Redeangst und Sprechangst

Für Betroffene peinlich, für Außenstehende verständlich: Die Redeangst oder Sprechangst bereitet mehr Menschen Kopfzerbrechen als die Betroffenen gemeinhin annehmen. Umfragen bestätigen, dass bei weit über einem Drittel der Befragten öffentliches Reden ein mulmiges Gefühl verursacht.
Redeangst Sprechangst

Doch was genau versteht man unter Redeangst? Woher kommt sie, was lässt sich dagegen tun und wie kann man diese Angststörung überwinden oder sogar ganz besiegen?

Was ist Redeangst? – Definition

Es gibt zahlreiche Situationen, in denen Sprechangst auftreten kann. Hierbei handelt es sich um die Angst, vor oder mit anderen Menschen zu sprechen – der Klassiker ist natürlich die Ansprache oder Rede bei einer Veranstaltung. Vor vielen Menschen öffentlich zu sprechen – alle Augen dabei auf den Sprecher gerichtet, alle Ohren lauschen gebannt dem, was gesagt wird – das macht den Betroffenen Angst, die bis hin zur Panik reichen kann. Allerdings muss es nicht immer ein großer Auftritt sein. Bei einer kleinen Feier im Kreise der Familie kann die Redeangst genauso auftreten wie auch im Gespräch mit Freunden oder Bekannten.

Auch am Telefon gibt es die Angststörung, sowie in der Schule, bei einem Meeting und vor allem im Berufsleben und bei der Arbeit.

Wörter und Synonyme die mit der Redeangst gleichzusetzen sind: Sprechangst, Vortragsangst, Angst vor dem Sprechen vor Gruppen, in Besprechungen und allgemein vor Menschen. Fälschlicherweise wird auch Lampenfieber oft mit dieser Angsterkrankung gleichgesetzt.

Die Ursachen – Wie entsteht Redeangst?

Der Auslöser für die „Angst vor dem Reden“ kann oft weit in der Vergangenheit liegen. Bereits in der Kindheit haben viele heute Betroffene für sie traumatische Erfahrungen gemacht.

Aus heutiger Sicht mag es lächerlich klingen, dass ein solches, heute unwichtig erscheinendes Erlebnis zu etwas so Lebensbestimmendem wie massiver Redeangst führt, aber Erlebnisse der Kindheit und Jugend prägen jeden Menschen sehr und die Angst vor Ablehnung ist eine der großen Urängste der menschlichen Psyche.

Die Ursachen für diese Furcht sind aber vielfältig und so könnte ein weiterer Erklärungsansatz darin liegen, dass die Eltern den heute Betroffenen nicht ernst genommen haben.

Wer als Kind mitbekommt, wie die Eltern ständig genervt sind, die Augen verdrehen, unwirsch werden oder lachen wenn das Kind Dinge erzählt, die ihm wichtig sind, der kann automatisch nur wenig Selbstbewusstsein aufbauen. Aber auch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, wie etwa übertriebener Perfektionismus, können dazu führen, dass eine Angststörung entsteht.

Der Film the King´s Speech

Kennen Sie den Film „The King´s Speech“ aus dem Jahr 2011? Falls nicht, dann sollten Sie sich diesen Film als Betroffener oder aber auch als Angehöriger unbedingt ansehen. Im Film geht es um den englischen König George VI., der eine Rede vor seinem Volk halten muss. Er ist aber sehr schüchtern und stottert. Nachdem er bereits eine Vielzahl an Therapien erfolglos abschloss, gelangt er letztendlich an einen Therapeuten der etwas anderen Art und kann mit dessen Hilfe seine Ängste besiegen. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit. Hier der Trailer:

Abgrenzung Lampenfieber zur „Angst vor dem Reden“.

Die Redeangst ist nicht mit Lampenfieber zu verwechseln. Lampenfieber ist in normalem Ausmaß völlig normal. Sprechangst hingegen hat mit Lampenfieber nichts zu tun und ist eine übersteigerte, irrationale Angst, die sich auch nicht einfach wieder beruhigen lässt.

Welche Symptome treten bei der Sprechangst auf?

Bei der Vortragsangst können vielerlei Symptome auftreten.

Psychische Symptome:

  • Negative Gedanken wie „ich werde mich blamieren“, „alle werden mich auslachen“ oder „alle werden etwas Schlechtes von mir denken“
  • panische Angst
  • Gedanken, wie sich die Situation am besten vermeiden lässt

Oft machen geplante Auftritte oder Reden schon lange im Voraus panische Angst, lassen die Betroffenen nicht schlafen und bringen sie dazu, sich alle möglichen Ausreden und Entschuldigungen einfallen zu lassen, wie sie sich der Situation entziehen können.

Körperliche Symptome:

Oft ähneln körperliche wie auch psychische Symptome stark denen einer Panikattacke. Charakteristisch ist jedoch, dass die Betroffenen nicht in der Lage sind, die Angst und vor allem die „Gefahren“ der Redesituation realistisch zu bewerten und Herr ihrer Angst zu werden. Vom Verstand her wissen sie, dass sie nicht in Gefahr sind, können aber trotzdem nichts gegen die Symptome und ihre Angst tun. Die Angst wird für sie übermächtig und bestimmt ihr Leben – berufliche Nachteile werden ebenso hingenommen wie Einschränkungen im Privatleben.

Gleichzeitig verachten sich die Betroffenen für ihre Angst, gegenüber der sie sich so machtlos fühlen. Sie schämen sich dafür und machen sich selbst noch mehr fertig, indem sie sich sagen, dass andere Menschen nicht nur besser reden können als sie selbst, sondern dies auch noch ganz locker und souverän meistern. Die Betroffenen stellen hohe Erwartungen an sich selbst und glauben, dass alle anderen ebenso viel von ihnen erwarten. Hierbei befinden sie sich in einem Teufelskreis zwischen zu hohen Erwartungen an sich selbst und panischer Angst, die sie derart lähmt, dass sie die Situation gar nicht mit Mut angehen können, um ihre Erwartungen überhaupt erfüllen zu können.

Wovor haben die Betroffenen Angst?

Die Betroffenen haben zahlreiche Ängste, die oft gemeinsam auftreten.

Sie befürchten beispielsweise:

  • Kritik zu erfahren
  • nicht anzukommen
  • nicht genau verständlich machen zu können, was sie meinen
  • sich lächerlich zu machen oder zu blamieren
  • keinen Ton herauszubringen
  • zu stottern, zu zittern oder rot zu werden
  • eine in irgendeiner Weise merkwürdige oder unschöne Stimme zu haben
  • eicht ernst genommen zu werden
  • ausgelacht zu werden
  • inhaltlich nur langweiliges oder seltsames Zeug daherzureden

All diesen Ängsten liegt eigentlich die Grundangst vor Ablehnung in irgendeiner Form durch andere zugrunde. Auch wenn die Betroffenen möglicherweise davon überzeugt sind, eigentlich etwas Wichtiges zu sagen zu haben, glauben sie auf der anderen Seite doch, dass sie es anderen Menschen nicht auf eine verständliche Art und Weise vermitteln können. Sie denken, dass sie sowieso abgelehnt werden oder sich peinlich verhalten, ganz egal was oder wie sie etwas vortragen.

Therapie & Medikamente

Welche Behandlungsmöglichkeiten & Strategien gibt es?

Die Behandlung der Redeangst sollte auf keinen Fall medikamentös erfolgen. Medikamente bringen bei der Behandlung der Sprechangst nichts und können allenfalls im ersten Augenblick beruhigend wirken. Sie bekämpfen aber keinesfalls die Ursachen der Angst. Besser ist in diesem Fall eine kognitive Verhaltenstherapie, in der die Betroffenen sehr gute Erfolge verzeichnen können. Die Therapie ist meist eine Mischung aus Ursachenforschung, mentalem Training und der Konfrontationstherapie. Mit der richtigen Strategie lässt sich die Angsterkrankung damit in den Griff bekommen.

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Ganz wichtig – egal, wie sich die Redeangst im Einzelfall äußert – ist es, dass sich die Betroffenen nicht verstecken. Wenn sie sich jemandem anvertrauen und aktiv gegen die Sprechangst vorgehen, haben Betroffene ausgezeichnete Chancen, sich ihrer Angst im Alltag wirkungsvoll entgegenzustellen und sie zu besiegen.

Hypnose & Hypnosetherapie Erfahrungen?

Die Hypnose ist für viele Betroffene oft das letzte Mittel. Es gibt eine große Anzahl an Strategien, die man mit den verschiedenen Hypnosetechniken verfolgen kann. Zielsetzung ist es, sein inneres Gleichgewicht zu finden um gestärkt in einen Vortrag gehen zu können. Oftmals wird auch direkt bei den Ursachen angesetzt. Nicht jeder ist empfänglich für die Hypnose und die gesetzliche Krankenkasse übernimmt diese Form der Behandlung in der Regel nicht. Im Umlauf sind auch einige Hypnose-CD´s, die für Entspannungstechniken und als Coaching dienen sollen. Auf diese CD´s müssen Sie sich ebenso gezielt vorbereiten. Im Alltag, also bspw. bei der Arbeit, im Büro oder im Auto dürfen diese CD´s nicht gehört werden, da Sie dadurch in eine Art Trancezustand verfallen können.

Interessante Beiträge aus dem Forum:

Homöopathie

Da der Einsatz von Homöopathie im Bereich der Angststörungen sehr umstritten ist, möchten wir Sie an dieser Stelle an das Forum verweisen. Sicherlich kann die Homöopathie förderlich bei Unruhe und Blockaden wirken. Ziel ist es oft, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Sofern Sie nicht privat versichert sind und homöopathische Leistungen enthalten sind, wird Ihre gesetzliche Krankenkasse die anfallenden Kosten nicht übernehmen.

Selbsthilfe im Forum

Die Erfahrungen und Berichte der Mitglieder gehen oft weit auseinander, so dass wir uns hier einer Meinung enthalten. Bei einer Angsterkrankung sollten Sie jedoch immer einen erfahrenen Therapeuten aufsuchen!



Hilfreiche Foren-Themen
Autor: Psychic-Redaktion - aktualisiert am
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