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Zitat von Azure:
Ok, dann siehst du es auch als Mittel zum Zweck, und bist da ähnlich pragmatisch wie ich unterwegs...

Ja, so wie manchen Menschen PMR hilft, oder irgendwelche Skills um sich zu regulieren.
Jedenfalls wenn es sich halt darum dreht, mit der eigenen Erkrankung umzugehen oder ohne Erkrankung sich einfach etwas zu widmen, dass einen selbst zumindest nicht schadet.
Meditation oder Yoga oder Sport, alles soll ja einem Zweck als Mittel dienen. Der Zweck kann sein, sich Wohl zu fühlen oder gesünder. Wenn ein Mittel nicht den Zweck erfüllt, wars wohl eher nicht das richtige. Da bliebe dann die Frage, mach ich damit weiter?

Ich hab in Kliniken Menschen erlebt, die haben mit Achtsamkeit nichts anfangen können, was ja okay ist. Aber einige meinten halt, dass wäre blöder Mist und dass ist deren Bewertung, die auch völlig okay ist. Allerdings könnte man diesen Menschen nahelegen, erstrecht mal Achtsamkeit zu versuchen um zumindest anerkennen zu können, dass nur weil sie nichts damit anfangen können, es allgemein kein blöder Mist sein muss. Dann könnten sie zumindest damit leben, dass es Achtsamkeit gibt. Es ist ja auch niemand gezwungen, Achtsamkeit zu praktizieren.

Zitat von Azure:
Ich frage mich, weshalb ich reine Achtsamkeit betreiben sollte - außer als Übung [wobei es dann ja wieder einen Zweck haben würde].

Ich bevorzuge den Begriff Gegenwärtigkeit. Zudem ist das mit der sogenannten bewertungsfreien Wahrnehmung so eine Sache: Wenn man etwas (für) wahr nimmt, bedarf es dafür ja m. E. einer bereits vorgeschalteten Bestimmung oder Benennung. Erst dann kann überhaupt eine Unterteilung in Bewertungskategorien wie gut/schlecht usw. erfolgen.

Deshalb finde ich den Versuch, z. B. zu hören, ohne das Gehörte zu bestimmen oder zu benennen die fruchtreichere Geistesarbeit. Sehr schwierig, aber äußerst lehrreich.

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Achtsamkeit lernen Erfahrungen - im hier & jetzt bleiben

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Danke, moo, generell verstehen/begreifen/bewusstwerden bevor man etwas bewertet und bevor man reagiert hilft manchmal. [Was nicht bedeutet, auch zu erkennen, wo schnelle Reaktion angebracht ist]

Zitat von Azure:
Gestern Nacht schlief ich nach anfänglicher Aufmerksamkeit mit diesem Video ein: widerum actualized.org zum Thema Awareness: [https://youtu.be/ugvMqHkUO-0?si=U_Zl1rLi-uHLXaWd]

Gerade die nächste 30 Minuten angeschaut und empfehle es im Kontext von diesem Thread einfach an alle, die dem englischen mächtig sind und sich etwas Zeit zum Thema Bewusstsein/Achtsamkeit gönnen wollen.

Zitat von Azure:
Gerade die nächste 30 Minuten angeschaut und empfehle es im Kontext von diesem Thread einfach an alle, die dem englischen mächtig sind und sich ...

Und ganz am Schluß des Videos heißt es dann noch, dass ich sowieso nur schlafe... Recht hat er.

Meine Gedanken gerade:
Das ist ein sehr interessantes Thema, sollte ich mich vielleicht wieder mehr damit beschäftigen.
....

Aber bringt mich das nicht genau vom eigentlichen Anliegen - achtsam bzw gegenwärtig sein - weg?

Zitat von hereingeschneit:
Das ist ein sehr interessantes Thema, sollte ich mich vielleicht wieder mehr damit beschäftigen.
....

Aber bringt mich das nicht genau vom eigentlichen Anliegen - achtsam bzw gegenwärtig sein - weg?


Nö weshalb sollte es das? Achtsamkeit hilft dir ja gerade dabei, gegenwärtig zu sein. Und da ist es doch toll, sich regelmäßig zu vergegegenwärtigen, dass es so viel gibt, was uns noch unbekannt ist und was es um uns und in uns noch zu entdecken gibt. Jeden Moment aufs neue. Und dank dieser Fülle ist es auch nicht verwerflich, wenn man mal schläft.

Kommt wohl darauf an, wie man - sich damit beschäftigen - auslegt.

Ich hatte dabei - darüber nachdenken - im Kopf und das hält mich eigentlich von der Praxis ab.

Ich kann mich aber auch damit beschäftigen, indem ich Übungen mache und eben mehr Aufmerksamkeit walten lasse, nur dann brauche ich solche Diskussionen eigentlich nicht, denn ich muss es ja nur tun.


...

Überhaupt fällt mir auf, dass, wenn ich eine Meinung zu etwas haben möchte, etwas beschreiben können möchte, ich mich damit beschäftigen muss. Bringt uns also eine Meinungsbildung weg von der Gegenwart?

Zitat von hereingeschneit:
Überhaupt fällt mir auf, dass, wenn ich eine Meinung zu etwas haben möchte, etwas beschreiben können möchte, ich mich damit beschäftigen muss. Bringt uns also eine Meinungsbildung weg von der Gegenwart?

Das Leben besteht aus Vergangenheit Zukunft und Gegenwart.

Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern. Wir können unsere Entscheidungen nicht mehr rückgängig machen. Aus der Vergangenheit lernen wir, was gut und was falsch war. Wir können ausserdem jetzt ernten, was wir damals gesät haben.
Die Zukunft ist ungewiss und mit einem gewissen Risiko und Ungewissheit verbunden.

Dementsprechend ist das einzige, was zählt die Gegenwart, weil wir hier alles verknüpfen.
Eine Meinungsbildung geschieht somit in der Gegenwart.

Ich persönlich interpretiere die Aussage du sollst im Hier und Jetzt leben so, dass ich mich nicht durch Dinge, die in der Vergangenheit passierten blockieren lassen will, bzw. durch Träumereien und Wünsche das aktuell wichtige vernachlässige.

Zitat von hereingeschneit:
Ich hatte dabei - darüber nachdenken - im Kopf und das hält mich eigentlich von der Praxis ab.

Zumindest mein Leben soll mehr sein -und ist mehr - als die Praxis von Achtsamkeitsübungen.
Zu meinem Leben gehört auch, dass ich mir Gedanken mache, dass ich Muster erkenne, dass ich bewerte. Ich will die Gedanken anderer Menschen verstehen und mir mein eigenes Bild erzeugen.
Das kann man mir so einfach nicht nehmen.

Hierzu gehe ich aber möglichst achtsam durch das Leben. Dies ist genau so ein Bestandteil meines Bewusstseins, wie logisches Schlussfolgern, wie hemmungslos scherzen, und wie tief und fest zu schlafen.

Zitat von Azure:
Das Leben besteht aus Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart.

Und trotzdem findet es stets in der Gegenwart statt. Selbst wenn man sich (gedanklich) in die Vergangenheit oder Zukunft versetzt, tut man dies jetzt.

Daraus schließe ich, dass Vergangenheit und Zukunft letztendlich immer lediglich geistige Konstrukte sind, die im Übrigen selten exakt so waren bzw. sein werden, wie man sie ich einbildet.

Zitat von Azure:
Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern.

Mit dieser Behauptung wäre ich vorsichtig. Wir können zwar Geschehenes nicht mehr ändern, aber das Fazit aus dem Geschehenen, also das, was das Geschehene für uns darstellt (ein-bildet) ist m. E. sogar sehr veränderbar. Ja, es verändert sich sogar ohne unser bewusstes Zutun. Alles, was nach dem Geschehenen erlebt wird, verändert unsere Erinnerung (an das Geschehene).

Zitat von Azure:
Die Zukunft ist ungewiss und mit einem gewissen Risiko und Ungewissheit verbunden.

Auch das Wesen der Zukunft (ungewisses Risiko) ist m. E. Verhandlungssache hinsichtlich unserer momentanen (!) Erlebenskonditionierung.

Je länger man sich mit derlei Aspekten ernsthaft beschäftigt, umso ernüchternder ist die daraus erwachsene Einsicht, dass nichts so ist, wie es ist.

Und immer bleibt zu bedenken, dass auch der Erleber (Ich) mehr als unergründlich ist. Aus dieser Unergründlichkeit eine wie auch immer geartete Gründlichkeit (und in der Folge: Sicherheit!) ableiten zu wollen, muss notwendigerweise fehlerbehaftet sein.

Zitat von Azure:
Eine Meinungsbildung geschieht somit in der Gegenwart.

Jau! Aber sie bleibt ein Bild. Das unmittelbare (also: unbebilderte) (Er-)Leben ist eine ganz andere Sache. Und ich glaube (!), @hereingeschneit wollte darauf hinaus?

Interessant welche Begriffe im Zusammenhang mit Achtsamkeit jetzt schon so aufkamen.
Da wären Gegenwart, beziehungsweise das Gegenwärtige und das könnte man ja „Hier und Jetzt“ nennen. Und in diesem zu bleiben, soll ja durch Achtsamkeit erzeugt werden.

Dann ist ja noch das Bewerten, oder genau gesagt, das Nichtbewerten. Da fiel dann Bestimmen oder Benennen. Und Meinungsbildung. Gerade beim achtsamen Hören wäre ein gezieltes Bestimmen oder Benennen natürlich möglich, aber da soll trotzdem eine Bewertung außen vor gelassen werden. Ein Geräusch das man kennt, oder zu kennen glaubt soll eben nicht bewertet werden, also weder als angenehm oder unangenehm. Denn das kommt ja dem reinen Wahrnehmen in die Quere.

Die Übung wäre also, ich höre ein Geklapper. Von dem kann ich denken, es seien Pferdehufe (das wäre eine Bestimmung oder Benennung) doch das wäre zudem bei weiterhin geschlossenen Augen auch eine Meinung, es wäre meine Meinung, dass da ein Pferd vorbei trabt oder galoppiert. Mach ich die Augen auf, sehe ich womöglich aber jemanden der Kokosnüsse aneinander schlägt. Schließe ich die Augen wieder, höre ich ein Geklapper und wenn ich das nicht bewerte, als angenehm oder unangenehm, dann weiß ich zwei Dinge. Erstens, meine Meinung kann daneben liegen und zweitens, ich weiß was mit Achtsamkeit angedacht ist. Achtsamkeit ist aber auch nur ein Begriff für diese spezielle Übung und hätte auch anders genannt werden können, wenn es dem, der ihn für diese Übung das erste mal verwendet hat, entsprechend passend erschienen wäre.

Achtsamkeit soll also nur Wahrnehmen der Gegenwart, in der man sich ja befindet, sein. Bestenfalls ohne etwas dazuzudenken oder emotional zu aktiv zu werden, dass eine Bewertung dabei herauskommt. Und das ist eben nicht einfach. Auf einer Wiese die Blumen sehen und den Kackhaufen eines Hundes und nicht empfinden, dass die Blume schön ist und der Kackhaufen eklig oder deplatziert, wäre Achtsamkeit in der Erfüllung der sogenannten Übung par excellence. Wenn man noch die Details der Blume und des Kackhaufens sehen kann und sich nicht durch etwas anderes ablenken ließe, wäre es die höchste Form der Achtsamkeit. Und sich dafür die Zeit zu nehmen könnte einen eben regulieren oder runterbringen oder was sonst bezüglich der eigenen Psyche oder auch körperlichen Aktivität (Beruhigung vielleicht) gewünscht ist.

Dennoch ist Achtsamkeit eben nicht für jeden was. So wie an sich alles was man tun könnte um irgendwas damit zu bewirken zu wollen. Am Ende steht aber trotzdem immer ein Erkenntnisgewinn. Zumindest obs einem hilft, oder eher nicht und das ist dann die subjektive Bewertung, die man Anderen als seine Meinung mitteilen kann und wodurch Andere dann der Meinung sein könnten, es wäre wohl dann auch nichts für sie. Eine tatsächliche Erkenntnis könnten die aber nur erfahren, wenn sie es selbst mal versuchen würden.

Zitat von moo:
Und ich glaube (!), hereingeschneit wollte darauf hinaus?

Ich glaube auch.
Danke für die bildliche Beschreibung.
Es tut gut, dich wieder mal zu lesen.

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Dr. Reinhard Pichler
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