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Hallo,

ich leide unter somatoformer Störung und einer Panikstörung verbunden mit Agoraphobie.

Leider ist es bereits so stark, dass ich nicht mehr normal rausgehen kann. Wenn ich dann draußen bin, habe ich allein beim normalen Gehen einen sehr hohen Puls (130-140), da das draußen mir Angst macht. Ruhepuls übrigens 90-110, kommt wohl von der Anspannung laut der Ärzte, weil Herz ist ok.

Ich verlasse meinen sicheren Ort ungerne. Es sind einfach so starke Ängste mit dabei und ich fühle mich mittlerweile einfach verrückt, weil ich nichtmals die Möglichkeit habe, mich mal entspannt auf eine Bank zu setzen.
Direkt kriege ich das Gefühl, dass ich keine Luft bekomme und ersticken würde. Ich laufe wortwörtlich wieder zurück nach Hause. An spazieren, geschweige denn Reisen ist nicht mehr zu denken. Ich fühle mich regelrecht eingeengt.

Sedierende Antidepressiva nehme ich bereits seit 10 Wochen und habe bereits eine Verhaltenstherapie und einen 10 wöchigen Klinikaufenthalt hinter mir.

Ich verzweifle und weiß wirklich nicht mehr weiter.

13.08.2021 19:06 • 18.08.2021 #1


32 Antworten ↓


Was ist denn draussen so gefährlich für dich, was drinnen nicht auch passieren könnte?

Weisst du das?

A


Agoraphobie schränkt mich total ein - Hilferuf

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Zitat von Icefalki:
Was ist denn draussen so gefährlich für dich, was drinnen nicht auch passieren könnte? Weisst du das?


Das habe ich ja auch versucht in der Klinik herauszufinden...

Zum Einen ist alles ZU offen, also keine vier Wände und nicht die gewohnten Personen, die einen kennen. Draußen sieht alles komisch aus, sobald ich rausgehe (Derealisation), mein Herz rast wie wild, ich kann mich nirgendwo hinlegen. Zu viele Reize... Und entfernt vom sicheren Ort. Ich fühle mich draußen einfach komplett ausgeliefert und nicht sicher. Außerdem leide ich unter einer chronischen Gastritis und einem Reizdarm: Zu Hause habe ich eine Toilette und draußen nicht. Zudem könnte ich ja umfallen, ersticken, mich blamieren und mir ist es einfach peinlich, draußen eine Attacke zu erleben.

Gerade schreibe ich dir weinend, weil ich einfach nie runterkomme draußen, obwohl ich auch einfach mal entspannt auf einer Bank sitzen will und auch mal draußen essen möchte...

Haben die mit dir keine Exposition gemacht? Also solange draußen bleiben bis die Panik vorbei ist?

Zitat von 1RosaRot1:
Haben die mit dir keine Exposition gemacht? Also solange draußen bleiben bis die Panik vorbei ist?


Doch haben sie, jedoch schaff ich es immer noch nicht loszulassen oder runterzukommen. Ich habe das Gefühl, dass das Draußen eine Gefahr für mich ist. Je weiter ich von dem sicheren Ort weg bin, desto schlimmer geht es mir.
Ich fühle mich so verrückt.

Kann mir niemand hier helfen...?

@Helpme hast du jemanden der mit dir üben kann? Es gibt nur einen Weg und der ist aushalten. Klar am besten alleine und ohne Ablenkung aber für diese akute Phase wäre es sicherlich gut wenn jemanden dabei ist!

Verrückt bist du nicht sondern krank. Bin ich auch und kenne dieses Gefühl sehr sehr gut!

Dein "sicherer Ort" Zuhause ist wie ein goldener Käfig. Du fühlst dich gut darin und bist froh dass er da ist aber am Ende wird aus diesem ein kaltes tiefes Loch, Indem du alleine sitzt und nicht mehr rauskommst. Diese Sicherheit die du dir damit einbildest ist nicht real. Sie lässt deine Angst immer größer werden!

Exposition ist immer schwer und man geht gefühlt über seine eigenen Grenzen. Aber du und dein Körper können das aushalten! Egal was die andern denken. vielleicht haben die Leute die dir entgegen kommen auch gerade eine Panikattacke oder Herzrasen oder oder oder. Versuch bei dir zu bleiben.

Zitat von Helpme:
Kann mir niemand hier helfen...?

Das kannst du nur selber!

Zitat von 1RosaRot1:
@Helpme hast du jemanden der mit dir üben kann? Es gibt nur einen Weg und der ist aushalten. Klar am besten alleine und ohne Ablenkung aber für ...

Ich versuche es ja ständig auszuhalten, aber es kommt immer immer wieder. Immer so in Anflügen... Ich komme NIE wirklich runter sobald ich draußen bin...

Ständig kommt dieses ekelige Gefühl, dass ich ersticken werde, dass ich gerade zu weit weg bin von meinem sicheren Ort, dass ich es nicht schaffe, dass ich nicht runterkomme - so, als würde ich die Kontrolle verlieren.

@Helpme aushalten ist auch das falsche Wort/der falsche Ansatz. Lass es auf dich kommen ohne Widerstand. Sonst wird es nicht besser. Du konzentrierst dich nur auf deinen Körper. Bleibst bei dir und beobachtest was passiert. Ohne zu bewerten. Deine Lunge wird weiter arbeiten und dein Herz weiter schlagen. Es ist ein harter Weg aber nur so funktioniert es.

Zitat von 1RosaRot1:
@Helpme aushalten ist auch das falsche Wort/der falsche Ansatz. Lass es auf dich kommen ohne Widerstand. Sonst wird es nicht besser. Du konzentrierst ...


Ok, versuche ich morgen und berichte.

@Helpme ohne Druck! Es wird auch nicht von heute auf morgen funktionieren und ohne therapeutische Hilfe auch nicht. Oft sind es schon kleine Gedanken die einen nicht 100% loslassen lassen. Ich hoffe du bekommst Unterstützung!

Zitat von 1RosaRot1:
@Helpme ohne Druck! Es wird auch nicht von heute auf morgen funktionieren und ohne therapeutische Hilfe auch nicht. Oft sind es schon kleine Gedanken ...


Wie geht es dir? Hast du es geschafft?

Zitat von Helpme:
Wie geht es dir? Hast du es geschafft?

Meine Panik hat einen anderen Ursprung und äußert sich anders. Aber wir nähern uns langsam an. Es ist ok das sie zur Zeit noch da ist und ich lerne jeden Tag neues über mich.

Zitat von Helpme:
Außerdem leide ich unter einer chronischen Gastritis und einem Reizdarm: Zu Hause habe ich eine Toilette und draußen nicht. Zudem könnte ich ja umfallen, ersticken, mich blamieren und mir ist es einfach peinlich, draußen eine Attacke zu erleben.


Eben und nur deswegen hast du Angst. Aber diese Angst ist nur deswegen vorhanden, weil du andere so wichtig nimmst und vor anderen nicht auffallen möchtest.

Lies dir deine Aussage durch und lass jetzt mal deine Angst beiseite und denke nach, was ist so wichtig für dich, dass andere dich hilflos wahrnehmen könnten?

Hier beginnt es und hier endet alles. Immer wieder das Gleiche mit uns. Angst davor, negativ aufzufallen.

Zitat von Icefalki:
Eben und nur deswegen hast du Angst. Aber diese Angst ist nur deswegen vorhanden, weil du andere so wichtig nimmst und vor anderen nicht auffallen ...


Meine Mama war immer sauer auf mich sobald ich krank wurde oder mich hilflos fühlte. Aus Verzweiflung schimpfte sie mit mir und war sauer, dass ich bspw. nicht zu Oma mitfahren konnte etc.
Gleichzeitig hatte ich in der Anfangszeit, in der meine Magen- und Darmschmerzen immer schlimmer wurden eine Odyssee an Ärzten durch und wirklich NIEMAND konnte mir helfen. Ich fühlte mich wieder hilflos und ausgeliefert. Hab ich das mit meinem Papa geteilt, rastete er immer aus, weil er mir auch nicht zu helfen wusste.
Meine ganze Familie wollte jedes Mal, dass ich stark bin und keine Schmerzen habe. Ich wurde immer mit negativen Kommentaren belastet und hasste es, krank zu sein. Ich komme einfach nicht klar damit

Zitat von Icefalki:
was ist so wichtig für dich, dass andere dich hilflos wahrnehmen könnten?


Ich wäre und bin dann total wütend auf mich und würde mich dafür hassen, weil das für mich ein Zeichen von Schwäche ist. Das wurde auch nie gut gesehen in meiner Familie. Niemand nahm mich in Arm oder tröstete mich. Und niemand konnte mir helfen, das ist sehr schlimm für mich.
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Zitat von Icefalki:
nicht auffallen möchtest.

GENAU!

Siehste, jetzt weisst du WARUM du deine Ängste hast. Denn vor deren Ausbruch warst du schon immer unbewusst damit beschäftigt, ja alles Recht zu machen, nicht gross aufzufallen, auf keinen Fall hilflos zu erscheinen.

Und gelernt hast du auch, dass Schwäche Liebesentzug bedeutet, man schimpft mit dir, ist unzufrieden und DU BIST AN ALLEM SCHULD. Oder?

Wer solche Erfahrungen gemacht hat, in seiner Hilflosigkeit (Krankheit) allein gelassen wird, wird geprägt und unternimmt alles, bloss nie wieder in diese Lage kommen zu müssen.

Das bedeutet extremen Stress bis irgendwann genau das passiert, was jetzt passiert. Du erlebst jetzt diese Hilflosigkeit ohne Ende, jeden Tag, immer wieder, du entwickelst eine Angststörung.

Diese Angststörung deswegen, weil du als Kind nur zu funktionieren hattest. Kein Vertrauen dazu, auch mal schwach und bedürftig sein zu dürfen.

Und den ganzen Mist, der dir da vermittelt wurde, glaubt man auch noch.

Dein Thema wird sein, dass du lernst, dass du alles sein darf und nicht davon abhöngig sein musst, wie dich andere gerne hätten, weil das nur ihrem Frieden genutzt hat.

Musst gar nicht auf deine Familie böse werden, sondern nur lernen, deine Sichtweise zu verändern.

Ist nicht einfach, diese Muster überschreiben zu wollen, aber mit der Zeit machbar.

Zitat von Helpme:
Kann mir niemand hier helfen...?


Du könntest Deinen Hausarzt befragen ob Du für ein paar mal eine Ergo Therapeutin bekommst, die mit Dir spazieren geht, in den Supermarkt etc.

Ich hatte auch mal so eine Phase. Je mehr man es macht, desto einfacher wird es. Die spricht mit Dir dann auch Atemübungen durch, Entspannungstechniken.

Bei mir wurde das in Verbindung mit der TK gemacht.

A


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Dr. Christina Wiesemann
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