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Hey ihr Lieben

Vielleicht hat ja der ein oder andere mitbekommen, dass mein Freund heute nach ner wilden Nacht nach Hause kam und es ihm gar nicht gut ging.
Ich habe gemerkt, dass ich sofort in Angst/Panik/Sorge verfallen bin, weil ich dachte, dass das nicht nur ein Kater sei, sondern ne Alk. und er daran sterben könnte oder so.
Auch als wir beide Corona hatten, hab ich mir bei jedem Symptom von ihm Angst bekommen und auch wenn er so mal krank war hab ich direkt Angst.
Er kam auch mal nachts nach einem Besuch in der Kneipe nach Hause und klagte über starke, punktuelle Schmerzen in der rechten Brust (er vermutet es war seine Lunge wegen dem ganzen Rauch usw. in der Kneipe) woraufhin ich nahezu stündlich nachgeguckt habe, ob er noch atmet usw, weil ich Angst hatte, dass irgendwas mit seiner Lunge nicht stimmt oder so.

Mir ist das nun schon des Öfteren aufgefallen, dass ich meine eigenen Ängste in Bezug auf Krankheiten/Tod auf andere Menschen übertrage. Vor allem auf meinen Freund.

Kennt das jemand von euch auch?
Kann man das irgendwie unterbinden?

Mein Freund sagt zwar nicht, dass ihn das stört oder so, aber ich bemerke anhand seines Verhaltens schon, dass er das als sehr störend empfindet bzw. nicht direkt störend, aber "krank".
Er meinte einmal zu mir, dass ich nicht so übertreiben soll, was ich auch vollkommen verstehen kann, aber naja.
So ist das eben bei/mit uns Ängstlern, oder?

Ich wäre dankbar, wenn mir vielleicht jemand ein Tipp/Tipps hätte, wie ich mit sowas aufhöre.
Es ist ja schon "anstrengend" genug selbst die ganze Zeit Angst vor irgendwelchen körperlichen Symptomen zu haben.

09.04.2022 19:55 • 10.04.2022 #1


4 Antworten ↓


Manchmal braucht es Vertrauen. Vertrauen darauf das alles gut ist. Es braucht Vertrauen in den Körper und auch Vertrauen in das Leben selbst. Du nährst dieses Gefühl der Unsicherheit, aber dadurch verstärkt du es nur. Versuch doch Mal deine Betrachtungsweise zu ändern. Dieses Gefühl, was du als Angst bezeichnest, ist nur da, weil du es lebst, das brauchst du aber nicht, denn es raubt dir Energie. Lerne zu vertrauen. Gib diesem Gefühl der Unsicherheit nicht nach. Du kannst das auflösen, indem du betrachtest, das alles gut ist.

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Ängste auf andere Menschen übertragen? Wie stoppen?

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Vielleicht kannst du deine Ängste von Symptomen aufschreiben statt deinem Gegenüber zu sagen was gerade wieder ist und dann den Zettel weg werfen, immer wieder. Vielleicht könnte das helfen zu lernen, dass es nur Symptome sind und sie dir keine Angst machen müssen. Angst führt zu Symptomen, Symptome zur Angst. Ansonsten lernen, mit der Angst gesünder umzugehen.

Das Übertragen von Ängsten hat mehrere Funktionen:

a) die eigenen Ängste werden dadurch (subjektiv empfunden) sozialisiert
b) die eigenen Ängste sind dadurch leichter zu veranschaulichen
c) es wird als leichter empfunden, anderen zu helfen statt sich selbst
d) man hat das Gefühl, durch die Sorge für den anderen seine eigenen Probleme mitzubehandeln
e) man kommt aus der Opferrolle raus und kommt (vermeintlich) ins Handeln
f) man ist nicht mehr allein (mit seinen Ängsten)...

Wenn man sich diese Auswahl ansieht, erkennt man das strukturelle Muster dahinter: Projektion.

Die Projektion ist das Standardverfahren des menschlichen Geistes: er sieht sich in der Welt und er tut das, um sich zu bestätigen. Bestätigung kommt von Status, von Jemand sein. Wenn jemand vorwiegend aus Ängsten besteht wird er durch die Projektion dieser Ängste auf andere sein Ich-Verständnis stärken und das wird als Kontrolle missinterpretiert.

Natürlich läuft dies alles weitgehend unbewusst ab. Die Lösung geht natürlich in Richtung Film/Projektor abschalten und die Umwelt so wahrzunehmen, wie sie ist. Je länger und achtsamer man dies tut, umso leiser werden die internen Gedankenscharmützel. Je stiller der Geist, desto realistischer das Erleben.

Menschen, die viel Denken, haben auch Angst vor der Geistesstille, deshalb lenken sie sich lieber mit jedem Dreck ab, bevor sie die Stille aushalten müssen. Sich auf sie einzulassen und die Welt eben nicht zu kommentieren ist ein ungewohnter Schritt, aber einen Versuch wert.

Moo, danke für deinen wertvollen Beitrag.





Dr. Christina Wiesemann
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