Zitat von Lilly42:Tja, liebe Christiane, das ist ja alles schön und gut, doch dann nenne ihr bitte eine Klinik, die a) so arbeitet, b) nicht weit weg ist von ihrem Wohnort und c) zudem Kinder erlaubt.
Wenn es eine solche Klinik nicht gibt, werde ich es nicht ändern können. Auch nicht, wenn der Beginn irgendeiner Therapie an unerfüllbare Bedingungen geknüpft ist - warum auch immer. Bevor ich noch einmal in eine höchstwahrscheinlich ungeeignete Klinik ginge, würde ich tatsächlich Eigeninitiative und Selbsthilfebücher vorziehen oder notgedrungen meine sonstigen Ansprüche anpassen. Und vielleicht weiß ja doch die Krankenkasse, ob und wo es eine verhaltenstherapeutische Klinik gibt, in die man seine Kinder mitnehmen kann. Jedenfalls sollten die es am ehesten wissen.
Zitat von Lilly42:VT alleine bringt nicht allen etwas, eine klassische Gesprächstherapie auch nicht immer, doch eine Mischung aus beidem, das ist es. Und erfahrungsgemäß kann ich sagen, dass viele Psychologen und /oder Psychotherapeuten mischen, wenn man mal genauer hinter die Kulissen schaut.
Das scheint nur so. Natürlich werden in einer VT auch Gespräche über die Kindheit bzw. Vergangenheit geführt. Und möglicherweise gibt der eine oder andere Tiefenpsychologe auch mal konkretere Handlungsanweisungen. In einigen Aspekte überschneiden sich die Verfahren auch bzw. ergänzen sich. Aber eben nicht in ihren Grundlagen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Therapeuten, die meinen, Aspekte anderer Therapieschulen einflechten zu müssen, das, was sie da tun mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gelernt haben...
Zitat von Lilly42:In welcher Klinik warst Du denn? Vielleicht wäre die was für sie? Berichte uns von Deinen Erfahrungen.
Ich war mit der Diagnose Agoraphobie im Niedersächsischen Landeskrankenhaus Tiefenbrunn (bei Göttingen) - über sechs Monate lang. Kleinkinder durfte man da übrigens mitbringen. Tiefenbrunn arbeitet psychoanalytisch und das bedeutete, dass sie für Angstpatienten schlicht und ergreifend
gar kein konkretes Konzept hatten. Keine Erklärungen, keine Konfrontationsübungen, keine Unterstützung. Wenn ich mich allein etwas nicht traute, sollte ich einfach einen Mitpatienten mitnehmen. Wer mit dem weitläufigen Gelände und verteilten Gebäuden oder mit dem großen Speisesaal ein Problem hatte, der hatte eben Pech. Punkt. Helfen sollte die therapeutische Gemeinschaft und ganz speziell das berühmte Tiefenbrunner Gruppenkonzept. Folge: 2 Mal pro Woche große Stationsgruppe mit 25 Patienten plus Therapeuten und Pflegepersonal. Da machte normalerweise kaum jemand den Mund auf. Über 10 Wochen Kleingruppe mit 5-8 Patienten. Nach welchen Kriterien diese zusammengestellt wurde, wird wohl für immer im Dunkel bleiben, störungsspezifisch war es jedenfalls nicht. Ich war die einzige mit einer Angststörung und auch sonst konnten wir uns da gegenseitig nicht wirklich helfen. Und dann die Einzeltherapie! Am Anfang immerhin zwei Termine die Woche, normalerweise 30 Minuten, in der Urlaubszeit dann nur noch 20 Minuten. Wer in der Kleingruppe war, brauchte nur noch einen Einzeltermin pro Woche à 20 Minuten, in dem auch Organisatorisches geklärt wurde.
Ich habe trotzdem sehr profitiert: Ich hatte früher mal eine VT gemacht und kannte mich zumindest mit Konfrontationsübungen aus. Und ich habe dann tatsächlich in Eigenregie mit Hilfe von Mitpatienten erfolgreiche Konfrontationsübungen gemacht. Dafür hätte ich aber nicht sechs Monate in einem Dreibettzimmer mit Etagenklo und -dusche zubringen müssen, sondern das wäre in einer verhaltenstherapeutischen Klinik in 6-8 Wochen erledigt gewesen oder es hätte sich - wie Sury es vorschlägt - ganz ohne Klinik machen lassen. Übrigens: Eine Verwahrzeit von mehreren Monaten war absolut üblich, ich habe jedenfalls kaum jemanden dort getroffen, der - wenn er blieb - weniger als 5 Monate da war.
Liebe Grüße
Christina