebracht.
Nach 8 Jahren denke ich auch ein wenig anders darüber.
Bei mir ging und geht ja auch vieles Richtung Burn-Out-Symptomatik - daher ist für mich auch klar, warum sämtliche (vor allem psychologische) Therapieansätze in der Vergangenheit völliger nonsens waren.
Autofahren ist für das Gehirn so ziemlich einer der anspruchsvollsten Tätigkeiten:
www punkt youtube punkt com/watch?v=CFFLdRxj0i4
Der entscheidende Satz kommt umgefähr bei Minute 8:00: „Autofahren ist mental ein anstrengender, (für das Gehirn) resourcenhungriger Vorgang, der einiges an „Hirnschmalz“ erfordert“ , „es ist an der Grenze dessen, was wir hinkriegen“
Wenn man sich nun vorstellt, daß der Körper sowieso nur noch im Notlaufprogramm läuft, dann ist nicht besonders verwunderlich, daß sich die ersten Burn Out-Probleme bei Tätigkeiten zeigen, die eben für den Körper/das Gehirn sehr anspruchsvoll sind. Weil man im Prinzip nur Autofahren kann, wenn im Gehirn alles perfekt funktioniert.
Als erstes meist auf der Autobahn - das ist sozusagen das anspruchsvollste überhaupt, weil die Geschwindigkeit viel höher ist.
Und da können mir Psychotherapeuten noch soviel von Panikattacken, Phobien oder sonstigen Begriffen erzählen - für mich ist das schlichtweg eine Überforderungs/Stressreaktion. Und diese wird man sicher nicht damit beheben/mindern, in dem man den Körper in Form von Konfrontation immer wieder und weiter überfordert. Es ist ja auch nichts, was man irgendwann eingelernt hätte, es war einfach aus heiterem Himmel da, entweder schleichend oder spontan. Demnach kann man es auch nicht verlernen. Man hat keine Angst, die gegen irgendetwas bestimmtes gerichtet ist (wieso auch, wenn man mit Autofahren nie ein negatives Erlebnis hatte), sondern wir werden von den Symptomen einfach überwältigt und ertragen diese.
Im Grunde finde ich es sogar völlig unverantwortlich, solche Leute in Konfrontationen zu jagen, die mit der Situation Autofahren völlig überfordert sind.
Ich denke, da bringt es auch nichts, sich einzureden, irgendetwas zuzulassen, durch den Bauch zu atmen oder ähnliches. Ich meine, man kann sich auch einen Herzinfarkt sicher schönreden, aber das wird nicht besonders sinnvoll sein. Wenn das Gehirn überfordert ist, ist es eben überfordert. Und man spürt eben die entsprechenden Streß/Überforderungsreaktionen.
Auch das Märchen, daß eine angebliche Angst größer wird, wenn man vermeidet stimmt nicht. Ich bin eine zeitlang gar nicht Auto fahren und bin später sogar wieder Autobahn gefahren. Bei mir gab es bessere und schlechtere Phasen und die hatten zeitlich überhaupt keinen Zusammenhang damit, ob ich gerade viel oder wenig gefahren bin bzw. sprich so etwas wie Vermeidung oder Konfrontation betrieben hätte.
Viel mehr Zusammenhang gab es da schon mit meinem allgemeinen Streßlevel. Wobei es da so ist, daß weniger Streß nicht sofort bedeutet, daß alles besser wird. Es wird genauso langsam besser wie es auch wieder langsam schlechter wird.
Nicht zu verwechseln ist das übrigens mit Menschen, die keine Erfahrung/Übung mit Autofahren haben. Die können von Übung oder Konfrontation natürlich sicher profitieren und werden dann sicherer. Nicht aber jene Leute, die ohnehin schon jahrelange Erfahrung haben.
Daher glaube ich, daß man das Problem völlig abgehoben vom Auto sehen muß. Es hat nur insofern einen Zusammenhang, als daß es halt für das Gehirn sehr anspruchsvoll ist und sich bei vielen Streßsymptome und Überforderungsreaktionen zuerst im Auto zeigen.
Viele von uns haben jede Menge Streß/Stressoren völlig unabhängig vom Auto - ändern aber an diesen nichts und viele können das auch nur eingeschränkt. Und wir erwarten, daß wir das bis in alle Ewigkeit so weiter machen können und für ein Problem wie jenem wie dem Autofahren eine Patentlösung bekommen. Da ich ja schon viel versucht habe, bin ich sicher, daß es die nicht gibt, da Burn Out Symptome auch nicht über Nacht entstehen, sondern über einen langen Zeitraum.
Und jedenfalls nicht, ohne, daß man mal hinterfragt, was man seinem Körper tagtäglich eigentlich zumutet.
Das große Kunststück heutzutage ist halt, sich dem ganzen Stress zu entsagen - und das möglichst dauerhaft. Eine 4 Wochen Auszeit ist schön und gut, aber zu wenig, wenn es danach im real life genauso weitergeht wie vorher.