Ich will versuchen, das Ganze mal möglichst kurz darzustellen. Und zwar bin ich 43, beruflich recht erfolgreich, alleinstehend (ich hatte noch nie eine längere Beziehung). In der Jugend hatte ich oft das Problem, dass mir beispielsweise im Supermarkt oder in anderen typischen Situationen plötzlich übel und schwindelig wurde. Das hat mein damaliger Hausarzt auf eine tatsächlich vorhandenen Schilddrüsenüberfunktion zurückgeführt – die Schilddrüse wurde dann später entfernt und es ging mir jahrelang gut.
In der Zwischenzeit hatte ich immer wieder soziale Probleme, wenn man so will … jedenfalls war das Alleinsein für mich stark belastend, sodass ich eine Rational-Emotive Therapie gemacht habe, die allerdings zu nichts geführt hat.
Vor gut sechs Jahren hatte ich dann urplötzlich ein extremes Schwindelgefühl (wie kurz vor einer Ohnmacht) und Übelkeit, sodass ich mich in die Notaufnahme habe bringen lassen (wir mussten alle paar hundert Meter anhalten, weil ich selbst das Fahren nicht mehr ausgehalten habe). In den folgenden Monaten war mir ständig übel und schwindelig, sodass ich praktisch nichts mehr unternehmen konnte, Gott sei Dank hat ein Kollege für mich die üblichen Einkäufe erledigt. Seit dem habe ich unzählige Ärzte und Heilpraktiker konsultiert – letztlich mit dem Ergebnis, dass körperlich eigentlich alles in Ordnung ist.
Im weiteren Verlauf haben dann die Symptome nachgelassen.
Vor gut drei Jahren habe ich eine Therapie bei einem Psychotherapeuten und Internisten begonnen. Im Verlauf der Therapie sprach der Therapeut allerdings meist über sich … er hatte sich meine Lebensgeschichte durchgelesen und meinte, so einen Fall habe er noch nie gehabt, und er müsse sich mit Kollegen besprechen. Das ist dann allerdings nicht geschehen. Er sagte immer wieder Termine ab und meldete sich nach etwa zwei Jahren gar nicht mehr, sodass die Therapie im Sande verlaufen ist.
Ich habe währenddessen verschiedene Medikamente verschrieben bekommen – drei verschiedene Antidepressiva, die allerdings keinerlei Wirkung hatten, und ein Neuroleptikum.
Anfang vergangenen Jahres wurden die Symptome dann wieder schlimmer und ich habe wieder begonnen, diverse Ärzte zu konsultieren – wieder ohne Ergebnis. Ich dachte, es läge an den Augen, am Stoffwechsel, an der Wirbelsäule, an Nackenverspannungen … aber nichts hat geholfen.
Sodann habe ich mich an eine örtliche, psychosomatische Klinik gewandt, wurde aber dort mit einem kurzen Gespräch und dem Verweis auf eine Psychotherapie abgefertigt.
Nun habe ich nach einiger Suche und einiger Wartezeit eine Therapeutin gefunden, bei der ich jetzt schon fünf mal war. Sie hat sich meine Lebensgeschichte angehört und meinte, sie sei persönlich sehr betroffen davon und es würde eine Menge Arbeit werden. Parallel gehe ich auch noch zu einer Bekannten, die Heilpraktikerin ist, und mir neben Gesprächen immer wieder Kundalini-Meditation empfiehlt – die andere Therapeutin mein hingegen, Meditation sei nichts für mich.
Inzwischen bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass ich sowohl eine Depression habe (die sich allerdings nicht auf die berufliche Leistungsfähigkeit auswirkt), als auch eine Agoraphobie, die in den vergangenen Tagen wieder sehr stark und störend geworden ist – ich traue mich kaum noch irgendwo hin. Neulich war ich morgens kurz in der Sparkasse und hatte Angst, mich zu übergeben und umzukippen … letzte Woche dasselbe in der Dönerbude … gestern habe ich im Supermarkt eine Tüte Brot geholt und wieder dasselbe … heute bin ich eine Runde Spazieren gegangen und kurz vor der Haustür fast umgekippt.
Wenn ich dann erstmal wieder zu Hause auf dem Sofa liege, geht es mir in der Regel schnell wieder besser. Zum Beispiel neulich in der Dönerbude: Den ganzen Tag über ging’s mir recht gut und ich saß im Büro vor dem Bildschirm. Nachmittags wurde mir dann leicht übel, was aber auszuhalten war. Nachdem ich Feierabend gemacht hatte, ging ich um die Ecke zur Dönerbude. Dort wurde es dann schlimm … ich war kurz davor, rauszurennen … und ich dachte, ich würde jeden Moment bewusstlos werden oder müsste mich übergeben. Ich bin dann mit dem Döner nach Hause gefahren, habe mich aufs Sofa gelegt und den Döner gegessen – die Symptome waren wie weggeblasen.
Nun habe ich mir im Internet auch schon so einiges durchgelesen … es gibt ja auch zahllose Selbsthilfetipps, die aber irgendwie alle nicht fruchten. Denn es ist nicht so, dass ich in den typischen Situationen generell Angst hätte – wenn ich mal symptomfrei bin, fühle ich mich auch im ärgsten Gedränge wohl. Aber immer wieder, und verstärkt in der letzten Zeit, gehe ich in solche Situationen und bekomme dann diese Symptome …
Das ganze geht immer auch mit Nackenverspannungen einher … nun weiß ich natürlich nicht, was hier die Henne und was das Ei ist – sind die Nackenverspannung der Auslöser für den Schwindel und die Übelkeit? Was löst die Verspannungen aus? Ich habe zigmal Physiotherapie gemacht … ohne Ergebnis. Ich trainiere die Nackenmuskulatur. Ich habe mir eine teure Matratze und ein teures Kopfkissen gekauft. Bringt alles nichts …
Fällt Euch dazu etwas ein? Was mir einen riesigen Schritt weiter helfen würde, wäre irgendetwas, was ich im »Notfall« machen könnte … also beispielsweise, wenn mir im Supermarkt schlecht wird …
01.01.2013 18:13 • • 10.01.2013 #1