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Hey zusammen,

da ich in der Vergangenheit ganz gerne meditiert habe und auch viele Menschen und Studien darauf schwören, würde ich gerne weiterhin meine (Achtsamkeit) Meditation durchführen, habe aber aktuell da ein bestimmtes Problem:

Bei der Meditation kamen negative Gedanken hoch, die ich als Angstvoll bzw. sehr unangenehm empfunden habe. Jetzt verknüpfe ich diese Gedanken mit der Meditation. Jedesmal wenn es um Meditation oder Achtsamkeit geht, habe ich das Gefühl des Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten. Gerade bei Achtsamkeit soll ich mich auf den gegenwärtigen Augenblick konzentrieren, also eben irgendwie gerade NICHT in Gedanken vertieft zu sein, was aber bei mir Druck erzeugt, und das Gegenteil bewirkt.
Macht das Sinn? Geh ich hier irgendwie falsch an die Sache ran? Übersehe ich bei den Techniken was?
Ich würde so gerne meditieren können, um Ruhe zu bekommen und mich von meinen Gedanken nicht mehr so stark beeinflussen zu lassen.

Würde mich über Tipps freuen, vielen Dank.

29.08.2021 09:32 • 31.08.2021 x 1 #1


Hallo joe899,

bzgl. der negativen Gedanken könnte grundsätzlich mein kürzlich verfasster Beitrag (und nachfolgende Diskussion) hier angst-vor-krankheiten-f65/angst-vor-psychose-schizophrenie-t72925-280.html#p2304674 für Dich interessant sein.

Zitat von joe899:
Jetzt verknüpfe ich diese Gedanken mit der Meditation. Jedesmal wenn es um Meditation oder Achtsamkeit geht, habe ich das Gefühl des Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten.

Das hast Du richtig erkannt: Der blaue Elefant ist nichts anderes als die negativen Gedanken. Du kannst allerdings die Bewertung negativ weglassen - dann entspricht es der natürlichen Wahrheit.

Zitat von joe899:
Gerade bei Achtsamkeit soll ich mich auf den gegenwärtigen Augenblick konzentrieren

Ein viel verwendete Floskel, doch wer versteht das schon? Wie, was oder wer ist denn der gegenwärtige Augenblick?

Wichtig: Konzentration und Achtsamkeit sind zwei unterschiedliche Dinge!

Konzentration ist Fokussierung auf einen Sinneskontakt - und somit erstmal wertfrei hinsichtlich eines evtl. beabsichtigten Effektes.

Achtsamkeit im Kontext von Meditation ist vor allem Erkenntnis. Erkenntnis, wie sich die Dinge verhalten, wie der Geist funktioniert - und deshalb nicht mal eben so zu praktizieren. Achtsamkeit ist kein aktives Tun, sondern resultierende Einsicht durch heilsames Leben insgesamt.

Zitat von joe899:
gerade NICHT in Gedanken vertieft zu sein, was aber bei mir Druck erzeugt, und das Gegenteil bewirkt.

Wollen, etwas Nicht zu Wollen führt nicht zur Aufhebung des Wollens. Das erstmal zu akzeptieren und es irgendwann zu verstehen, lindert das Wollen (und das Nicht-Wollen).

Zitat von joe899:
Ich würde so gerne meditieren können, um Ruhe zu bekommen und mich von meinen Gedanken nicht mehr so stark beeinflussen zu lassen.

Auch diesbezüglich empfehle ich die Lektüre des o. g. Links.

Alles Gute und liebe Grüße!

A


Achtsamkeits-/Meditationsproblem

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Zitat von joe899:
Ich würde so gerne meditieren können, um Ruhe zu bekommen und mich von meinen Gedanken nicht mehr so stark beeinflussen zu lassen.

Würde mich über Tipps freuen

Mein Tipp wäre, dass du dich während der Meditation tatsächlich auf Etwas konzentrierst, damit deinen Geist von diesen negativen Gedanken ablenkst und (hoffentlich) diesen Kreislauf durchbrichst.

Ein möglicher Konzentrationspunkt wäre z.B. deine Atmung: du denkst ein während du einatmest und denkst aus während du ausatmest. Natürlich werden dir trotzdem wieder Gedanken durch den Kopf schwirren (das weißt du ja sicherlich) du löst dich dann wiederum von diesen, indem du gedanklich wieder zu deiner Atmung zurückkommst.

Ich könnte mir vorstellen, dass es dir mit dieser Methode besser gelingt zur Ruhe zu kommen.

Noch eine ergänzende Überlegung meinerseits:
In deinem anderen Thread Angst vor der Angst - kann nicht entspannen hatte ich dir eine einfache Atemübung beschrieben, die das Nervensystem beruhigt. Kann es sein, dass dir das zu einfach ist - dass du derzeit auf Teufel komm raus zu viel erreichen willst? Vielleicht enttäuscht oder verärgert darüber bist, dass dir die Mediationen nicht mehr so gut gelingen wie zu der Zeit vor deinen Symptomen?

Ist nicht als Vorwurf gemeint! Nur so ein leiser Verdacht meinerseits. Vielleicht behinderst du dich derzeit selbst, weil du dir zuviel Druck machst?

Ich denke,es geht nicht darum,Gedanken zu unterbinden sondern sie wertfrei zu beobachten.
Ein gutes Mantra lautet in diesem Zusammenang: Ein Gedanke ist nur ein Gedanke und nicht (unbedingt) die Wahrheit.

Du lernst,Deinen Gedanken nicht blind zu glauben und ihnen somit nicht mehr die Macht zu geben,Dich zu steuern.
Indem Du sie beobachtest (Aha,da seid ihr ja wieder ihr angstmachenden Gedanken) entlarvst Du sie und entziehst ihnen die Macht weil Du sie Dir bewusst machst= achtsam wirst,zum Beobachter wirst,das Ruder in der Hand behältst.
Unachtsam wäre es ,sich von den Gedanken mitreissen zu lassen und den Inhalt der Gedanken blind zu glauben,nur weil man dem Gedanken schon lange glaubt.

Viele Menschen haben unbewusst als junger Mensch Glaubenssätze in sich verankert,nach denen sie noch immer leben,ohne sie jemals einem Update zu unterziehen.
Glaubenssätze sind nichts anderes als Gedanken,die man für die Wahrheit hält (Z.B.: Ich bin ein Pechvogel und denen man oft unbewusst) folgt.

Untersuche Deine Gedanken und frage Dich,ob sie wirklich wahr sind bzw. was Dich dazu veranlasst,ihnen Glauben zu schenken.
Ist auch meist Bestandteil einer Verhaltenstherapie.
Hier Literatur dazu:
https://www.amazon.de/Glaubenss%C3%A4tz...296sr=8-3

Zur Meditation selbst: ich persönlich bevorzuge geführte Meditationen ,in denen auch aufkommende Angstgefühle aufgefangen werden,z.B. diese:


Peter Beer ist Autor,Coach,Meditations-und Achtsamkeitslehrer.

Danke an euch allen für eure Antwort.

@Flame Ich finde sehr gut was du geschrieben hast. Gerade die Gedanken als wertfrei zu betrachten und sich nicht mitreissen zu lassen klingt echt gut. Leider schaff ich das (noch) nicht. Wenn negative Gedanken aufkommen (während der Meditation oder generell) kann ich sie oft nicht wertfrei betrachten, sondern lasse mich stark von ihnen runterziehen, im depressiven und ängstlichen Kontext. Ich bin außerdem etwas verwirrt.. Mein Meditationslehrer sagt, dass ich Gedanken oder Gefühle labeln soll, und ihnen sagen soll, okay der ist negative, okay der ist positiv oder okay der ist neutral. Ich glaube der Punkt dahinter ist, die Gedanken zu beobachten und nur Zuschauer davon zu werden, sich aber nicht beeinflussen zu lassen davon. Aber widerspricht das nicht so bisschen das wertfreie Behandeln der Gedanken? Wenn ich ein Gedanke als negativ kennzeichne, dann gib ich ihm doch eine Bewertung oder? Macht das Sinn, was ich meine?

Ich würde es gerne schaffen, Gedanken nicht zu bewerten, sondern sie vorbeiziehen zu lassen, aber viele meiner Gedanken sind z.B. selbstzerstörerisch und sehr schmerzhaft...

Na ja,das ist normal,dass Du grade viele schmerzhafte und destruktive Gedanken hast.
Verurteile Dich nicht dafür,das dauert bis man lernt,die Gedanken zu beobachten und dann zu beeinflussen.

Ich nehme an,dass Dein Behandler Dich erstmal dazu hinführen möchte,die Gedanken überhaupt erstmal bewusst wahrzunehmen.
Denn was man nicht wahrnimmt,kann man nicht beobachten und erst recht nicht beeinflussen...
Was das mit dem Einordnen zum Ziel hat, weiss ich nicht aber es schärft auf jeden Fall Deine Wahrnehmung und das ist gut.

Ich weiss nicht,ob ich das bereits geschrieben hatte aber grade in Akutphasen,wenn es einem besonders schlecht geht,würde ich eher auf geführte Meditationen zurückgreifen.
Eben weil man in dieser Phase Schwierigkeiten hat ,die Gedanken zu ordnen.
Wenn man dann in Negativgedanken abrutscht während der Meditation kann das eine Verschlechterung der Stimmung zur Folge haben.

Spätestens in wenigen Monaten wird es Dir deutlich besser gehen (auch wenn das momentan für Dich schwer vorstellbar ist),die negativen und zerstörerischen Gedanken verschwinden dann von ganz alleine wieder.
Keine Sorge,es ist alles gut so,wie Du es machst.




Dr. Christina Wiesemann
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