Zitat von Christina:Du weißt aber schon, dass es die Therapie nicht gibt, sondern unterschiedliche Verfahren, von denen zwei grundsätzliche Richtungen als wissenschaftlich legitimiert von den Krankenkassen finanziert werden? Und dass Psychologen nicht notwendigerweise Therapeuten und Psychotherapeuten nicht immer Psychologen sind ?
Du weißt aber schon, daß genau DAS von der Psychologie/Psychotherapie vermittelt wird (Du tust es ja selbst weiter unten mit der Verhaltenstherapie), nämlich, daß es DIE Therapie gibt.
Dazu nehme ich alleine diverse Buchtitel her: Erfolgsprogramm gegen Angst, So werden sie ihre Angst los etc. etc. - das impliziert natürlich alles überhaupt nicht, daß es DIE Lösung nicht gäbe.
Wissenschaftlich legitimiert ist in der Psychotherapie genau gar nichts - selbst der Psychotherapiebeirat ist im Vergleich zur Überprüfung von Arzneimitteln z.B. eine absolute Farce. Da wird so gut wie alles wissenschaftlich anerkannt, für das es auf deutsch gesagt irgendeinen Fetzen Papier existiert. Man ist ja förmlich für alles dankbar, was irgendwie nach Studie aussieht und drückt schon mal gerne 1,5 Augen zu, wenn sie methodisch mangelhaft sind. Studien gegen Placebo gibt es ja z.B. fast gar keine und die wären aber in Wahrheit unabdingbar.
Würde die KK z.B. eine fundierte Erfolgskontrolle machen, dann würde die PT genauso schnell verschwinden, wie sie erfunden wurde.
Hier mal ein Zitat aus dem Ärzteblatt von 07/2008:
Wie keine andere Berufsgruppe stehen Psychotherapeuten unter Beobachtung. Vor wenigen Monaten titelte die Gmünder Ersatzkasse, dass die ambulante Psychotherapie den Gesundheitszustand der Patienten nicht oder nur kaum verbessert. In Auftrag gegeben hatte die Kasse ein Gutachten beim Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung in Hannover.
Das Urteil der Gutachter war ernüchternd: Nach den Auswertungen zeigen sich gegebenenfalls nur eher leichte und nicht durchgängig beobachtete Effekte auf die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen. Dass dieses Gutachten unter dem Vorsitz von Professor Friedrich-W. Schwartz erarbeitet wurde, der noch im Jahr 2000 die Psychotherapie zusammen mit Lifestyle-Arzneien aus der GKV verbannen wollte, ist nur ein pikanter Nebeneffekt. Fakt ist, dass aufgrund der schwachen Datenlage die Therapeutenverbänden bislang nur aus der Defensive argumentieren konnten.Zitat von Christina:Psychologie ist eine empirische Wissenschaft. Da ist bllindes Vertrauen nicht nötig.
Psychologie ist eine Pseudowissenschaft. Zur Empirie würde ich Dir empfehlen, ein paar Bücher zu lesen, da würdest Du Dich wundern, was in der Psychologie alles als lege artis gilt, wofür empirisch oft sogar genau das Gegenteil bewiesen wurde. Das schlimme daran ist aber, daß Schaaren von Leuten damit in die Irre geführt werden, ihnen etwas ohne jede Grundlage eingeredet wird usw. usw.
Wenn ich alleine daran denke, welcher Unfug in der Traumabehandlung betrieben wird, wird mir schlecht. Es ist längst durch mehrere Studien belegt, daß für eine Vielzahl von Menschen Traumabehandlung kontraproduktiv ist. Schlag nach bei 09/11 - da haben alle erwartet, daß die Leute in Schaaren in eine Therapie pilgern werden und selbst als es im psychologisiertem Amerika aggressiv beworben wurde, ist kaum jemand hingegangen.
Es gibt Untersuchungen zu Flugzeugabstürzen, wo genau jene Menschen psychisch am wenigsten stabil waren, die in Folge eine PT machten usw. usw.
Man wird Menschen mit Sicherheit nicht helfen können, wenn man diese Fakten stur ignoriert und meint man könne jedem mit 0815-Methodik und pseudowissenschaftlichen, Theoriegebäuden weiterhelfen.
Zitat von Christina:Die Erfolgsquoten von VT liegen z.B. weit über 80 %.
Super, das ist genau so eine Aussage, die wiederum durch genau gar nichts belegt ist. Für welche Indikation gilt diese Aussage überhaupt ? Und was heißt bitte ca. 80% genau ?
Also bitte fundierte Studien für diese Aussagen angeben, weil andernfalls ist es nämlich nichtssagendes blabla, welches in die Irre führt.
Faktum ist (und dazu braucht man doch bitte nur dieses oder ähnliche Foren studieren): VT ist bei vielen eben nicht wirksam. Vielfach ist sie für mich auch vom gesunden Menschenverstand völlig unschlüssig:
Streß beseitigen, indem man sich immer wieder Streß aussetzt (=Konfrontation) - das soll DEsensibilisieren ? Damit kann man vielleicht eine Spinnenphobie verbessern, aber sicher keine ausgewachsene Angststörung, wo ein Klient schon auf dem Zahnfleisch nagt, weil es sehr wohl auch schon ein körperliches Problem ist oder wird.
Gedanken logisch umprogrammieren, obwohl jedes Kind weiß, daß Angst eben nicht vom Verstand gesteuert wird, funktioniert auch ganz sicher, weil man sich ja auch logisch überlegt hat, daß man Angst bekommt.
Genauso (wie ich schon sagte) die zwanghafte Analyse der Angst, weil es ist ja nicht etwa so, daß die Klienten das nicht schon selbst bis zum Abwinken tun. Deshalb übt man das mindestens 1x pro Woche, schreibt Angsttagebücher und macht die Angst zum Zentrum des Lebens.
Ohne aber jemals die wahren Probleme im Leben anzugehen - und die lassen sich nicht mit 0815-Methodik beheben, das sind auch nicht nur 2 oder 3 und die kennt in Wahrheit auch nur jeder selbst, wenn er eine Sekunde ehrlich ist.
Zitat von Christina:Aber was sog. alternative Verfahren angeht oder Methoden wie die von Frau Bohn, da gebe ich Dir Recht: nicht der Hauch eines wissenschaftlichen Nachweises. Bei Interesse kannst Du ja beim Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie nachlesen, die sind für die Anerkennung von Psychotherapieverfahren zuständig.
Hättest Du das Buch von Fr. Bohn gelesen, dann wüßtest Du, daß sie weder einen wissenschaftlichen Anspruch erhebt, noch für ein alternatives Verfahren wirbt - das ist wenigstens eine klare Aussage und nicht so eine Irreführung wie in der PT. Sie sagt einfach die Wahrheit und ist nicht auf irgendwelche pseudowirksame Methoden festgefahren. Sie beschreibt ihren Weg und sie sieht einiges viel gesamtheitlicher, was ich aus eigener Erfahrung auch wichtig finde. Und so ganz nebenbei rät sie auch niemand, eine Therapie abzubrechen und sie sagt auch niemand, ihr Buch als Evangelium statt einer Therapie anzuwenden.
Gut, daß Du den PT-Beirat erwähnst, der akzeptiert nämlich auch Studien, die mangelhaft sind und zudem überprüft auch kein Mensch, welche Methode ein Therapeut überhaupt anwendet. Was bringt mir also der PT-Beirat, wenn jeder im Nirvana herumtherapieren kann ? Therapien werden nicht kontrolliert, NWs nicht evaluiert (weil es ja eh keine geben kann, nicht wahr - im Zweifelsfall ist halt der Klient schuld).
Du kannst heute zu einem anerkanntem Systemtherapeuten gehen, der Dich ohne Probleme mit irgendeiner esoterischen Quacksalberei volllabert. Und es gibt auch genügend systemische Therapeuten, die mit dieser Methode Angst behandeln, obwohl dem PT-Beirat nicht eine einzige Studie hierzu vorgelegt wurde.
Desweiteren gibt es in der PT null Qualititätssicherung, null Qualitätskontrolle, null Therapeutenüberprüfung und null Erfolgskontrolle.
Das tolle Ergebnis von soviel fundierter Wissenschaftlichkeit kann man dann unter anderem hier im Forum bewundern, wo sich schaarenweise Leute sammeln, die sich teils seit Jahren oder Jahrzehnten in Therapien herumtummeln und sich ganz offensichtlich im Kreis drehen oder gedreht werden.
Zwischen Esoterik und dem, was Du als wissenschaftlich fundierte Therapie bezeichnest, ist in meinen Augen vom Stand der Wissenschaft null Unterschied. Vielmehr ist es keine Wissenschaft, sondern eine Religion und an die kann man glauben oder eben auch nicht. Es wäre nur fein, wenn man nicht immer Gegenteiliges behaupten würde und so tun würde, als wäre alles wunderbar fundiert.
Gäbe es eine einzige Therapiemethode, für die es einen einzigen wissenschaftlichen fundierten Erfolgsnachweis gäbe (die Frage ist ja auch, ob es sowas überhaupt geben KANN), wäre ich der erste, der hingeht. Auf heiße Luft kann ich allerdings verzichten, da kann ich mir bei weitem selbst besser helfen.
Zitat von Christina:Ich habe den Eindruck, dass Du wenig von Psychologie oder von Psychotherapie weißt. Und BTW: Was ist das Buch von Frau Bohn denn anderes als die Illusion der todsicheren 08/15-Methode, die nun jedem helfen soll, der nur blind 28 Euro raustut?
Zu Fr.Bohn: Wie gesagt, ich gebe lieber 28 Euro aus, damit mir einmal die Wahrheit gesagt wird, als jahrelang in eine Therapie zu gehen, die null Nutzen hat.
Nichts anderes tut sie - sie schreibt ausdrücklich, daß ihre Methode eine Hilfe ist, aber nicht DIE Lösung.
Ich habe ja schon mehrere Bücher von Ex-Betroffenen gelesen und die schreiben seltsamerweise alle daselbe: Jahrelange nutzlose Therapien durch die sogenannten Experten, jahrelanges Hoffnung machen durch scheinbare 0815-Lösungen, ehe sie dann auf ganz individuelle Weise ihren Weg fanden und beschwerdefrei wurden.
Und um DAS geht es: Den Leuten klar machen, daß es DIE Lösung eben NICHT gibt und es auch nichts bringt, stur auf irgendeiner Methode zu beharren, weil es angeblich 80% der Menschen hilft (dafür aber in Wahrheit ohnehin kein fundierter Beweis vorliegt).
Alleine dieses sture Beharren bei gleichzeitiger Unwirksamkeit ist einfach fatal.
Ich war zumindest mehrere Jahre in Therapie mit verschiedensten Ansätzen - insofern soll sich jeder selbst ein Bild darüber machen, wieviel ich davon weiß. Und ich habe mich aufgrund meines wissenschaftlichen Berufes auch dafür interessiert, wie wissenschaftlich Psychologie/Psychotherapie eigentlich betrieben wird, weil ich auch ein Interesse daran hatte zu erfahren, wieso es bei mir möglicherweise nicht gewirkt hat. Mit dem allgemeinen blabla der Therapeuten habe ich mich jedenfalls nicht zufrieden gegeben, die haben ja teilweise Realitätsverweigerung pur betrieben und waren unfähig wahrzunehmen, wie es dem Klienten eigentlich geht, obwohl man kein Geheimnis daraus gemacht hat.
Das Ergebnis ist erschreckend. Kurz zusammengefasst könnte man sagen: Man weiß nur, daß man in Wahrheit nichts weiß - vermittelt wird aber genau das Gegenteil, denn heute muß sich jeder ja quasi schon rechtfertigen, wenn er in keine Therapie pilgert, die pseudowissenschaftlichen Ratgeber wachsen wie Unkraut aus der Erde und wenn eine Katastrophe passiert, sind die Psychologen noch vor der Feuerwehr und der Rettung vor Ort, um den Leuten zu sagen, was gut oder schlecht für sie ist.