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Hallo zusammen, da ich immer noch keinen Therapieplatz habe, hoffe ich auf Schwarmwissen
Mein größtes Angstthema ist auch diesmal wieder das Folgende:
Ich habe Angst davor, weitere Stecken ohne meinen Mann mit dem Auto zu fahren oder längere Zeit ohne meinen Mann zuhause zu sein bzw außerhalb des Hauses unterwegs zu sein, wenn mein Mann nicht zuhause ist.

Er ist also mein sicherer Anker, den ich aktuell (wieder mal) brauche, um mein Leben normal zu leben.
Das Kuriose ist, dass ich wirklich alles mache wie immer, er muss mich also gar nicht unterstützen, nur muss er abrufbar sein. Abrufen muss ich ihn nie, es reicht, dass es ginge. Ich fahre z.B. problemlos alle Autostrecken, sogar gern!, wenn er daneben sitzt. Ich kann mit meinen Kindern alles in unserem Umfeld erledigen, arbeite ganz normal, wenn er zuhause/abrufbar ist. Es geht mir dabei darum, dass er im Falle, dass ich Panik entwickele, kommen könnte, um mich zu beruhigen und ggf. sich um die Kinder zu kümmern, wenn diese bei mir sind.

Wenn ich nicht gerade in einer Angstphase bin, bin ich absolut selbstständig und gerne allein(verantwortlich) und finde es selber so schrecklich, dass ich aktuell so abhängig bin von ihm.

Wie kriege ich das gelöst? Wie kann ich die Sicherheit, die er mir anscheinend allein durch sein abrufbar-sein vermittelt, wieder nur durch mich allein empfinden?

Jemand eine Idee?

26.10.2022 09:03 • 02.11.2024 x 3 #1


48 Antworten ↓


Ich kenne das, Tipp hab ich aber leider keinen für dich. Ich bin grad wieder in einer sehr schweren Phase und kann nicht alleine Spazieren, Autofahren, an Sport der mir vermutlich so gut tun würde ist nicht zu denken weil ich alleine Angst habe. Wenn ich alleine im Auto auf dem Weg in die Arbeit bin hab ich meistens Unruhe und des öfteren auch eine richtige Panikattacke. Bin im Moment sehr verzweifelt.

A


Abhängigkeit von Partner in Angstsituationen - Tipps?

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Ich kenne das auch, mir geht es genau wie dir. Wenn er in der Nähe ist kann ich fast alles ganz normal machen.
Gestern musste er geschäftlich weiters weg und wäre nicht schnell abrufbar gewesen, es hat dennoch prima funktioniert. Außer Sport habe ich alles gemacht ohne Angst.

Vor knapp 2 Jahren ging es mir schonmal so, nach ein paar Therapiesitzungen und Stellung der Angstsituationen war es weg. Nun kam es leider wieder, aber ich weiß es wird wieder weg gehen. Ich fang nächste Woche nochmals eine Therapie an und bin guter Hoffnung.

Zitat von Panicgirl221:
Ich kenne das, Tipp hab ich aber leider keinen für dich. Ich bin grad wieder in einer sehr schweren Phase und kann nicht alleine Spazieren, ...


Ohje, tut mir leid für dich! Hast du jemanden an deiner Seite, der dir in diesen Situationen Sicherheit vermittelt? Zuhause hast du alleine keine Probleme? Was ist deine Angst vor der Situation? Wie bei mir, dass was passiert und du dir nicht selber helfen kannst? Nimmst du Medikamente?

Zitat von TanjaDe:
Ich kenne das auch, mir geht es genau wie dir. Wenn er in der Nähe ist kann ich fast alles ganz normal machen. Gestern musste er geschäftlich ...

Danke dir. Das heißt, du machst es dann einfach? Das ist natürlich der beste Weg
Was ist deine Angst vor der Situation? Wie bei mir, dass was passiert und du dir nicht selber helfen kannst? Nimmst du Medikamente?

Versuchen zu verinnerlichen, dass auch jemand anderes im Notfall helfen könnte, dass es nicht der Mann sein muss.
Sich überwinden lernen, auch vielleicht Fremde um Hilfe zu bitten wenn es einem plötzlich schlecht geht.
Das kann doch jedem mal passieren.
Und wenn es nur darum geht, dass jemand einen aus einem Geschäft nach draußen begleitet,
wenn man Angst hat umzukippen.
Im Kopf die Situation durchspielen....Können Sie mir helfen ? Mir ist nicht gut.....
Wir haben doch alle ein Handy und wir können 112 anrufen, wenn der Mann gerade nicht stand by ist.
Die Rettungssanitäter die dann kämen, kennt man ja auch nicht vorher, auch nicht Ärzte im KH...usw.
Wir wissen uns zu helfen, auch ohne Mann.

Beim Fahren längerer Strecken geht das nicht, außer man kann mal rechts ranfahren und verschnaufen.
Ich habe dann Autobahnen vermieden. Lieber keine Musik anmachen, auch wenn man meint das könne ablenken.
Für mich war das eher Reizüberflutung.

Zitat von Panicgirl221:
an Sport der mir vermutlich so gut tun würde ist nicht zu denken

Den kann man auch mit Videos zu Hause vorm Bildschirm machen, da ist man im geschützen Rahmen.

Hallo @Pauline333

Zitat von Pauline333:
Wie kriege ich das gelöst? Wie kann ich die Sicherheit, die er mir anscheinend allein durch sein abrufbar-sein vermittelt, wieder nur durch mich allein empfinden?

Jemand eine Idee?

Das kann man echt nur üben, solange bis es zur Gewohnheit geworden ist. Natürlich mit Skills, je nach Angstausprägung. Und nicht von jetzt auf gleich alles unabhängig machen, eher Schritt für Schritt und sich bewusst machen, was man geschafft hat und das es machbar ist bzw gar nicht so schlimm ist, wie es der Kopf uns weismachen will. Das passende (erleichternde) Gefühl stellt sich erst später dazu ein.

Hi @Pauline333,

ich kenne das von mir in Angstphasen sehr gut und habe mir auch schon einige Gedanken darüber gemacht.

Zitat von Pauline333:
Abrufen muss ich ihn nie, es reicht, dass es ginge.

Dadurch ruft man ihn bereits ab. Die mit dem ängstlichen Geisteszustand einhergehende Ankerfunktion wirkt einerseits versichernd aber andererseits leider auch selbsterhaltend - eben, weil es funktioniert. Man könnte nun zwei Herangehensweisen erwägen:

1. Den Anker ausweiten auf andere Menschen (siehe oben) oder sogar durch Autosuggestion, dass Dein Mann im Grunde immer für Dich da ist (im generellen Sinn). Er ist quasi ein Teil von Dir bzw. Deines Bewusstseins (was ja im Grunde auch der Fall ist).

2. Die Verbindung Angst+Ankerfunktion versuchen, aufzulösen bzw. zu lockern. Das ist eindeutig anstrengender aber m. E. weitaus tiefgreifender und lehrreicher. Es liegt, wie eingangs schon erwähnt, eine gegenseitige Bedingung vor: Angst braucht den Anker, der Anker wirkt gegen die Angst. Gift und Gegengift, wenn man so will. Der Mann (Anker) steht unterbewusst stets als Gegengift bereit - auch in angstfreien Phasen! Er erfüllt in gewisser Weise die Tavor, die man seit Jahren mit sich rumträgt, aber nie schluckt. Menschen, die sich ihrer Nikotinfreiheit nicht ganz sicher sind, tragen z. B. immer eine letzte (bzw. erste) Z igarette mit sich rum. Das führt zu einer Pseudosicherheit - einer scheinbaren Stabilität durch Instabilität! Diese vage, unterbewusst fragile Situation verhindert jedoch den letzten und entscheidenden Schritt zu echter Unabhängigkeit. Und somit bedingt tragischerweise der Anker den Fortbestand der potenziellen Angst...

Du könntest deshalb mal versuchen, den Spieß umzudrehen und den Anker für die Angst verantwortlich zu machen. Natürlich nur im funktionellen Sinn, nicht Deinen Mann in persona . Praktisch bedeutet das: lehne Deinen Mann explizit als potenzielle Hilfe ab. Dies aus dem Wissen und der Überzeugung heraus, dass Er (als Metapher) längerfristig die Angst am Leben hält.

Damit dies funktioniert, musst Du natürlich wirklich diese gegenseitige Abhängigkeit existenziell verstanden haben, sonst ist es lediglich eine geistige Selbstmanipulation.

Zitat von Pauline333:
Was ist deine Angst


Meine Angst ist klar eine Panikattacke zu erleiden, dass meine Kinder oder andere (außer mein Mann) mich in so einer Lage sehen. Die Panikattacke selbst möchte ich eigentlich nicht raus provozieren, da ich das Herzrasen und den Adrenalinschub einfach schrecklich finde.
Aber ohne über die Grenze wo es ungemütlich wird geht es nicht, als ich das letzte mal die Panikattacke losgeworden bin ging es nur mit dem Gedanken ,,komm halt du Panikattacke, du kannst mich nicht verletzen und hörst gleich wieder auf,,.
Solangsam habe ich den Gedanken wieder, dennoch ich bin im Sport noch etwas eingeschränkt ( auch wenn mein mann da ist) oder alleine einkaufen und spazieren laufen.
Jeden Tag wird es ein Stück besser, manchmal wieder schlechter, davon darf man sich nicht zu sehr beeindrucken lassen

Das Thema kenne ich und habe es auch in der Therapie bearbeitet.

Es dreht sich um das innere Kind, welches nicht genug beachtet wird und Angst hat und überfordert ist. Das innere Kind braucht (vermeintlich) externen Schutz. In der Therapie lerne ich, mir selbst und dem inneren Kind genug Vertrauen entgegen zu bringen, um eigenverantwortlich ohne externen Schutz zu leben.

Überprüf mal für dich ob das zutreffen könnte.

Schonmal vielen Dank, Ihr Lieben, melde mich heute Abend ausführlich!

Hallo @Pauline333,
du beschreibst eigentlich keine Angst, sondern Erwartungsangst (auch als Angst vor der Angst bekannt). Diese ist typisch u.a. für generalisierte Angststörungen, falls sie umfänglich länger als sechs Monate andauert. Ich habe bereits seit zwanzig Jahren damit zu tun. Ich wünsche dir, dass du eigene Verhaltensstrategien, bzw. Prinzipien finden wirst, die den Kreislauf Erwartung - Angst - Erwartung - Angst … unterbrechen. Meine persönliche Erfahrung aus zwei Therapien plus Medikamenten ist, dass vor allem eine selbstfürsorgliche Lebensführung und ein konsequentes Suchen nach Kraftquellen ein guter Puffer gegen Stress sind, der dann den Tunnel in Erwartungsängste, Katastrophendenken und Sorgenketten öffnet. Lass dir Zeit, diese Suche achtsam und mit Ruhe angehen, dann wirst du deine Möglichkeiten finden! Ganz sicher!

@Pauline333

Erstaunlich, dass das so viele kennen, ich bin auch einer davon.
Ich glaube, es gibt keinen Weg daraus, der immer und bei allen geht, weil jeder seinen eigenen finden muss, aber man findet einen.

Man verliert die Ängste nach und nach und da kann von Ablenkung, über Therapie, Sport, Kunst, Meditation, Notfalltricks und so alles helfen, vielleicht vor allem, wenn man wirklich wieder eine Aufgabe hat und nicht nur die schlimme Zeit absitzt und wartet, bis die Rettung wieder da ist, was anfangs definitiv so ist.

Dazu gehört auch, sich nicht nur über den Mangel zu definieren, sondern sich selbst einfach als normalen Menschen zu sehen und auch die starken Seiten, die man hat, nicht zu vergessen. Jeder hat irgendwie ne Leiche im Keller, man selbst denkt immer, die eigenen Probleme seien die schlimmsten, bis man dann merkt, dass das so ziemlich jeder denkt.

Das macht es weniger peinlich, denn Angststörungen sind fast immer extrem schambesetzt. Gestern ging noch alles und bumm, fühlt man sich, wie ein kleines Kind. Ist aber auch eine Chance, das, was man vorher als selbstverständlich angenommen hat, wieder schätzen zu lernen.

Einkaufen ist lästig, wenn man es dann irgendwann das erste mal wieder alleine kann, ist es fast wie ein Olympiasieg. Irgendwie auch eine schöne Lehre in echter Demut.

Zitat von Orangia:
Versuchen zu verinnerlichen, dass auch jemand anderes im Notfall helfen könnte, dass es nicht der Mann sein muss. Sich überwinden lernen, auch ...


Ich habe eigentlich keine Angst davor, dass mir was passiert. Für den Fall würde ich definitiv irgendwen um Hilfe bitten bzw denken, dass mir jemand hilft, wenn ich irgendwo liege oder so.
Ich weiß sehr genau, dass es nur Angstgefühle sind. Damit könnte ich aber niemanden um Hilfe bitten (Entschuldigen Sie, ich habe so Angst, können Sie mich beruhigen?)

Meine Horrorvorstellung ist, dass ich unterwegs vor Angst tichtig ausflippe und dann in die Geschlossene komme. Ist natürlich noch nie passiert und wird vermutlich auch nie, aber das ist meine Angst..

Zitat von moo:
Du könntest deshalb mal versuchen, den Spieß umzudrehen und den Anker für die Angst verantwortlich zu machen. Natürlich nur im funktionellen Sinn, nicht Deinen Mann in persona . Praktisch bedeutet das: lehne Deinen Mann explizit als potenzielle Hilfe ab. Dies aus dem Wissen und der Überzeugung heraus, dass Er (als Metapher) längerfristig die Angst am Leben hält.


Wow, danke für deine ausführliche Rückmeldung und diesen spannenden Rat. Das könnte ein Ansatz sein!
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Zitat von TanjaDe:
Meine Angst ist klar eine Panikattacke zu erleiden, dass meine Kinder oder andere (außer mein Mann) mich in so einer Lage sehen.


Das ist bei mir auch so. Angst, dass andere mich so sehen (und in die Geschlossene einweisen lassen)...
Angst, dass meine Kinder ihre Mutter verrückt erleben und Angst bekommen... das kommt definitiv aus meiner Kindheit. Meine Mutter war manisch-depressiv mlt schweren Manien...

Im Grunde genommen hilft dauerhaft nur die Konfrontation. Ich war früher auch in einer ständigen Angst, nachts allein in unserem Haus sein zu müssen, das war für mich die Horrorvorstellung schlechthin. Dadurch habe ich mich lange abhängig von meinem Mann gemacht. Und dann wurde ich ins kalte Wasser geschmissen. Nach einem
Trigger

Suizidversuch



kam mein Mann von heute auf morgen in die Psychiatrie und ich war auf mich allein gestellt. Die ersten Tage waren schlimm, dazu noch die Sorgen um meinen Mann. Ich dachte, ich schaffe es nicht allein zu bleiben. Aber es wurde von Tag zu Tag besser, so dass ich zum ersten Mal merkte, dass ich völlig unabhängig sein kann. Als er dann zur Kur ging, spürte ich wieder die Angst, aber nicht mehr so heftig wie zuvor und die 5 Wochen waren auch für mich mal eine gute Auszeit um mich intensiv mit mir zu beschäftigen.
Das schlimmste, was man machen kann, ist klammern und vom Partner zu erwarten, dass er auf seine Freiheit verzichten soll. So etwas schadet eine Beziehung sehr, denn der Partner ist kein Betreuer, sondern ein eigenständiger Mensch.
Ich bin dankbar, dass ich das gelernt habe und auch ich bin viel selbständiger geworden, kann alleine weiter weg fahren und fühle mich frei.

Zitat von Grace_99:
Das Thema kenne ich und habe es auch in der Therapie bearbeitet. Es dreht sich um das innere Kind, welches nicht genug beachtet wird und Angst hat ...


Ja, meine Angst, mir selber nicht helfen zu können, ist definitiv eine kindliche Angst. Auch die Angst, für verrückt gehalten zu werden oder meine Kinder zu verängstigen kommt aus meiner Kindheit. Ich habe mit meiner Mutter sehr viel Schlimmes erlebt, wenn sie manisch war. An meine Zeit bis ich 8 war - da hat sie die Familie verlassen - kann ich mich so gut wie gar nicht erinnern.

Ich beschäftige mich deswegen auch mit der Arbeit mit dem inneren Kind und habe Mantren/Affirmationen, die dieses Aspekt bedienen.
Allerdings denke ich, dass ich vor allem klassisch verhaltenstherapeutisch an mir arbeiten muss. Im Sinne von alte Muster auflösen, neue Verhaltensweisen antrainieren.

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Dr. Christina Wiesemann
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